Eine kleine rote Insel für Radler, von der sie nicht wegkommen: Die OGL will die Pedaleure künftig über die Fahrbahn und mit einem Schutzstreifen entlang der Esslinger Straße bis zur Einmündung der Fußgängerzone führen. Der Vorstoß stößt auf einmütige Zustimmung bei Verwaltung und Stadträten. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Bei der Frage, wie man das Radeln in und um Plochingen herum attraktiver machen kann, mischen viele mit. Das macht Entscheidungsprozesse nicht einfacher.

PlochingenMit der Frage, wie man das Radfahren in und um Plochingen herum attraktiver und sicherer machen kann, hat sich der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) des Gemeinderats gleich auf drei verschiedenen Ebenen beschäftigt.

Zum einen ging es um die nunmehr vorliegende Machbarkeitsstudie des Radschnellwegs Reichenbach-Stuttgart, die im Plochinger Bereich im Wesentlichen der im November im ATU favorisierten Variante südlich des Bruckenwasens entspricht. Zum anderen ging es um die Vorberatung von insgesamt 44 im Rahmen des Beteiligungsverfahrens kommentierten Maßnahmen, die in eine Radwegekonzeption für den Gemeindeverwaltungsverband Plochingen-Altbach-Deizisau eingehen sollen und über die die Verbandsversammlung Ende April entscheidet.

Nicht zuletzt deshalb, weil diese beiden Ebenen bei manchen der 44 Maßnahmen nicht voneinander zu trennen sind, wurden auf einer dritten Ebene schon einmal die Verbesserungsvorschläge heraussortiert, die die Stadt kurz- oder mittelfristig auf den Weg bringen könnte – auch wenn sie dabei nicht immer selbst Herrscherin des Geschehens ist. Da geht es zum Beispiel darum, mehr, vor allem aber hochwertigere Fahrradabstellplätze im Bahnhofsbereich anzubieten. „Es gibt bereits Gespräche mit der Deutschen Bahn und auch Ansätze“, so der Plochinger Umweltbeauftragte Dietrich Wagner. Man müsse das Thema aber auch im Zusammenhang mit der angestrebten Aufwertung des Bahnhofvorplatzes und des Busbahnhofs sehen. Tatsache sei, dass der Bedarf nach Abstellplätzen dort wirklich hoch sei.

Unbestritten ist aus Sicht der Verwaltung und der Ratsmitglieder auch der Bedarf für einen neuen Belag für den Rad- und Gehweg zwischen Plochingen und Altbach. Dafür ist allerdings das Land zuständig.

Dass die Radwegsituation auch an anderer Stelle der Esslinger Straße alles andere als optimal ist, ist ebenfalls Konsens unterm Dach des Alten Rathauses. OGL-Stadtrat Stefan Kirchner regte an, das per Schild dokumentierte Ende des Radwegs in der Eisenbahnstraße aufzuheben und ihn mit einer Querungshilfe und einer entsprechenden Markierung erst auf den Kreisel zu führen. Dort ist zwar bislang schon ein einsames Rad auf rotem Grund aufgepinselt, das lässt die realen Radler ohne Richtungshinweis aber ziemlich ratlos zurück. Kirchner plädierte erfolgreich dafür, auf dem entsprechenden Streckenabschnitt der Esslinger Straße vom Kreisel bis zur Einmündung der Fußgängerzone, in der der Radweg wieder weiter geht, einen entsprechenden Schutzstreifen für die Radler aufzubringen. Unglücklich waren die Räte auch mit der teilweise sehr unbefriedigend und uneinheitlich angebrachten Beschilderung der Radwege. Vor allem auf den Achsen Stumpenhof-Wernau und Reichenbach-Altbach sehen sie dringend Handlungsbedarf. Laut Wagner plant der Landkreis bereits eine Aktualisierung des Bestands. Was die Stadt kurz- oder mittelfristig auf jeden Fall selbst umsetzen will, ist die Asphaltierung des Feldwegs in Halbhöhenlage zwischen Plochingen und Reichenbach. Zudem plant die Verwaltung, in der Fußgängerzone 30 neue Fahrradbügel anzubringen und damit die wenig benutzerfreundlichen Felgenklemmen abzulösen.

Von Seiten der CDU kam die Anregung, ob die Stadt nicht doch auch eine innerörtliche Variante des Radschnellwegs in die Planungen mit aufnehmen lassen wolle. „Wir brauchen so oder so eine vernünftige Radwegführung durch die Stadt“, meinte ihr Fraktionschef Reiner Nußbaum. Die könne man sich doch auch über den Radschnellweg finanzieren lassen. Er denkt dabei auch an ein Gleis, das die Deutsche Bahn nicht mehr nutze. Das sah Bürgermeister Frank Buß in mehrfacher Hinsicht skeptisch. Plochingen gehe es nicht so wie Reichenbach, das seine Ortsdurchfahrt ohnehin verkleinern und sich das über den Radschnellweg finanzieren lassen wolle. Außerdem seien Verhandlungen mit der Bahn „eine sehr langfristige Sache, das wissen wir“. Aber vielleicht könne der Verkehrsminister, der ja seinen Radschnellweg wolle, der Bahn mehr Dampf machen als das Plochinger Rathaus, entgegnete Ralf Schmidgall.

Buß verwies aber auch auf das angestrebte Verkehrs- und Mobilitätskonzept, das der Gemeinderat im April voraussichtlich vergeben werde. Man müsse aufpassen, einer Gesamtlösung mit solchen Einzelmaßnahmen nicht vorzugreifen oder sie gar zu konterkarieren. Das sah auch die SPD so. Gerhard Remppis: „Teillösungen taugen hier wenig.“