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Groß war der Andrang bei sechsten Kunstverleih der Stadt Ostfildern. In der städtischen Galerie im Scharnhauser Park standen 78 Werke zur Wahl.

OstfildernWas soll man in heutigen Zeiten mit Geld machen? Goldbarren kaufen oder in Whiskey investieren? In Kunst anlegen ist auch eine Möglichkeit, fand Oberbürgermeister Christof Bolay bei der Eröffnung des sechsten Kunstverleihs in der städtischen Galerie Ostfildern. Damit die Bürgerinnen und Bürger aber nicht ganz so tief in die Tasche greifen müssen, können Werke aus der städtischen Sammlung für eine bestimmte Zeit und für einen kleinen Obolus mit in die eigenen vier Wände genommen werden.

Der Andrang am Sonntag war groß. Noch ehe die Türen zum städtischen Kunsttempel um 11 Uhr geöffnet wurden, bildete sich eine große Traube von Menschen, die „was Echtes daheim haben möchten“, wie es eine kunstinteressierte Frau ausdrückte. Schon durch die Glasscheibe hatte sie sich eine Arbeit ausgesucht. Einen bestimmten Platz gibt es auch schon in ihrer Wohnung. Jetzt ist nur noch die Frage, ob sie schnell genug einen „Bepper“ auf das Objekt ihrer Begierde bringt, damit es für sie reserviert ist. Offenbar war sie nicht die einzige, die ein Auge auf dieses Kunstwerk gerichtet hatte. Zur Sicherheit war ihre „künstlerische Beraterin“ an ihrer Seite. Schließlich haben die Besucher die Qual der Wahl zwischen 78 Malereien, Grafiken, Fotografien und einigen Skulpturen verschiedener Künstler, die in den Galerie-Räumen noch bis Dienstag, 22. Oktober, ausgestellt sind.

Sammlung mit 512 Werken

Geplant und durchgeführt wurde der Kunstverleih federführend von Gisela Burgfeld, der ehemaligen Leiterin der städtischen Galerie. Die Sammlung der Stadt umfasst insgesamt 512 Werke, die in 40 Jahren angekauft wurden. Ein Großteil der Originale befindet sich in städtischen Einrichtungen wie in der Festhalle Kemnat, Foyers und Büros der Rathäuser, im Stadthaus Scharnhauser Park, im Kubino und im Geschwister-Scholl-Haus, aber auch im Magazin. Um die Bevölkerung unmittelbar an Kunstaktivitäten teilhaben zu lassen, wird das Kunstlager geöffnet. Bislang hat das gut geklappt. Laut Burgfeld haben alle Bilder die Stippvisite in den Privatwohnungen der Kunstmieter schadlos überstanden.

Obwohl die Ausleihdauer auf vielfachen Wunsch auf nunmehr 33 Monate verlängert wurde, haben sich die Kosten nicht wesentlich erhöht. Sie betragen fünf Prozent des Bildwerts plus 25 Euro Bearbeitungsgebühr, einschließlich Versicherung. Die Verlängerung wurde eingeführt, weil vielen die Trennung nach bislang 21 Monaten nicht leicht fiel, wie Bolay erzählte. Das Kunstwerk wird in der Zeit quasi zum Familienmitglied. Wer Großfamilien schätzt, darf bis zu drei Arbeiten in sein Heim mitnehmen.

„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, lautete das Motto. Die Kunstfreunde mussten schnell sein, um ihre Lieblingswerke zu ergattern. Tobias Ruppert legte einen regelrechten Kurzsprint hin, um als erster den Punkt auf Martina Geists Ölbild zu kleben. „Dafür habe ich trainiert“, scherzt der Ostfilderner Grafiker und Designer, der sich ebenfalls am Sonntag mit sechs weiteren Künstlerkollegen an der Aktion „Ostfilderner offene Ateliers“ beteiligte, die dem Publikum Einblick in die kreativen Keimzellen der Stadt erlaubte.

Nicht so viel Glück war einem Besucher aus Kemnat beschieden. Er hatte sich eine Arbeit von Andreas Opiolka ausgesucht, weil sie ihn an die Maltechnik von Tiepolo erinnert, dessen Werke er unlängst in der Stuttgarter Staatsgalerie gesehen hat. Er wurde dennoch fündig. Die Alternative sei mehr als tröstlich, versicherte der kunstinteressierte Mann, der sich bereits zum zweiten Mal ein Bild in der städtischen Galerie ausleiht. Für Kinder wurde wieder ein spannendes Suchspiel organisiert, an dem sich laut Galerie-Leiterin Holle Nann auch gerne die Erwachsenen beteiligen durften. Es galt, zehn bestimmte Motive in den ausgestellten Arbeiten zu finden. Zur Belohnung gab’s kein Bild, dafür aber etwas Süßes.

Die Werke können am Mittwoch, 23. Oktober, von 16 bis 19 Uhr in der städtischen Galerie abgeholt werden.