Neue Flüchtlingsunterkunft in Deizisau Foto: Bulgrin

Am Mittwoch sollen die ersten 28 Flüchtlinge in die neue Unterkunft in der Sirnauer Straße in Deizisau einziehen. Insgesamt ist in dem dreistöckigen Gebäude Platz für 90 Personen. Der Landkreis hat es für 1,8 Millionen Euro gebaut und nutzt es zunächst für die vorläufige Unterbringung. Später kann die Gemeinde Deizisau das Haus für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung nutzen.

Von Roland Kurz
Direkt neben der alten Baracke wird deutlich, welchen Qualitätssprung der Holzmodulbau bringt. Innen sorgen Wände und Decken aus Holz für eine „ansprechende Atmosphäre“, findet Peter Keck, der Sprecher des Landrats. Die Ausstattung ist spartanisch. Im großen Gruppenraum stehen einfache Tische, im kleinen Gruppenraum Bierbänke und -tische. In diesem Verwaltungstrakt haben Landratsamt, Arbeiterwohlfahrt und der Hausmeister noch Büros.
Die Flüchtlinge sind in Wohngruppen mit je neun Personen aufgeteilt. Diese übersichtlichen Einheiten hätten sich bewährt, sagt Keck. Sieben Quadratmeter stehen jedem Flüchtling ab Januar 2018 zu. Jede Gruppe hat eine Küche mit robuster Edelstahlspüle und einfachem Vier-Plattenherd. Waschmaschine und Trockner gibt es im Bad. Die Zimmer sind mit zwei oder drei Betten, Tisch, Kühlschrank und Metallspinden ausgestattet.
Die Deizisauer Unterkunft ist das vorletzte Haus, das der Landkreis selbst baut, Anfang 2018 wird in Aichwald das vorläufig letzte Gebäude eröffnet. Monatlich weist das Land noch etwa 80 Flüchtlinge dem Landkreis zu. Die Lage in der vorläufigen Unterbringung habe sich entspannt, sagt Keck. Jetzt gehe es darum, die Notunterkünfte vollends aufzulösen. So werden im Dezember etwa 40 Westafrikaner von der Wernauer Containersiedlung nach Deizisau ziehen. Im Januar folgen 22 Personen aus Esslingen-Zell, wo der Kreis seine 2016 erbaute Unterkunft an die Stadt abtritt, die Plätze in der Anschlussunterbringung braucht.
Die ersten 28 Flüchtlinge, die am Mittwoch kommen, wohnen aber schon in Deizisau in gemeindeeigenen Wohnungen in der Olga- und der Schulstraße. Sie stammen aus Indien und Pakistan. „Die vertragen sich doch nicht“, befürchtet ein Geschäftsmann, der seinen Laden neben der Unterkunft hat. Bislang habe man damit keine Probleme gehabt, erwidert Walter Dietrich, Regionalleiter der Kreisunterkünfte. 90 Flüchtlinge an einem Platz seien „schon viel“, meint Bürgermeister Thomas Matrohs. AWO, Landratsamt, aber auch die ehrenamtlichen Helfer seien da schon gefordert. Er verspricht, etwaige Hinweise der Anlieger ernst zu nehmen. Schwierigkeiten wie im Sommer 2016, als Deizisau die auffälligen Flüchtlinge aus anderen Kreis-Unterkünften übernahm, erwartet Matrohs nicht mehr. Landrats-Sprecher Keck bedankt sich noch einmal: „Wir wissen zu schätzen, was wir an der Gemeinde Deizisau haben.“
Wie lange der Landkreis den Neubau für die vorläufige Unterbringung benötigt, kann Keck nicht genau sagen. Vorgesehen sei bis 2020. Man bleibe im Gespräch mit der Gemeinde, die möglichst frühzeitig Wohnungen übernehmen will, um ihre Quote in der Anschlussunterbringung zu erfüllen. Die alte Baracke soll nicht abgerissen werden. Ehrenamts-Koordinatorin Karolina Altenburger will ein Möbel-Recycling-Projekt und eine Radwerkstatt für Flüchtlinge einrichten. Sie hofft auf Fördermittel der „Aktion Mensch“.

Der Arbeitskreis Asyl heißt weitere Helfer willkommen. Sie können sich an die Koordinatorin wenden: karolina.altenburger@fjbm-bruderhausdiakonie.de oder 0176-343 898 64.