Cornelia Maier, Ev-Marie Lenk und Gerlinde Maier-Lamparter (von links) investieren viel Freizeit in den Weltladen. Foto: Kaier - Kaier

Fair gehandelte Ware gibt es seit fünf Jahren in der Köngener Fußgängerzone. Mit Bildungsangeboten für die Verbraucher will das Weltladen-Team auch das Bewusstsein für eine gerechtere Welt schärfen.

Köngen Mit improvisierten Marktständen begann die Geschichte des Köngener Weltladens in den 1980er-Jahren. Da verkauften Jugendliche im Freien Kaffee, Tee und Jutetaschen aus fairem Handel. Heide Lamparter erweiterte das Projekt ab 2010. Mit einem Team engagierter Mitstreiter bot sie auf dem Markt eine breite Palette aus fairem Handel an. Mit Hilfe der Gemeinde Köngen fand die Gruppe 2013 einen Laden in der Fußgängerzone Hirschstraße, der am 19. Oktober eröffnet wurde. Seit fünf Jahren schreibt das Team nun eine Erfolgsgeschichte. Der Laden lockt Kundschaft aus Köngen und der Umgebung in die Fußgängerzone.

Ev-Marie Lenk, die Vorsitzende des Köngener Vereins „Fair handeln“, verweist auf die bescheidenen Anfänge des Projekts im Jahr 1976. Unter der Regie des damaligen evangelischen Pfarrers Klaus Thierfelder beschäftigte sich der Arbeitskreis „Neuer Lebensstil“ mit Frieden und Gerechtigkeit auf der Erde. Den Mitgliedern ging es darum, diese Konzepte im Alltag umzusetzen. Zwar sei der Verein „Fair handeln“ unabhängig, sagt Lenk, die auch Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats ist. Die Anfänge seien jedoch mit der Kirchengemeinde eng verknüpft. Sie freut sich, dass die Gruppe der 43 Helferinnen und Helfer aus unterschiedlichen Lebensumfeldern kommt. Der Laden ist laut Lenk ein schönes Projekt, das die Gemeinde in vieler Hinsicht belebe.

„Jeder hat bei uns seine Schwerpunkte“, erzählt Cornelia Maier, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Dienste an der Ladentheke sind ebenso gefragt wie die Hilfe bei Veranstaltungen oder die liebevolle Dekoration der Auslagen im Laden. Wichtig sind auch Finanzen und eine korrekte Buchhaltung. Maier freut sich, „dass so viele unterschiedliche Talente im Team sind“. Das bereichere die Zusammenarbeit ungemein. Mit großem Elan kümmert sich Gerlinde Maier-Lamparter nicht nur um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Die Köngenerin ist auch in Kindergärten und Schulen unterwegs, um schon Kinder und Jugendliche mit den Prinzipien des fairen Handels vertraut zu machen. „Es macht Spaß, ihnen unsere Inhalte spielerisch zu vermitteln.“ Auch Schülerpraktikanten bildet das ehrenamtliche Team aus. „Das ist zeitintensiv, aber es lohnt sich.“ Immer wieder finden sich dann junge Leute, die den Weltladen auch nach ihrer Schulzeit unterstützen. Bei der Handy-Sammelaktion machten zum Beispiel viele mit. Den Nachwuchs zu schulen und zu pflegen, das ist dem Weltladen-Team ein wichtiges Anliegen. Dafür hat sich Maier-Lamparter selbst weitergebildet. Sie ist Mitglied in der AG Bildung des Weltladen-Dachverbands, macht im Landesarbeitskreis Bildung mit und ist Faire-Kita-Referentin. Das Kinderhaus Regenbogen ist die zweite Einrichtung in ganz Baden-Württemberg, die diese Zertifizierung geschafft hat. Das Konzept mit zu entwickeln und mit Leben zu füllen, macht der Köngenerin großen Spaß.

Diskussionen über Klimawandel

Bildungsarbeit für alle Generationen ist dem Team des Weltladens besonders wichtig. Jüngst war Nelson Perez im Rahmen der Fairen Woche in Köngen zu Gast, um auf die Situation der Quinoa-Bauern in Bolivien aufmerksam zu machen. Wegen des Klimawandels sind die Produzenten dort von extremer Hitze oder von Unwettern betroffen. Der Präsident der bolivianischen Genossenschaft ANAPQUI informierte über die Situation der bolivianischen indigenen Quinoa-Bäuerinnen und -bauern und darüber, wie sie mit den Auswirkungen des Klimawandels umgehen. „Das Thema betrifft uns alle“, sagt Maier-Lamparter überzeugt. Sie freute sich über das riesige Interesse an dem Vortrag. Perez besuchte gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern auch Köngener Landwirte, um sich ein Bild von deren Produktionsbedingungen zu machen. „Der Blick über den eigenen Tellerrand ist wichtig“, sagt Maier-Lamparter. Sie will die Verbraucher dafür sensibilisieren, unter welchen Bedingungen die Produkte, die der Weltladen anbietet, produziert werden. Großen Wert legt das Team auch auf die Schulung der Mitarbeiter. Die Teams, die an der Ladentheke Dienst tun, sollen die Kundinnen und Kunden kompetent beraten. Nicht nur die Herkunft von Kaffee, Mangos, Schokolade oder Tee interessiert die Menschen, die im Laden einkaufen. Sehr gefragt ist auch das Kunsthandwerk, das in Lateinamerika oder Afrika unter fairen Bedingungen produziert wird. Um die Männer und Frauen fit zu machen für den Job im Laden, gibt es ein umfassendes Konzept für die Weiterbildung. Das sei für das Ehrenamt besonders wichtig, findet Ev-Marie Lenk. So gebe der Verein den engagierten Mitarbeitern etwas zurück.

Mit seinen breit gefächerten Angeboten hat der Verein auch den Anstoß gegeben, dass Köngen sich als Fair-Trade-Town zertifizieren ließ. Annegret Häußler vertritt den Weltladen in der kommunalen Steuerungsgruppe, die sich um dieses Konzept kümmert. Ursula Koch, die stellvertretende Leiterin des Bauamts und zuständig unter anderem für Projekte der Lokalen Agenda, ist ein Motor des umfassenden Prozesses. Nicht nur der Weltladen, auch viele andere Köngener Geschäfte, Restaurants und Einrichtungen bieten inzwischen Produkte aus fairem Handel an. „Wir wollen den Gedanken ins Köngener Gemeindeleben tragen“, bringt Koch das Ziel des kommunalen Einsatzes für den fairen Handel auf den Punkt.

Am Freitag, 19. Oktober, um 16.55 Uhr feiert der Köngener Weltladen mit einem Ballonstart auf dem Stöfflerplatz. Der Festakt beginnt um 17 Uhr vor dem Weltladen – da wird unter anderem eine Torte angeschnitten. Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung in der Eintracht-halle statt. Geöffnet hat der Köngener Weltladen montags bis samstags von 9 bis 12.30 Uhr sowie montags, dienstags, donnerstags und freitags von 14.30 bis 18 Uhr. Neue Mitarbeiter sind im Team immer willkommen.

www.fair-handeln-koengen.de