In den Sommerferien jobbte Steffen Uebele als Lagerist – mit so einer Ameise lernte er als 15-Jähriger umzugehen. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Friedr.-Dick-Geschäftsführer Steffen Uebele jobbte in seiner Schulzeit unter anderem bei einem Baumarkt in Nürtingen. Dadurch fiel es ihm später leichter, eine Berufswahl zu treffen.

Deizisau/NürtingenMit dem Geldverdienen hat Steffen Uebele, der Geschäftsführer des Messerherstellers Dick, schon ziemlich früh begonnen. „Mit 13 habe ich angefangen, Anzeigenblättchen zu verteilen“, erinnert er sich. Das Taschengeld hatte ihm damals nicht mehr gereicht. „Ich wollte ein zweites Fahrrad haben, mit dem ich auch im Wald herumfahren konnte und an dem ich ein bisschen basteln konnte. Meine Eltern haben das Job-Angebot dann irgendwann in der Zeitung gesehen und mich darauf hingewiesen, dass das doch vielleicht etwas für mich wäre.“ Gesagt, getan. Mehrere Jahre lang drehte Uebele jeden Samstagmorgen mit dem Fahrrad seine Runde – bis zum Mittag mussten alle Ausgaben verteilt sein. „Ich habe das immer als Herausforderung gesehen. Als aktiver Schwimmer war ich immer darauf aus, mich zeitlich von Woche zu Woche zu verbessern“, sagt der heute 48-Jährige. Dass auf seiner Route auch viele Mehrfamilienhäuser standen, sei ein Glücksfall gewesen. „Damals gab es ja auch diese Aufkleber mit ,Bitte keine Werbung’ noch nicht, also konnte ich dort viele Zeitungen loswerden.“ Allerdings: „Bei einigen der Häuser gab es auch entsprechende Hunde“, so Uebele. Da habe er es schon hin und wieder mit der Angst zu tun bekommen. Bezahlt wurde der Job ganz ordentlich – „jedenfalls, wenn man schnell war. Das ging nach Stückzahl und auf Zeit.“

Um sein Taschengeld dennoch weiter aufzubessern – der Bedarf eines Teenagers in den 80ern an Singles, Maxis und Langspielplatten wollte schließlich gedeckt sein – nahm Uebele mit 15 einen dreiwöchigen Ferienjob bei einem Baumarkt in Nürtingen an. „Dort habe ich im Lager gearbeitet, wo ich Ware in die Verkaufsregale einräumen musste“, erinnert er sich. Und nicht einfach irgendwie: „Die Regale mussten ordentlich und für den Kunden ansprechend eingeräumt werden“, weiß er noch. Für diese Arbeit wurde Uebele in die Arbeit mit einer sogenannten elektrischen Ameise eingewiesen. Einen speziellen Führerschein brauchte man dafür nicht, erklärt Uebele. Einfach war der Umgang mit dem Gerät aber zu Beginn nicht. „Es war schwierig für mich, mich an die Ameise zu gewöhnen“, sagt er und fügt hinzu: „Ich muss leider sagen, dass die erste Stunde auch nicht ohne Warenbeschädigungen vonstattengegangen ist.“

Die ungewohnte Arbeit im Baumarkt setzte Uebele als Schüler ziemlich zu. „Als Jugendlicher kann einem so ein normaler Acht-Stunden-Tag schon sehr lang vorkommen. Ich war da anfangs gerade bei der Arbeit im Baumarkt echt froh, wenn ich den Tag hinter mir hatte.“ Dieser und weitere Jobs in metallverarbeitenden Unternehmen zeigten Uebele schon früh, wo seine Interessen und Fähigkeiten nicht liegen. „Ich habe mir da schon irgendwann überlegt, eher in einen kaufmännischen Beruf zu gehen“, so der 48-Jährige. Ohne seine Ferien- und Schülerjobs hätte er das vielleicht aber erst später herausgefunden. Darum: „Wenn sie es schulisch hinbekommen und auch noch genug Zeit für Sport und Freizeit bleibt, sollten Schüler sich durchaus nach einem Job neben der Schule umsehen. „Man lernt dabei, was es bedeutet, sein eigenes Geld zu verdienen. Der Umgang damit und die Wertschätzung von selbst verdientem Geld sind ganz anders, wenn es nicht von den Eltern kommt.“ Die Jobs, die er als Teenager hatte, seien außerdem immer mit dem Fahrrad zu erreichen gewesen, sodass er auch in dieser Hinsicht von seinen Eltern unabhängig gewesen sei. „Ich erinnere mich aber an einen Tag, wo es ein heftiges Gewitter gab – da wurde ich am Ende doch ausnahmsweise von meinen Eltern abgeholt.“ Doch nicht nur das. Schülerjobs bringen Jugendlichen auch eine gewisse Lebenserfahrung. „Man kann dann auch eher mitreden“, sagt er.

In der nächsten Folge berichtet Helmut Hengstenberg, wie er sein erstes Geld verdient hat.