Von ihrem Lieblingsplatz haben Walter Grupp und Gerti Schloz einen Blick auf den Hohenstaufen, aufs Neckartal und auf die östliche Albkette. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Auf dem Höhenweg in Lichtenwald liegt der Lieblingsplatz von Gerti Schloz und Walter Grupp. Sie genießen besonders die Weite und das Licht.

LichtenwaldBis zu ihrem Lieblingsplatz haben es Gerti Schloz und Walter Grupp nicht weit. Von ihrem Haus im Lichtenwalder Ortsteil Hegenlohe müssen sie lediglich einige Minuten über sanft ansteigende Felder laufen, dann haben sie ihn erreicht, den Höhenweg. „Es gibt dort einige wunderschöne Aussichtspunkte“, so Schloz. Zu beiden Seiten des Weges erstrecken sich atemberaubende Albpanoramen. Alle besonderen Orte auf dem Höhenweg könne man gar nicht aufzählen, sind sich die beiden einig. „Jedes Mal, wenn wir da oben sind, wechseln die Farben eigentlich minütlich“, sagt sie.

Vielleicht der liebste Platz am Höhenweg ist für das Paar ein Ort, von dem aus man die Ostkette der Alb, das Neckartal und den Hohenstaufen sehen kann. Im Vordergrund strahlt ein Feld voller Sonnenblumen goldgelb unter dem stahlgrauen Himmel. In der Ferne bricht ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke und lässt einige Wiesen apfelgrün leuchten. Am Horizont erkennt man die Berge, von der Entfernung blau gemalt. „Hier gibt es das klare Licht, das wir so lieben“, sagt Schloz, während sie ihren Blick in die Ferne schweifen lässt. „Man kann auf diesem Weg eigentlich keine schlechte Laune haben. Wer hier mit Problemen oder Kummer herkommt, kann merken, wie die Sorgen nach links oder rechts den Hang hinunterfließen.“ Neben der Aussicht schätzen Schloz und Grupp an ihrem Lieblingsort vor allem auch den Wind. „Wenn man aus dem Tal hochkommt, ist es eine ganz andere Welt. Es gibt hier sehr viel Wind, der schafft ein Gefühl der Freiheit“, sagt Schloz. Der ganze Staub, der im Tal in der Luft liege, werde weggepustet. Grupp ergänzt: „Und im Herbst, da sieht man hier immer sehr viele Kinder, die ihre Drachen steigen lassen. Das geht hier besonders gut, weil es keine Stromleitungen gibt.“

Die beiden Kulturbeauftragten schätzen den Charakter ihres Lieblingsplatzes aber auch für ihre Arbeit. „Wir kommen auch gerne her, wenn wir konzeptionell arbeiten wollen“, erklärt Grupp. Wenn sie sich neue kulturelle Veranstaltungen überlegen oder für ihren Förderverein Bildung gegen Armut in Kolumbien Aktionen planen, ziehen sich die beiden gerne auf den Höhenweg zurück. „Der Höhenweg ist unser Kraftort, aber hier werden auch Visionen geboren. Er bringt Weitblick und Diskussionen und zeigt uns, in welche Richtung es in Zukunft gehen soll.“

Mit ihrer Liebe zum Höhenweg sind die beiden wahrlich nicht allein. „Gerade am Wochenende sind die Parkplätze zugeparkt, weil auch viele Leute aus dem Umland diesen Weg suchen, um diese Art von Höhe zu erleben“, so Schloz. „Wenn man im Vorbeigehen mal kurze Gespräche führt, sind diese immer positiv.“ Begeistert ist besonders Gerti Schloz auch von der Tierwelt auf dem Weg. „Der Rotmilan ist hier immer sehr aktiv, aber auch andere große Vögel gleiten oft ohne Scheu direkt über die Köpfe der Leute“, sagt sie, während ein Turmfalke im Rüttelflug über dem Sonnenblumenfeld flattert, um sich dann auf seine Beute hinabzustürzen. „Wenn wir hier sind, ist das wie Urlaubsstunden.“

Wie sie ihren Lieblingsplatz gefunden haben? „Wir sind beide Bewegungsmenschen“, sagt Grupp. „Wir sind dauernd zu Fuß unterwegs.“ Dabei sei ihnen eines Tages der überragende Ausblick aufgefallen. „Beim Abendspaziergang bleiben wir aber auch mal auf einer der Bänke sitzen, zum Beispiel neben dem Kunstwerk ,Augenblick’, das auf dem Höhenweg steht.“ Bisweilen nimmt sich das Paar auch schon mal eine Flasche Wein mit, um sich an seinem Lieblingsplatz ein Glas munden zu lassen. „Hier kann man einfach die Seele baumeln lassen“, schwärmt Schloz.

Fast jeder hat so einen Platz, den er aufsucht, um sich mal aus dem Alltag zurückzuziehen – einen Ort, der ihm etwas bedeutet, an dem er Ruhe findet und Kraft tanken kann. In der Serie „Mein Lieblingsplatz“ zeigen uns EZ-Leser ihre Refugien und erzählen ihre Geschichte.