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Jungen und Mädchen verschiedener Konfessionen haben Spaß im Waldheim. In zwei Abschnitten werden die Kinder betreut – größtenteils von ehrenamtlichen Mitarbeitern.

FilderstadtAuch ein ehrenamtlicher Bürgermeister in Vertretung ist ein „richtiger“ Bürgermeister, außerdem sind die 240 Kinder im evangelischen Ferienwaldheim Bernhäuser Forst in solchen Dingen nicht heikel. Ihr Empfang für die grüne Stadträtin Ingrid Grischtschenko aus Leinfelden-Echterdingen und für Stadtrat Willy Stoll aus Filderstadt (Fraktionsgemeinschaft CDU/FDP) hätte nicht begeisterter sein können.

Mitgebracht hatten die beiden Kommunalpolitiker schließlich auch etwas. Das Spike-Ball-Netz mit Ball hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung schon vorher angeliefert, aber nun stand die offizielle Übergabe auf dem Plan. Außerdem war ein Praxistest mit dem hohen Besuch fällig. Zwei Jungs vom Waldheim fackelten nicht lange und bewegten die beiden Bürgermeister zum Mitmachen. Schließlich sollten diese auch mal sehen und erfahren, wie ihr Geschenk funktioniert. Das sei wie Volleyball, erklärte ein Waldheimkind, aber mit einem Trampolin.

Davids Kampf gegen Goliath

Thematisch geht es im Waldheim diesmal um den „Mutanfall“. Was ist Mut? Die Antwort der beiden Mädchen auf der Bühne kam prompt: „Wenn man etwas macht, das man noch nie gemacht hat.“ Nächste Frage: Hast du selbst schon einmal etwas ganz Mutiges gemacht? „Ich habe vor 1000 Leuten gesungen, mit der Gitarre“, antwortete ein Waldheimjunge. Bei der Bibelgeschichte am Vormittag geht es um mutige Menschen aus der Bibel, wie den Hirtenjungen David. Wann war der mutig? Ein Junge hatte gut aufgepasst: „Als er gegen den Riesen Goliath gekämpft hat.“

Ein riesiges Projekt war auch der Neubau des Waldheims im Bernhäuser Forst, erst im Vorjahr wurde es eingeweiht. Inzwischen ist auch die Wandverkleidung fertig und es wurden einige Bäume gepflanzt. Zwei der 14 Gruppenräume wurden versuchsweise mit einer Akustikdecke versehen. Sie ist sehr wirksam, wie sich im alltäglichen Betrieb erwiesen hat. Nun werden die anderen Räume ebenfalls nachgerüstet. Die Endabrechnung des Neubaus fehlt noch. Die evangelische Kirche erwartet 1,25 Millionen Euro Baukosten, das ist ein Viertel mehr als geplant.

Waldheimpfarrer Thomas Binder nannte ganz andere beeindruckende Zahlen: Jedes Jahr kommen in zwei Abschnitten mehr als 400 Kinder ins Waldheim, sie werden von mehr als 100 Mitarbeitern betreut. Matthias Gebhardt ist der einzige Hauptamtliche. Wenn sie Firmen besuche, weise sie immer auf den Sonderurlaub für Mitarbeiter hin, versprach Ingrid Grischtschenko. Willy Stoll machte im Auftrag von Filderstadts OB Christof Traub eine Geräuschpegelmessung.: „Wie gefällt es euch im Waldheim?“ Bei der Antwort hielt sich so mancher Erwachsene lieber die Ohren zu.

Konfession spielt keine Rolle

Wie in den Vorjahren ist der erste Abschnitt gefragter, er ist mit 240 Kindern voll belegt und es gab noch eine Warteliste. Beim zweiten Abschnitt, der am 13. August beginnt, gab es nur 163 Anmeldungen, für einzelne Spätentschlossene ist also noch Platz. Die Konfession spielt keine Rolle, neben vielen evangelischen Kindern sind in beiden Abschnitten über 60 Katholiken, rund ein Dutzend Muslime und etwa 40 andere Kinder dabei.

Gibt es außer der Hitze, gegen die ein Pool und Wasserschlachten Wunder wirkten, auch noch andere Probleme? Die Bürokratie nimmt nach Einschätzung der Betreuer ständig zu. So wurde fürs Waldheim ein dreißigseitiger Krisen- und Notfallplan erstellt, der jährlich überarbeitet werden muss. Mit den Kindern wurde außerdem eine Brandschutzübung durchgeführt. Immer mehr Teilnehmer haben Allergien, die beim Essen zu beachten sind. Manche Eltern sind sehr unverbindlich und melden ihre Kinder für einzelne Tage ab, was den Zusammenhalt in den Gruppen beeinträchtigt. Andere kriegen vom Waldheim nie genug, auch wenn sie älter werden: Mit 15 Jahren beginnt die duale Ausbildung zum Mitarbeiter, Team 15 genannt. Die meisten Absolventen bleiben im Jahr darauf dabei.