Quelle: Unbekannt

Von Jürgen Kemmner

Lima - Die Rallye Dakar gilt als Königin der Offroad-Langstreckenrennen, deshalb haben Debütanten gehörigen Respekt vor der immensen Herausforderung. Markus Walcher aus Deizisau tritt erstmals an. Seine oberste Devise lautet: Im Ziel in Cordoba ankommen.

Mit einen guten Klebeband kann man die Welt retten. Davon ist Markus Walcher überzeugt. Aber auch wenn es nicht gleich die Welt ist, ganz sicher kann man damit einen havarierten QT Wildcat wieder flott bekommen. In diesem Offroad-Auto ist der Deizisauer bei der Rallye Dakar am 6. Januar in der peruanischen Hauptstadt Lima gestartet. Für den 29-Jährigen, der seit seinem 16. Lebensjahr Rallyes fährt, geht ein Lebenstraum in Erfüllung. Dieser Start und die folgenden 8793 Kilometer sind für Walcher wie ein Etappensieg bei der Tour-de-France für einen jungen Rad-Profi. „All die Rallyes, die ich bisher bestritten habe, fühlen sich nun für mich an, als seien sie Vorbereitung für dieses Abenteuer gewesen.“

Der Dakar-Neuling wird von BF Goodrich unterstützt, der Offroad-Marke von Michelin. Der Reifenhersteller hatte einen Startplatz für einen Neuling ausgelobt, bewerben konnte sich jeder, der über ein Mindestmaß an Rallye-Erfahrung sowie ein Fahrzeug und Team verfügte. Markus Walcher warb für sich im Bewerbungsclip mit den 20 000 Kilometern, die er schon über Schotter, Stock und Stein gebraust war, mit den zweiten Plätzen bei der Carta Rallye in Marokko 2016 und 2017, mit seinen Aktivitäten in den Social Media sowie dem vom Vater geerbten Rallye-Gen. Von 50 Bewerbern kamen zwölf in die engere Auswahl, Walcher erhielt den Zuschlag. „Er ist ein junger Fahrer, der einige Erfahrung hat und bereit ist, mit uns den ganzen Weg zu gehen“, erläutert Anne-Sophie Jarrige, Marken-Managerin von BF Goodrich Europa.

Das Unternehmen übernimmt das Startgeld sowie weitere Kosten von etwa 30 000 Euro, beschafft die Reifen im Wert von 10 000 Euro und öffnet ein Füllhorn an Rallye-Erfahrung. Der frühere Dakar-Sieger Nani Roma bereitete Walcher als Pate akribisch auf das Abenteuer in Südamerika vor, Unterstützung erhielt er zudem von der ehemaligen Rallye-Größe Armin Schwarz. „Das war unbezahlbar, gerade für mich vor meiner ersten Teilnahme“, sagt Walcher. Wertvolle Tipps und Tricks konnte sich der Deizisauer auch von seinem Vater holen. Gerhard Walcher bestritt die Rallye achtmal, sowohl auf dem Motorrad als auch im Unimog. Der 60-Jährige zählt nun zum Serviceteam, zusammen mit einem britischen Fahrzeugtechniker und Andreas Greb, dem Mädchen für alles. „Mein Vater hat seinen Entdeckergeist weitergegeben“, sagt der Junior.

Für ihn ist das oberste Gebot, am 20. Januar in Cordoba in Argentinien anzukommen. Das ist der Wunsch eines jeden Debütanten, das wäre aber auch ganz im Sinne des Sponsors - denn Walcher stellt einen täglichen Rallye-Blog ins Netz, und es wäre eine unrentable Investition in den jungen Fahrer, wenn der den Blog nach einem Ausfall schon frühzeitig beenden müsste. Der Weg ist das Ziel, denn in dem unterlegenen Fahrzeug hat der Neuling gegen die Profiteams von Peugeot, Toyota oder Mini ohnehin keine Chance auf eine vordere Platzierung, wenngleich er seinen QT Wildcat (300 PS/450 Nm) bis auf 180 Kilometer in der Stunde treiben kann. „Mit 180 über Schotter brettern, da wird’s dir schon ganz anders“, sagt Walcher. Der kluge Mann sorgt vor, um bis Cordoba zu kommen. Da sein Service-Team ihm nur im Fahrerlager beim Schrauben am Auto mit Teilen und Werkzeug helfen darf, hat er seine 50 Kilogramm schwere Ersatzteilebox bei einem französischen Lastwagen-Team zugebucht - selbstverständlich gegen Bezahlung. „Damit habe ich ein Backup auf der Strecke“, betont er.

Denn eines weiß auch jeder Dakar-Neuling: Vor einer Panne ist man nie gefeit. Für alle Fälle ist noch das eigene Notfall-Werkzeug mit im QT Wildcat. Seine persönliche MacGyver-Box, wie Walcher sie nach dem erfindungsreichen Serienhelden der späten 1980er-Jahre nennt. In der Letzte-Hilfe-Packung befinden sich neben etlichen Schraubenschlüsseln und einem Akkuschrauber mit zahlreichen Bits sowie diversen Kabeln selbstverständlich auch Kabelbinder und ein stabiles Tape-Klebeband. Damit kann Markus Walcher sicher nicht die Welt retten, aber vielleicht immerhin seinen Traum vom Ankommen in Cordoba.