Mehr Unabhängigkeit vom Busfahrplan

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AichwaldDer Aichwalder Gemeinderat ist sich einig. Gegenüber dem Ärztehaus in Schanbach soll die Verwaltung ein so genanntes Mitfahrbänkle nach Lobenrot aufstellen. Wer dort sitzt signalisiert Autofahrern, die zufällig vorbei kommen, dass er gerne nach Lobenrot mitgenommen werden möchte. Ursprünglich hatte das Mitfahrbänkle die CDU-Fraktion beantragt, doch fanden das auch die anderen Räte sinnvoll. „Der Antrag hat nur den Nachteil, dass er nicht von uns ist“, witzelte Michael Neumann (SPD) und schloss sich ebenso wie die anderen Fraktionen dem CDU-Antrag kurzerhand an.

Bus kommt nur drei Mal am Tag

Begründet hatte die CDU-Fraktion ihren Antrag mit der schlechten Busverbindung von und nach Lobenrot. Die Buslinie 114 fährt den kleinen Aichwalder Ortsteil mit seinen knapp 250 Einwohnern nur drei Mal am Tag an, ergänzt vom Bürgerbus, der vier Mal am Tag Lobenrot und Schanbach miteinander verbindet. „Gerade für Besucher des Ärztehauses wäre das Mitfahrbänkle eine Möglichkeit, unabhängig vom Busfahrplan nach Lobenrot zu gelangen“, hieß es in dem Antrag der CDU, den Marieta Munk den anderen Ratsmitgliedern vorstellte.

Wie ein Blick über den Rand des Schurwalds ins Remstal zeigt, können solche Mitfahrbänkle tatsächlich den öffentlichen Personennahverkehr sehr gut ergänzen. In Remshalden gibt es beispielsweise ein solches Angebot bereits in Buoch, in Winterbach sind die Ortsteile Engelberg und Manolzweiler mit dem Hauptort verbunden und in Weinstadt verbessert das Mitfahrbänkle die Verbindung zwischen Großheppach und Gundelsbach. Weil keine Kommune die einzelnen Fahrten registriert, gibt es auch keine Zahlen dazu, wie oft jemand von einem Mitfahrbänkle aus mitgenommen wird. Dennoch zieht Jan Beck, der Hauptamtsleiter der Stadt Weinstadt, eine positive Zwischenbilanz. „Ich weiß aus Gesprächen, dass das Angebot vor allem am Anfang ganz gut angenommen wurde, und auch heute noch genutzt wird“, versichert Beck.

Dort ist das Mitfahrbänkle im Juli 2016 aufgestellt worden. Die Anregung dazu sei aus der Bürgerschaft gekommen und die Stadt Weinstadt habe die Idee aufgegriffen. Während in Großheppach das Mitfahrbänkle nur das Ziel Gundelsbach kennt, können in Gundelsbach anhand von Schildern verschiedene Ziele eingestellt werden.

In Winterbach haben Sponsoren die drei Bänke im Hauptort und in den beiden Teilorten Engelberg und Manolzweiler mitfinanziert. Auch dort ist die Idee aus der Bürgerschaft gekommen und die Verwaltung hat die Anregung Anfang 2018 aufgegriffen. „Die beiden Teilorte sind nicht ganz so toll an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden“, erläutert Katharina Klafs vom Winterbacher Ordnungsamt die Hintergründe, die letztlich zur Einrichtung der Mitfahrbänkle geführt haben. Die Busverbindungen seien hauptsächlich auf die Schüler ausgerichtet und an den Wochenenden verkehre überhaupt kein Bus.

Gemeinde haftet nicht

Der Aichwalder Bürgermeister Andreas Jarolim sieht das geplante Mitfahrbänkle in Schanbach vor allem als „gute Ergänzung zum Bürgerbus“. Ziel sei es, die Anbindung nach Lobenrot zu verbessern und das mit einem geringen finanziellen Aufwand. Die CDU jedenfalls geht davon aus, dass bis auf die Kosten für eine entsprechende Beschilderung und das Aufstellen der Bank selbst, keine weiteren Kosten für die Gemeinde entstehen. In Lobenrot selbst soll es indes kein Mitfahrbänkle in Richtung Schanbach geben. Vorerst wenigstens, wenngleich dies für Jarolim „durchaus auch eine Überlegung“ sein könnte.

Schon jetzt bitten die CDU und die Verwaltung Autofahrer darum, keine Mitfahrer unter 14 Jahren mitzunehmen und weisen darauf hin, dass es sich bei der Mitfahrmöglichkeit um eine Vereinbarung zwischen den Fahrern und den Mitfahrern handelt und die Gemeinde Aichwald nicht haftbar gemacht werden kann. „Ein Unfall, auch mit Personenschäden“ sei über die Kfz-Haftpflichtversicherung abgedeckt.