Volles Haus beim Partyabend mit der Band Just For Fun. Foto: Karin Ait Atmane - Karin Ait Atmane

Von der Handy-Maultasche bis zum Maultaschen-Bürger – in Wernau gab es die schwäbische Spezialität in x Variationen. Dazu gab es beim Maultaschenfest noch Blasmusik und Partystimmung.

WernauDie Maultasche als schwäbisches Leibgericht ist schon allein ein Grund zum Feiern. Beim Maultaschenfest des Musikvereins Stadtkapelle Wernau gibt es die „Herrgottsbscheißer“ in knapp einem Dutzend Varianten, darunter auch ungewöhnliche Kreationen. Das war aber nicht der einzige Grund, warum es die Wernauer und andere am Wochenende zu Tausenden in die Hauptstraße zog.

Zur Ortsdurchfahrt hin ist die Hauptstraße durch die Bühne und Bauzäune abgeriegelt. Stundenlang bauen Mitglieder und Freunde des Musikvereins am Samstag auf: Platz für rund 2000 Festbesucher auf einmal – bei gutem Wetter kämen die auch zusammen, versicherte der Musikvereins-Vorsitzende Karsten Kabitschke. Er behält recht: Zum sommerlich warmen Partyabend mit Just For Fun wird sich später das Publikum drängen. Die Helfer werden kaum nachkommen mit Bierzapfen und Gläserspülen an diesem Sommerabend, der so warm ist, dass sich die Leute noch um Mitternacht die Füße im kleinen, künstlichen Wasserlauf kühlen.

Eröffnet wird das Fest mit dem Fassanstich, den Bürgermeister Armin Elbl entspannt und fröhlich meistert. „Das ist der einzige, wo ich ab und zu üben kann“, sagt er und gibt danach zusammen mit den beiden Musikvereinsvorsitzenden das erste Fässle als Freibier aus. Das ist beim Maultaschenfest noch Tradition, dafür steht man auch gern Schlange. Besonders verdient haben den kostenlosen Gerstensaft die Anwohner der Hauptstraße. Von ihnen werde das Fest mitgetragen, lobt Elbl – mitten im Stadtzentrum keine Selbstverständlichkeit, zumal das Konzert am Abend bis nach Mitternacht dauert. Das Partypublikum hätte gern noch mehr gehabt.

Zunächst geht es aber weitaus traditioneller zur Sache und die Polkaschwaben auf der Bühne führen dabei vor, dass auch jüngere Musiker Spaß an Marschmusik haben, wenn das Niveau stimmt. Zeitweise tönen sie eher unfreiwillig mit dem Glockengeläut von St. Magnus um die Wette.

Auch die ersten Maultaschen gehen über den Tresen. Die Metzgerei Baur liefert schon regulär drei Varianten davon: klassisch, mit Spinat oder mit Chili, zudem gibt es einen Fleischkäs mit Maultaschenstücken drin. Der Musikverein sorgt für die weitere Verpackung in der Brühe, mit Zwiebelsoße oder geröstet mit Ei. Als Snack direkt auf die Hand heißen sie „Handy-Maultaschen“. „Was auch immer geht, ist der Maultaschenburger“, verrät Claudia Bisinger an der Kasse, „im Laugenweckle mit Zwiebelsoße“. Klingt ziemlich ungewöhnlich, hat aber eine gewisse schwäbische Logik.

Pommes oder Rote sind zwar ebenfalls zu haben, aber „das Hauptessen sind schon die Maultaschen“, sagt Kabitschke. Sie sind schließlich der Ursprung des Festes: Nachdem die Metzgerei Baur einen Preis für die schwäbische Spezialität gewonnen hatte, kam der Gedanke an ein gemeinsames Fest mit der Stadtkapelle auf, das 2012 zum ersten Mal stattfand. Dazu gehört selbstverständlich Kartoffelsalat, von dem ein Frauen-Team der Stadtkapelle mindestens 200 Kilo fürs Wochenende zubereitet. Die Damen dürfen dafür die Küche der Metzgerei Baur nutzen, die zudem ihre Kühlräume zur Verfügung stellt.

Die Vereinsmitglieder stehen und sitzen auch am Zapfhahn oder Kühlschrank, an der Kasse, der Essensausgabe und der Bar, die am Sonntag zum Kuchenbuffet wird – mit Selbstgebackenem, versteht sich. Sie kümmern sich unter Regie von Jugendleiterin Julia Nannt um die Kinder in der Spielstraße, die basteln, werfen oder mit Fahrzeugen herumkurven. Viel Arbeit, zumal die Stadtkapelle im Juli mit ihrem Jugendkonzert und einem Musical schon zwei weitere Großveranstaltungen gestemmt hat. Aber zum Glück helfen gerade beim Maultaschenfest über den Verein hinaus auch viele Freunde mit, sagt der stellvertretende Vorsitzende Benjamin Frey.

Zum Musizieren haben die Aktiven an diesem Tag allerdings keine Zeit. Das übernehmen ihr Jugendblasorchester und befreundete Musikvereine wie der aus Ingenried, dessen Mitglieder schon am Vorabend beim Partyfeiern alles gegeben haben. Auch die Tanzgruppen vom TSV und vom Ungarndeutschen Folklore-Ensemble freuen sich über das Podium für ihre Auftritte.