Großer Bahnhof zum Abschied. Der Elferrat des Narrenbunds muss den Bus für die Fasnetsumzüge nach 45 Jahren verschrotten. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Dass Jugendliche bei der Fasnet in Neuhausen wenig Möglichkeiten haben, ärgerte Annika schon immer. Die junge Frau ist bei den Tanzgarden aktiv und fühlt sich da wohl. „Aber mal ungezwungen was trinken mit Gleichaltrigen ist schwierig.“ Auch Max fand es ärgerlich, „dass Jugendlichen nur die Straße bleibt, weil wir erst ab 18 in die Lokale dürfen.“ Das wird ab Rosenmontag anders. Für die Jugend gibt es am Rosenmontag beim Festplatz ein Zelt, in dem sie sich treffen können.

Präsident Ronald Witt gab nun den Anstoß dafür, im Narrenbund (NBN) eine Jugendgruppe zu gründen. Sein Sohn Justin, in der letztjährigen Kampagne Faschingsprinz und quasi seit seiner Geburt Mitglied im NBN, findet das auch prima: „Wir wollen auch mal unter uns sein.“ Dieses Jahr stellt sich die Jugendgruppe erst mal mit der Fete am Rosenmontag vor - die Bewirtung übernimmt die Maskengruppe Rotenhäne. „Danach setzen wir uns zusammen und überlegen, wie wir die Fasnet für junge Leute noch attraktiver machen“, sagt Patrick.

„Die jungen Leute bringen frischen Wind rein, sie haben tolle Ideen“, schwärmt Uschi Krieger, die erste Vizepräsidentin des NBN. „Und natürlich müssen wir Älteren uns Gedanken machen, wie wir den Nachwuchs für die Fasnet begeistern.“ Nur so könne man die Tradition am Leben erhalten. Von ihren eigenen Kindern weiß Krieger, „dass sich die Generationen in den Maskengruppen zwar gut verstehen, aber junge Leute wollen auch mal alleine sein.“ Sie und Ronald Witt freuen sich, dass so viele Jugendliche dem Aufruf gefolgt sind, eine Jugendgruppe zu gründen.

Richtig professionell sieht schon das Logo aus. Lukas, der an der Esslinger Lazi-Akademie studiert, hat ein starkes Bild entworfen, das Tradition und Neues verbindet. Über dem Schriftzug des Narrenbunds und dem Wappen sind die schwarzen Silhouetten tanzender Jugendlicher zu sehen. In rot-weißer Schrift ist „Jugend“ zu lesen.

Was reizt die jungen Gründungsmitglieder an der Fasnet, die im katholisch geprägten Neuhausen lange gewachsene Tradition hat? „Es ist schön, in der Gemeinschaft Fasnet zu feiern, und das weckt in mir ein Heimatgefühl“, bringt Patrick seine Motivation auf den Punkt. Adrian möchte die Tradition weiterentwickeln und sieht in der Fasnet „viel mehr als Spaß und Party“. Deshalb will er auch Themen zur Sprache bringen, die ihn ärgern. „Wenn man auf der Straße unterwegs ist, sieht man, dass wir in einer Wegwerfgesellschaft leben.“ Er will das Bewusstsein der Hästräger und Fasnets-Fans für Müllvermeidung schärfen. Wichtig ist es dem Narrenpräsidenten Ronald Witt, „dass wir die Anregungen der jungen Leute ernst nehmen und ihre Ideen auch umsetzen.“ Deshalb gibt es einen Jugendrat. Vertreter der Jugend sitzen auch in den Gremien des Narrenbunds. Witt ist überzeugt, dass man die Jugend am besten mit einzelnen Projekten gewinnen kann. „Die Generation Y möchte sich nicht binden und langfristig Verantwortung übernehmen.“ Zudem seien die Schüler und Auszubildenden im Alltag schon so extrem eingespannt. In der Jugend des Narrenbunds soll sich jeder auf seine Weise einbringen dürfen. „Einfach mal nur Spaß haben“, darf nicht zu kurz kommen.

Für die Prunksitzungen am 19., 20. und 27. Januar gibt es noch Karten. Beginn ist am Freitag um 19.11 Uhr und an den Samstagen um 19.33 Uhr. Die Bestellung über die Homepage: www.narrenbund- neuhausen.de

Der Elferratsbus wird verschrottet

Fahrzeug mit Geschichte: Im Frühjahr 1972 kaufte der Narrenbund einen Bus von der Firma Hafermann-Reisen in Witten. Das Gefährt wurde umgebaut. 1973 nahm der Elferrat des Narrenbunds Neuhausen mit dem Gefährt erstmals am Fasnetsumzug teil. Das Fahrzeug ist noch viel älter. Es wurde 1955 erstmals zugelassen.

Brandschutz mangelhaft: Weil unter anderem der Brandschutz bei dem in die Jahre gekommenen Fahrzeug nicht ausreicht, bekommt der Elferratsbus 2018 keine Zulassung mehr. „Deshalb marschieren wir beim Umzug diesmal zu Fuß mit“, sagt Präsident Ronald Witt. Eine Alternative habe man auf die Schnelle nicht finden können. Für das Jahr 2019 macht sich der Elferrat aber schon jetzt Gedanken über eine Alternative mit vier Rädern. Ein ganz großes Problem sind allerdings die Abstellmöglichkeiten. Wenn die SSB-Halle am Bahnhof in Neuhausen wegen der S-Bahn-Verlängerung abgerissen wird, fehlt eine passende Garage.

Ein Bus mit Macken: Die Mitglieder des Elferrats haben ihr Fahrzeug zwar gehegt und gepflegt, aber es hatte Macken. 1990 musste der Elferrat beim Umzug laufen, weil der Bus nicht ansprang. Auch beim Umzug des Landesverbands Württembergischer Karnevalsvereine 1995 sprang das Gefährt nicht an, weil die Temperaturen zu kalt waren. Auch da ging der Elferrat schon zu Fuß. Beim Neuhausener Umzug 2010 streikte der Bus ebenfalls. Da fuhr der Rat bei der Wagenbaugruppe „Die Greifer“ mit.