Seit bald zehn Jahren wird über die Bebauung dieses Hangs unterhalb der Parksiedlung gestritten. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Im Streit über die Bebauung des Hangs unterhalb der Parksiedlung deutet sich nun eine Lösung an.

OstfildernDer nachgebesserte Bebauungsplan könne in Verbindung mit der Shisha-Bar zum „Sündenfall für die Danziger Straße“ werden. Grünen-Stadtrat Jürgen Kleih scheint mit seiner in der April-Sitzung geäußerten Vermutung recht zu behalten. Seit Eröffnung des gastronomischen Betriebs in der früheren „Domäne“ hat sich das Parkproblem in der nordöstlichen Parksiedlung so massiv verschärft, dass sich die Stadt Ostfildern und die Hofkammer als Investor nun offenbar zu einer Kurskorrektur entschlossen zu haben. Darauf lassen die noch vagen Aussagen von OB Christof Bolay in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats schließen. Mit einer neuen Variante des Bebauungsplans ließen sich „einige Dinge beantworten“. Nach den Worten des Rathauschefs könnte die Lösung darin bestehen, „dass wir nicht in die Breite, sondern in die Höhe gehen“. Sprich, das frühere Gärtnerei-Gelände soll nicht zu einer vielgliedrigen Siedlung mit größeren und kleineren Gebäuden werden. Stattdessen wolle man sich auf fünf Geschoss-Wohnungsbauten konzentrieren, so Bolay.

Die Idee ist nicht neu

Bei den Gegnern des Bebauungsplans „Parksiedlung Nord-Ost“ hält sich die Freude über diese mögliche Kehrtwende bislang in Grenzen. So könne die Parkplatz-Problematik vielleicht etwas entschärft werden, meint Horst Idler, der Sprecher der Bürgerinitiative (BI). Aber ein wirklich großer Fortschritt sei der neue Vorschlag nicht. „Schon gar nicht ein Durchbruch.“ Idler ist sich sicher: „Da wird es noch viele bitterböse Diskussionen geben.“

Es habe Gespräche mit der Hofkammer-Projektentwicklungsgesellschaft (HKPE) gegeben, bei denen man gemeinsam einen „konstruktiven Vorschlag“ erarbeitet habe, berichtete der OB im Gemeinderat. Die Variante mit den fünf großen Wohngebäuden ist nicht neu. Sie entspringt einem Entwurf, den ein Architekturbüro vor Jahren beim städtebaulichen Wettbewerb eingereicht hatte. Die HKPE scheint schon damals Gefallen an dieser Lösung gefunden zu haben, denn sie sicherte sich die Rechte an den Plänen mit einem Ankauf. 100 bis 120 Wohneinheiten könnten in den fünf Baukörpern entstehen, sagte Bolay auf EZ-Nachfrage. Das seien etwa genauso viele wie ursprünglich geplant. Doch die für die neue Lösung nötige Infrastruktur könne zu einer Verbesserung der Gesamtsituation und vielleicht auch zu einer Befriedung in der Parksiedlung beitragen, so der OB. Denn es soll nur eine gemeinsame Tiefgarage mit 137 Stellplätzen geben. Eine zusätzliche Zufahrt über die Breslauer Straße, wie zunächst geplant, sei damit nicht mehr nötig. Auch die mächtige Lärmschutzmauer, an der Kritiker Anstoß genommen hatten, könnte wegfallen. Und es ließe sich Platz schaffen für die Autos der Shisha-Bar-Gäste.

Bürgerversammlung geplant

In der öffentlichen Sitzung mochte sich kein Stadtrat zu diesem brisanten Thema äußern. Doch, wie zu hören ist, scheint es im Gremium eine breite Mehrheit für die Kurskorrektur zu geben. Man werde die Bürger bei einer Informationsveranstaltung über die neuen Pläne unterrichten, sagte Bolay, ohne einen konkreten Termin zu nennen. Vermutlich im Januar werde das Thema im Gemeinderat behandelt. Nach den Vorstellungen des OB könnte 2020 ein neuer Bebauungsplan vorliegen.

Im April hatte der Gemeinderat grünes Licht für den im Rahmen eines sogenannten Heilungsverfahrens geänderten Bebauungsplan „Parksiedlung Nord-Ost“ gegeben. Dieses war notwendig geworden, nachdem der Verwaltungsgerichtshof Mannheim die erste Fassung gekippt hatte (wir berichteten). Zentrales Anliegen der Bürgerinitiative ist der Erhalt möglichst vieler öffentlicher Parkplätze in der Danziger Straße. Die Befürchtung der Anlieger: Mit der Bebauung des Hangs unter der bestehenden Siedlung schafft man ein Verkehrschaos, weil es viel zu wenig Parkplätze gibt. Die Eröffnung der Shisha-Bar schmeckt den Parksiedlern im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt nicht. Doch BI-Sprecher Idler sieht das mittlerweile etwas anders: „Eigentlich müssen wir dem Betreiber dankbar sein. Denn seither ist die Situation so unerträglich geworden, dass man handeln musste.“