Willi Heber ist 39 Jahre lang als Gemeinderat im Rathaus ein- und ausgegangen. Nun macht er Jüngeren Platz. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

1980 ist Willi Heber erstmals für die Freien Wähler in den Hochdorfer Gemeinderat gewählt worden. Nur scheidet er mit knapp 73 Jahren aus dem Gremium aus.

HochdorfDer 25. Juni, ein Dienstag, ist für Willi Heber aus Hochdorf ein ganz besonderer Tag. Denn an diesem Tag wird er nach 39 Jahren zum letzten Mal als Gemeinderat am Ratstisch Platz nehmen. Er wird am 7. Juli 73 Jahre alt. „Irgendwann muss man dann auch den Jungen mal die Chance geben, dass sie nachkommen können“, sagt Willi Heber. Auch gesundheitliche Gründe brachten ihn letztlich zu dem Entschluss, bei der Gemeinderatswahl nicht erneut für die Freien Wähler zu kandidieren.

„Das Aufhören fällt mir nicht leicht“, räumt Heber ein. „Das wird sicherlich etwas komisch werden, in die allerletzte Sitzung zu gehen.“ Die neu gewonnene Zeit wolle er dann erst mal nutzen, um gesundheitlich wieder ganz auf die Beine zu kommen. Dem neu gewählten Gemeinderat gibt er mit auf den Weg, parteiübergreifend immer gut zusammenzuarbeiten und sich so gemeinsam für den Heimatort einzusetzen.

Nicht alles dem Zufall überlassen

Am 22. Juni 1980 wurde Willi Heber, der sich als „Ur-Hochdorfer“ bezeichnet, erstmals in den Gemeinderat gewählt, „wie Ulrich Mühlhäuser für die SPD, wir sind schon zusammen zur Schule gegangen und wurden letztlich noch gemeinsam für 30 Jahre im Gemeinderat geehrt“, erzählt Heber. „Der Anlass für mich 1980 erstmals zu kandidieren war die geplante Rohmülldeponie im Gewann Tobel-Leidetswiesen, also im Hochdorfer Wald“, erinnert sich Willi Heber an die Anfänge. „Schon in den 70er-Jahren gab es hierzu einen Arbeitskreis Müll, bestehend aus Hochdorfer und Notzinger Bürgern, die sich gegen dieses Vorhaben des Landkreises vehement eingesetzt haben.“ Da habe auch er sich engagiert.

„Ich wollte nicht alles dem Zufall überlassen und mich stattdessen für meinen Heimatort aktiv einsetzen. Ich hätte anfangs allerdings niemals gedacht, dass ich letztlich fast 40 Jahre im Gemeinderat sitzen würde“, sagt er rückblickend. Für ihn sei die Kommunalpolitik mit Anfang 30 Neuland gewesen: „Da tut man sich anfangs schon schwer, man wächst mit der Zeit aber in seine Aufgaben und die vielseitigen Themenbereiche rein“, sagt der gelernte Maschinenbautechniker. All die Gemeinderatsunterlagen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt haben, hat er aufgehoben und ordentlich in zig Ordnern abgeheftet. „Manche Themen kommen ja immer wieder auf, dann hat man sein Archiv. Das ist sehr hilfreich“, weiß der 72-Jährige aus Erfahrung. Ein engagierter Mensch sei er schon immer gewesen. So gehört er bis heute verschiedenen Vereinen an, 20 Jahre hat er aktiv Tischtennis gespielt.

Bei den Freien Wählern in Hochdorf, deren Ortsverband im Oktober 1980 als FUW (Freie Unabhängige Wählervereinigung) gegründet wurde, ist Willi Heber von der Gründung an mit im Boot. „Die Wurzeln der Freien Wähler reichen bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zurück, da gab es in Hochdorf noch zwei Wählervereinigungen“, erklärt er. „Die Freien Wähler und die Unabhängigen Wähler.“ Bis vor wenigen Jahren war Willi Heber Vorsitzender des Ortsverbands und zugleich Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. Neben den kommunalpolitischen Themen sei der Fraktion auch die Hochdorfer Festkultur immer wichtig gewesen. So organisierten die Freien Wähler 30 Jahre lang beispielsweise die Sonnwendfeier auf den Lauerberg. 2011 fand diese zum letzten Mal statt: „Einer der Hauptgründe waren damals die vielen stark alkoholisierten Jugendlichen“, erinnert sich Heber an das Aus für das Fest.

Pflegeheim ist großes Anliegen

In fast vier Jahrzehnten Gemeinderatstätigkeit standen allerlei Themen auf der Tagesordnung. Maßgeblich mit angestoßen habe seine Fraktion mit einem 1980 gestellten Antrag etwa den Neubau der Breitwiesenhalle: „Früher gab es nur eine alte Sporthalle. 1987 wurde dann die neue Sport- und Festhalle eingeweiht.“ Anlässlich des 25-jährigen Fraktionsjubiläums übergab der Vorsitzende Willi Heber einen Scheck an den damaligen Bürgermeister Roland Erhardt für einen Brunnen hinter dem Rathaus samt Ruhebänkle. Die Ortsvereinsmitglieder selbst bauten zudem 2008 ein Tobelbachbrückle am Waldrand, über das der Bach seit vielen Jahren überquert werden kann.

Ein aktuelles Großprojekt, dass Willi Heber sehr am Herzen liegt, ist die sich im Bau befindliche Amalien-Residenz der Evangelischen Heimstiftung. „Ein Pflegeheim samt Supermarkt auf dem Breitwiesenareal waren 2008 schon mal geplant, wurden damals aber leider per Bürgerentscheid gekippt. Das war wirklich sehr schade und nicht vorausschauend.“ Sehr positiv sei zudem die erfolgreiche Sanierung und Erweiterung des Rathauses, des Feuerwehrhauses, die gut aufgestellte Kleinkindbetreuung im Ort. Auch die Fortschritte bei den Neubaugebiete hebt Heber hervor. Fünf Hochwasser habe er in den vergangenen Jahrzehnten miterlebt, auch dieses Thema sei aktueller denn je. Und das ist nur ein kleiner Auszug der zahlreichen Entscheidungen, an denen Willi Heber in seiner Zeit als Gemeinderat beteiligt war.