Der große Chor findet schon nach kurzer Probe zu Harmonie. Die beiden Schlager klingen bei der Party richtig gut. Foto: Krytzner - Krytzner

Den Liederkranz Schanbach gibt es schon seit 120 Jahren. Diesen Geburtstag feierten sie mit einem Konzert in der Schurwaldhalle.

AichwaldStatt der erwarteten 100 Männer kamen 150 in die Schurwaldhalle“, freut sich Bernd Wiedmann, Vorsitzender des Liederkranzes Schanbach. Die Hamburger Goldkehlen inspirierten ihn bei einem Fernsehauftritt, auch ein überdimensionales Geburtstagsständchen zu bieten. Mit soviel Zuspruch aus der Bevölkerung hätte der Vereinsvorsitzende nicht gerechnet. „120 Jahre Liederkranz sind ja kein echtes Jubiläum, wir wollten aber trotzdem eine Party feiern.“

„Es ist ein schwieriges Terrain, Männer zum Singen zu bringen. Deshalb haben alle Mitglieder kräftig Werbung für das Geburtstagsständchen gemacht“, berichtet er. Der Männerchor wollte anderen Männern zeigen, dass Singen Spaß macht. Und dies konnte man bei der Probe auch feststellen. Dirigentin Isolde Holzmann, die unter den Sängern der „Stimmbandschoner“ als perfektionistisch gilt, hatte zwei Lieder für die erste und einzige gemeinsame Probe vorbereitet: „Ein Stern, der Deinen Namen trägt“ von DJ Ötzi und den Schlagerevergreen „Michaela“ von Bata Illic. Von der großen Anzahl Männer, die sich zur Probe in der Halle eingefunden hatte, war auch sie überrascht. Sie war aber optimistisch: „Ich habe schon öfters Spontanchöre geleitet.“ Schnell hatte sie die Herren im Griff. „Normalerweise kann ich mich gut durchsetzen“, sagte sie nach der Probe. Jeder Chor sei anders und entwickle eine eigene Dynamik. „Frauen sind deutlich selbstkritischer“, meint die Dirigentin lachend. „Sie wollen viele Passagen wiederholt üben, während die Männer schneller zufrieden sind.“ Da komme dann viel eher ein „passt scho!“.

Isolde Holzmann sorgte am Anfang gleich mal für Belustigung, als sie zwecks zweiter Stimme nach Männern unter 50 Jahren suchte. Sie korrigierte dann um zehn Jahre nach oben und siehe da, es konnte eine zweite Stimmgruppe gebildet werden. Immer wieder spornte sie die Sänger an, zu lächeln: „Nur der Bauch hängt nach unten, alles andere, vor allem die Mundwinkel zeigen nach oben.“ So wurde aus dem anfänglich geübten „Lalala“ Michaela – Mikaela gesprochen – und die Melodie kannten sowieso die meisten. Mit viel Fingerspitzengefühl zeigte die Dirigentin, wie auch schwierige Passagen leicht zu nehmen sind und der Evergreen nahm harmonische Form an. Vor der Probe versprach Isolde Holzmann: „Wenn es gut funktioniert, üben wir auch eine zweite Stimme und den Rhythmus ein.“

Die 150 Männer hätten wohl schon nach dem ersten Probedurchgang „passt scho“ gesagt. Aber da war die Dirigentin noch nicht einverstanden. Immer wieder wurden erste und zweite Stimme harmonisiert und der passende Rhythmus gesucht. Schließlich saß der Schlager aus dem Jahr 1972 fast perfekt. Etwas schwieriger gestaltete es sich beim Discoschlagers „Ein Stern, der deinen Namen trägt“. Doch die Sänger waren voller Eifer dabei. Die anfänglichen Taktprobleme wurden ausgemerzt. Die Dirigentin vereinfachte die Sache mit der Sprechprobe. Statt gleich in der Melodie zu singen, wurde zuerst der Text geübt. Danach kam mit der Musik Schwung in den Song. Wiederum wurden einzelne Passagen so lange geübt, bis sie saßen. Am Schluss wurde aus den 150 Stimmen eine nahezu perfekte Harmonie. So konnten sich die Männer getrost auf den großen Auftritt an der Geburtstagsparty des Liederkranzes freuen.

Die „Stimmbandschoner“ zeigten unter der Leitung von Isolde Holzmann ihr Repertoire, bevor sich der große Chor versammelte und unter großem Applaus die beiden Lieder präsentierten. Im Anschluss lud DJ Martini mit Rock und Pop zum Tanz. Der Erlös der Geburtstagsfeier kommt der Grundschule, dem Jugendhaus und der Seniorenarbeit zu Gute. Bürgermeister Nikolas Fink war von der Idee des Riesenchors so begeistert, dass er gleich mitsang. Auf den guten Klang des Chors angesprochen, meinte Fink schmunzelnd: „Besonders aus der Ecke, wo ich sang, klang es doch schön.“