Die S-Bahn Stuttgart ist mal wieder deutschlandweit die Erste. Gestern hat sie ein neues Testobjekt vorgestellt, das im kommenden Jahr in zwei Zügen auf die Probe gestellt werden soll: Displays im Fenster, über die die Fahrgäste etwa zu Störungen informiert werden. Außerdem können die Passagiere über ihre Smartphones Infos zu ihren Verbindung abrufen und während der Fahrt Kritik üben.
Ein Jahr nach dem Testprojekt kostenfreies WLAN, das die Stuttgarter als erste S-Bahn in einem Ballungszentrum der Bundesrepublik anbieten, tut sich der Verkehrsbetrieb wieder als Pionier hervor. Diesmal mit einer Idee in geradezu futuristischer Optik: „Das ist meines Wissens die erste S-Bahn in Deutschland, die einen Monitor in der Scheibe hat“, erklärte S-Bahn-Chef Dirk Rothenstein im Testfahrzeug in der Werkstatt in Plochingen. An zwei Stellen im Zug ist eine Folie in eine Seitenscheibe eingelassen, auf der die Fahrgäste in Echtzeit etwa über Störungen informiert werden sollen - in Ergänzung zu den regulären Monitoren an der Decke, die den Fahrtverlauf und Anschlussverbindungen anzeigen. Die Mattscheiben sind vandalismussicher. Rothenstein zufolge kostet die Ausstattung zweier Züge 25 000 Euro.
Ab kommender Woche können Passagiere der Linien 4, 5 und 6 mit ein wenig Glück die neue Technik testen. Ende August wird der zweite Zug mit Displays auf die Schiene gesetzt - es sind die beiden WLAN-Testfahrzeuge, die auch für das neue Pilotprojekt herhalten. Zunächst zeigen sie aber noch nicht an, warum die S-Bahn mal wieder Verspätung hat, sondern informieren nur über die digitalen Angebote der S-Bahn Stuttgart. Die Displays sind anfangs noch nicht online.
Die digitalen Produkte, für die die Fenstermonitore in der Startphase werben, bieten dafür schon jetzt das, was künftig auch auf den Scheiben stehen soll: Die Smartphone-App DB Streckenagent informiert Fahrgäste individuell per automatischer Nachricht, ob es zu Verspätungen kommt, warum das so ist und welche Ausweichmöglichkeiten es gibt. Dazu hat die S-Bahn Stuttgart kürzlich vier Mitarbeiter eingestellt, die die Infos unmittelbar weitergeben. „Was für uns zählt sind zufriedene Fahrgäste, die informiert ihr Ziel erreichen“, erklärte einer von ihnen, Fahrgastinformationsmanager Daniel Bauer.
Damit setzt die S-Bahn ihre Ankündigung um, die Fahrgastinformation zu verbessern. Die App sei ideal für Pendler in der Region, so Rothenstein. Von vergleichbaren Angeboten wie der App des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) unterscheidet sie sich durch die individuelleren selbstständigen Benachrichtigungen, bei denen man bestimmte Strecken aber auch Fahrzeiten voreinstellen kann.
Mit ihrem Smartphone können die Bahnfahrer aber nicht nur Infos empfangen, sondern auch geben. Eine weitere Neuerung ist das Analysesystem „Railmate“. Über QR-Codes, die bereits in 30 Fahrzeugen verteilt sind, gelangen die Passagiere auf ein Onlineportal, auf dem sie ihre Fahrt in verschiedenen Kategorien benoten können. Außerdem ist es möglich, frei zu texten - eine Software wertet die Kritik aus und gibt sie weiter. Damit will die S-Bahn unter anderem Mängel schneller beseitigen können, für kleinere Schäden etwa das mobile Werkstattauto gezielt losschicken.
Feedback können Kunden auch zum Fensterdisplay abgeben. Bis Mitte 2018 will die S-Bahn sie testen. Man wolle die Technik im Sinne einer Qualitätsverbesserung nutzen, so Rothenstein. „Und wenn es nicht funktioniert, beenden wir es wieder.“ Für gut befunden wurde dagegen schon das freie WLAN: Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart hat kürzlich die Ausweitung auf die komplette Flotte beschlossen. Im Herbst beginnt die Umrüstung der Züge, 2019 soll sie abgeschlossen sein.