Schon die Auswahl der Requisiten hat den Künstlern Eve-Marie und Joachim Ulbrich und Gundula Peyerl (von links) großen Spaß gemacht. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Seit Generationen berührt die Geschichte des Vogelhändlers Papageno und seiner Papagena die Menschen. Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“, die 1791 in Wien uraufgeführt wurde, ist ein musikalisches Märchen. Das möchten Eve-Marie und Joachim Ulbrich, Gundula Peyerl und andere Köngener Musiker den Allerkleinsten nahe bringen. Am Dienstag, 17. Oktober, findet um 15 Uhr im Daniel-Pfisterer-Saal in der Zehntscheuer ein Sitzkissenkonzert statt. Die Idee zu diesem neuen Format hatte Büchereileiterin Tanja Ley. Im Rahmen des Köngener Leseherbsts steht nun die erste Auflage auf dem Plan.

Mit ihren drei Kindern war die Bibliothekarin bei einem Kinderkonzert der Stuttgarter Oper. Ihren Töchtern und dem Sohn habe das richtig gut gefallen. Musiksche Bildung ist für die Mutter schon bei kleinen Kindern unverzichtbar. „Vielen Eltern ist der Weg nach Stuttgart einfach zu weit, zumal dann, wenn sie wenig Berührung mit der Oper haben“, hat Ley erfahren. Weshalb also nicht in Köngen auch ein Sitzkissenkonzert veranstalten? Bei dem Musiker-Ehepaar Eve-Marie und Joachim Ulbrich stieß sie gleich auf offene Ohren. Die beiden leiten in Köngen die Grinio-Akademie. Dort unterrichten sie Musiktalente. Opernsängerin Gundula Peyerl, die mit ihrer Familie ebenfalls in Köngen lebt, arbeitet dort als Dozentin.

Ruhig sitzen fällt den Kleinen schwer

„Es ist eine Herausforderung, sich auf kleine Kinder im Publikum einzulassen“, findet Peyerl. Die Sopranistin, die an der Wiener Kammeroper ebenso engagiert war wie an den Opernhäusern in Aachen und Würzburg, weiß, „dass es den Kleinen schwer fällt, lange ruhig zu sitzen“. Daher findet sie es wichtig, die Kleinen in das Geschehen einzubeziehen. Gemeinsam mit den Ulbrichs hat Peyerl eine 45-minütige Fassung der Oper entwickelt, die Kindern Lust auf klassische Musik machen soll. Mit dabei sind auch die Pianistin Polina Jakovleva und der Bariton Ulrich Wand.

Die Wissbegier der Kinder stillen“ will Joachim Ulbrich, der seit 1999 jeden Sommer als Geiger im Bayreuther Festspielorchester mitwirkt und seit 20111 zweiter Geiger im Frankfurter Hindemith-Quartett ist. Deshalb geht es beim Sitzkissenkonzert auch um die Frage: Was ist eigentlich eine Oper? Dem Geiger, der auch eine Ausbildung als Pädagoge hat, ist es ein Anliegen, schon die Kleinsten an die Klassik heranzuführen. „Und natürlich wollen wir auch die Geschichte erzählen“, sagt Eve-Marie Ulbrich. Die Jungen und Mädchen erfahren im kindgerechten Vortrag, was es mit der Königin der Nacht auf sich hat. Wichtig ist für die Geigerin und Pädagogin aber vor allem das sinnliche Erlebnis. „Die Kinder sollen die Musik einfach genießen.“

Sie möchte den Kindern mit ihren Kollegen nun auch in der Köngener Zehntscheuer ein Opernerlebnis ermöglichen. Um bei Kindern und ihren Familien Schwellenängste gegenüber der ernsten Musik abzubauen, arbeiten Ulbrich und ihre Kollegen schon seit Jahren mit Kindergärten zusammen. Mit Schülern der Burgschule und der Grinio-Akademie haben die Musik-Profis Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ auf die Bühne der Zehntscheuer gebracht. Sogar das fantasievolle Bühnenbild haben die Schüler selbst gestaltet. Die „Oper von Kids für Kids“ kam beim Publikum sehr gut an.

Die Welt des Vogelhändlers

Liebevoll haben die Künstler für das Sitzkissenkonzert Requisiten und Kostüme gestaltet. In den Opernhäusern, in denen sie sonst gastieren, gibt es dafür eigene Abteilungen. „Ich freue mich darauf, so viele Rollen zu verkörpern“, schwärmt Sopranistin Peyerl. Ihr hat es Spaß gemacht, sich mal selbst Kostüme auszudenken. Die gesamte Ausstattung bringen die Künstler mit. Eve-Marie Ulbrich hat viele Requisiten besorgt; ein hübscher, weißer Vogelkäfig soll die geheimnisvolle Welt des Papageno symbolisieren. „Der Rest passiert dann in der Fantasie der kleinen Zuschauer“, ist die Künstlerin überzeugt. Die abendfüllende „Zauberflöte“ auf 45 Minuten zu reduzieren, findet sie spannend.

Nicht nur Bibliothekarin Ley, auch die Musiker träumen davon, die Sitzkissenkonzerte fest etablieren zu können - ein bis zwei Nachmittage will die Bücherei im Jahr veranstalten. Am Dienstag dürfen die Kinder auf Stühlen sitzen. „Wer mag, darf sein Kissen mitbringen oder sich auf einen Stuhl setzen.“

Das Sitzkissenkonzert beginnt am Dienstag, 17. Oktober, um 15 Uhr im Daniel-Pfisterer-Saal in der Zehntscheuer Köngen. Der Eintritt kostet 4 Euro. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Karten gibt es unter Tel. 0 70 24/93 85 00.