Mit 63 Jahren wird sich Peter Jahn im April 2018 verabschieden: Er will kein weiteres Mal für das Amt des Bürgermeisters kandidieren.Archiv Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer und Ulrike Rapp-Hirrlinger

Wird er nächstes Jahr ein fünftes Mal antreten? Um Spekulationen vorzubeugen, hat Denkendorfs Bürgermeister Peter Jahn die Frage am Montagabend im Gemeinderat frühzeitig beantwortet: Nach mehr als drei Jahrzehnten sei es Zeit, Neuem Platz zu machen, erklärte der parteilose Rathauschef. Weil es ihm wichtig sei, dass die Gemeinde in geordneter Weise weitergeführt werde, habe er sich entschlossen, bereits jetzt ein Signal zu senden. Im April 2018 endet Jahns vierte Amtsperiode.

Als 30-Jähriger hatte Jahn 1986 die Nachfolge von Walter Dieterich angetreten. Nur ein Amtskollege im Landkreis Esslingen hat mehr Dienstjahre hinter sich: Martin Fritz leitet seit 35 Jahren die Geschicke der Gemeinde Großbettlingen. Bei seiner Erklärung im Gemeinderat betonte Jahn, dass es ihm nicht leicht falle, sich im nächsten Jahr von dem Job zu trennen. „Es waren gute 32 Jahre und die Aufgabe fasziniert mich noch immer. Ich brenne für diesen Beruf und die Entwicklung der Gemeinde.“ Doch im nächsten Jahr werde er 63 Jahre alt.

„Guter Zeitpunkt für einen Schnitt“

Ihm fehle es nicht am Spaß und an der Motivation, sagte Jahn gestern gegenüber der EZ. Natürlich habe er überlegt, wenigstens noch eine halbe Amtsperiode weiter zu machen. Aber da mittelfristig auch in der zweiten Führungsebene der Gemeindeverwaltung altersbedingte Wechsel anstünden, sei es „ein guter Zeitpunkt für einen Schnitt“. Und Demokratie lebe nun mal auch von Veränderungen.

Seine Bilanz als Bürgermeister der 10 000-Einwohner-Gemeinde könne sich sehen lassen, sagt Jahn selbstbewusst. „Wir können da landesweit jedem Vergleich Stand halten.“ Die Gemeinde stehe in allen Bereichen sehr gut da. Jahn verweist darauf, dass vor allem in den Bereichen Bildung und Betreuung in der Vergangenheit viel getan worden sei, um zukunftsfähige Strukturen zu schaffen. Aber auch für die älteren Bürger habe man vieles bewegt. Stolz ist der Rathauschef darauf, dass es in der Gemeinde ein ausgeprägtes bürgerschaftliches Engagement gibt. Dazu zählt er unter anderem die von ihm angestoßene Gründung eines Bürgerbusvereins.

Trotz immenser Investitionen habe Denkendorf keine finanziellen Sorgen. Die Gemeinde ist schuldenfrei und verfügt über Rücklagen in Höhe von rund 20 Millionen Euro. Ob bei den Finanzen oder bei der Infrastruktur - Nachhaltigkeit sei für ihn immer das oberste Prinzip bei der kommunalen Daseinsvorsorge gewesen.

Stets hatte Jahn seinen Blick auch über die Gemeinde hinaus gerichtet. Seit beinahe 20 Jahren ist er Kreisvorsitzender des baden-württembergischen Gemeindetags, um dort, wie er sagt, „die Stimme für die kommunale Selbsterhaltung zu erheben“.

Bei Landratswahl 2008 gescheitert

Die Entwicklung der Filder lag ihm stets am Herzen. Im kommunalen Arbeitskreis kämpft er seit Jahren dafür, dass auf die Bürger der Boomregion keine weiteren Belastungen durch immer neue Großprojekte zukommen. Jahn wirkte in verantwortlicher Position mit an einem Lärmminderungsplan für die Flughafen-Anrainer. Und auf seine Initiative hin wurde der Zweckverband Hochwasserschutz Körsch gegründet. Stets war ihm daran gelegen, eine verbindlichere Form für die kommunale Zusammenarbeit auf den Fildern zu finden. Doch scheiterten diese Pläne bislang am Nein von Leinfelden-Echterdingen und Neuhausen.

Vor neun Jahren hatte Jahn Ambitionen auf ein höheres Amt. In Böblingen wurde ein neuer Landrat gesucht. Doch scheiterte er damals an Roland Bernhard, der seitdem Kreischef in Böblingen ist. Im Gemeinderat löste Jahns Entscheidung Bedauern, aber auch Verständnis aus. „Ihr Einsatzwillen und die Begeisterung sind immer noch zu spüren“, betonte FWV-Fraktionschef Frank Obergöker. Auch der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Peter Nester, bescheinigte Jahn, dass von Amtsmüdigkeit nichts zu spüren sei: „Sie haben in den letzten Jahren noch mal Vollgas gegeben.“ Wilhelm Brandner, der Chef der SPD-Fraktion, ist sicher, dass Jahn Spuren hinterlassen hat: „Vieles wird auch nach Ihrer Amtszeit an Sie erinnern.“