Ob für die Fahrt zum Einkaufen, zum Arzt oder um Besuche zu machen: Vor allem für ältere Menschen ist der Bürgerbus unverzichtbar geworden. Quelle: Unbekannt

Der Aichwalder Bürgerbus verbindet alle fünf Ortsteile und macht Menschen, die kein Auto haben, mobil. Jetzt ist ein neuer Bus fällig.

AichwaldEs war der erste Montag im September 2009 als der Bus zum ersten mal durch Aichwald fuhr“ erinnert sich Albert Kamm, der „Vater“ des Bürgerbusses. Seit 2006 beschäftigte ihn, dass vor allem ältere Einwohner nicht mobil waren. „Das bedeutete für diese Menschen auch, dass sie an vielen Dingen des täglichen Lebens nicht teilnehmen konnten und so die Vereinsamung fort schritt“, sagt Kamm. Ihm war schnell klar, dass diese Aufgabe nur ehrenamtlich möglich war. Denn der Fahrpreis sollte so niedrig wie möglich gehalten werden.

Im Kreis Esslingen gab es bis dahin noch keinen Bürgerbus. „Es war ein langer steiniger Weg, die Hindernisse der Bürokratie zu überwinden, da es ja noch keine Vorbilder gab“, erinnert sich Kamm. Doch nach knapp drei Jahren konnte der Bus seinen Dienst aufnehmen. Eine Fahrt kostet nach wie vor einen Euro, jede der über 30 Haltestellen in den fünf Ortsteilen wird viermal am Tag angefahren. Morgens und mittags jeweils zweimal. Auf der Strecke von Schanbach nach Lobenrot ersetzt der Bus tagsüber den Linienbus und ist dadurch ein Teil des VVS.

Mehr als 30 Fahrer setzen sich ehrenamtlich hinters Steuer. Es gibt einen elektronischen Einsatzplan, in den sich jeder Fahrer eintragen kann. Fahrerin der ersten Stunde ist Anne Duhazé aus Schanbach. „Ich wurde damals von einem Bekannten angesprochen, dass der Bürgerbus Fahrer suche, und da ich sehr gerne Auto fahre und mich auch gerne mit Menschen umgebe, habe ich nicht lange überlegt und spontan zugesagt. Bis heute habe ich es nicht bereut. Auch nach über neun Jahren macht es mir immer noch Spaß“, sagt die 66-Jährige.

Alle Fahrer müssen alle fünf Jahre eine Prüfung ablegen, nur wenn sie besteht, darf weiter fahren. „Für mich ist es nächstes Jahr wieder soweit. Ich denke wenn ich gesund bleibe wird es das letzte mal sein, dass ich meinen Führerschein verlängere“, sagt Duhazé. Früher lag die Altersgrenze bei 70 Jahren, mittlerweile gibt es keine Beschränkung mehr.

Ebenfalls mit viel Spaß bei der Sache ist Michael Neumann. Der SPD-Gemeinderat und frühere Lehrer aus Schanbach fährt seit mehr als sieben Jahren. „Als ich in Pension ging habe ich mit dem fahren angefangen.“ Er erzählt von einer älteren Frau, die jeden Tag vom betreuten Wohnen in Schanbach in die nur 300 bis 400 Meter entfernte Wachkomastation zu ihrem dort liegenden Sohn fährt. „Morgens fährt sie hin und ist dann den Tag über bei ihrem Sohn und abends fährt sie dann wieder zurück.“ Ein mittlerweile gestorbener älterer Mann fuhr jeden Tag von Aichelberg nach Schanbach, um das das Grab seiner Frau zu besuchen. „Gerade für solche Menschen ist der Bus so wichtig und deshalb fahre ich auch“, sagt Neumann. Zwei 88-jährige Frauen wollen von Schanbach nach Lobenrot fahren. „Wir sind mit einer Wandergruppe von Esslingen unterwegs. Die anderen laufen von Schanbach nach Lobenrot in die Gaststätte Waldhorn um Kaffee zu trinken. Da wir das nicht mehr schaffen, nehmen wir den Bus und lassen uns nach dem Kaffee wieder nach Schanbach bringen“, erzählt Walfriede Waage.

Rege genutzt wird das Angebot freitagnachmittags, um zum Einkaufen auf dem Wochenmarkt in Schanbach zu kommen. Hans Schwarz aus Krummhardt erzählt: „Ich war früher Kraftfahrer und seit ich wegen einer schweren Krankheit starke Schmerzmittel nehmen muss, soll ich nicht mehr Auto fahren. Für zwei Euro kann ich von Krummhardt nach Schanbach und zurück fahren um uns mit dem Nötigsten zu versorgen. Das Krummhardter Lädle ist zwar toll, aber es bietet halt kein frisches Gemüse oder Obst.“

Der 87-jährige nutzt den Bürgerbus auch, um zum Arzt nach Schanbach zu kommen, allerdings sei es für ihn ein großes Problem, dass er nicht immer fertig sei, wenn der nächste Bus zurück fährt. Damit er nicht drei Stunden warten müsse, habe er auch schon ein Taxi gerufen. Aber das koste neun Euro. Eine Lösung für dieses Problem hat er aber nicht.

Mehr als 320 000 Kilometer hat der Bus zurückgelegt, umgerechnet ist er damit acht mal um die Erde gefahren. Im nächsten Jahr wird er ausgemustert. „Wir haben uns schon einen neuen bestellt“, berichtet Kamm. Die Gemeine und das Land unterstützen den Verein bei der Anschaffung. „Leider können wir keinen Elektrobus einsetzen, denn auf Grund der Topografie der Gemeinde müssten wir so schwere Batterien einbauen, sodass wir die 3,5 Tonnen überschreiten würden und dann die freiwilligen Fahrer diesen Bus nicht mehr fahren dürften.“ Deshalb verkehrt künftig ein Diesel 6d Temp. „Das zur Zeit sauberste Auto, das verfügbar ist“, sagt der Vereinsvorsitzende stolz.