Sabine Brodbeck und Michael Stadtherr geben die unterschiedlichen Komponisten und Epochen klangvoll wieder. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Den feurigen ungarischen Tanz hat ein Italiener komponiert, die Sonate von der glücklichen Luciminia klingt melancholisch und das bekannte Weihnachtslied erzählt eigentlich von der ersten Liebe. Auch in der Musik ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint: Darum ging es beim diesjährigen Konzert der Senioren-Akademie Plochingen, das unter dem Motto „Schönes, Kurioses und Humorvolles aus der Musikgeschichte“ stand.

Jedes Jahr richtet die Senioren-Akademie, die Teil des Plochinger Stadtseniorenrats ist, ein Konzert aus: mal mit Künstlern, die international unterwegs sind, mal mit „Plochinger Musikgewächsen“, wie es Detlef Kollmeier formulierte. Zu letzteren zählen die Violonistin Sabine Brodbeck und Michael Stadtherr, der seit gut einem Jahr Bezirkskantor in der Stadt ist. Beide haben gemeinsam das vergnügliche Programm für eine Stunde entspannter Kammermusik ausgewählt und klangvoll dargeboten.

Die Stücke stammten von fünf „komplett unterschiedlichen Komponisten“ aus drei Epochen und verschiedenen regionalen Zusammenhängen, erläuterte Brodbeck. Allen ist gemeinsam: Sie offenbaren einen etwas anderen, augenzwinkernden Blick auf die Musikgeschichte. So steckt in der „Sonata Representiva“ von Heinrich Ignaz von Biber einige Lust am Komödiantischen. Nachtigall, Kuckuck, Henne und Hahn machen hier die Musik, ebenso wie Frosch und Katze mit eher schrägen Tönen - um dann allesamt von den drei Musketieren vertrieben zu werden.

Sabine Brodbeck spielte die einzelnen Motive vorab an, damit die Zuhörer sie im Stück heraushören konnten. Biber war für seine Zeit ein großer Geigenvirtuose, was er in seinen Kompositionen weidlich auskostete. Er sei dabei „wahrscheinlich ein ziemlicher Angeber“ gewesen, stellte die Violonistin fest. Seiner Karriere zuliebe verschwand er aus seiner ersten Anstellung in Böhmen, indem er von einer Reise nach Salzburg nicht zurückkehrte.

Von Wolfgang Amadeus Mozarts zwölf Variationen über das französische Volkslied „Ah, vous dirai-je, maman“ spielte Michael Stadtherr drei am Klavier, wobei das Publikum die Melodie von „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ hörte. Dieser Text ist aber jünger als die Version von 1781, in der eine junge Frau ihrer Mutter von der ersten Liebe erzählt.

Mit einem romantischen Abendlied von Dvorak als Zugabe machten sich die etwa 60 Zuhörer im Edith-Stein-Saal auf den Heimweg.