Siegfried Stoll, Bürgermeister Matthias Ruckh, Axel Lorentz, Moderator Dieter Schenk, Jonathan Schenk sowie Rainer Lutz von der BW-Post (von links) präsentieren die Jubiläums-Sonderbriefmarke mit Bildern der drei Hobbyfotografen. Foto: Ehehalt Quelle: Unbekannt

Von Gerlinde Ehehalt

Das muss man den Organisatoren des Neujahrsempfang in Wolfschlugen lassen - der Empfang fiel aus dem Rahmen sonstiger Neujahrsbegegnungen und war keine Sekunde langweilig. Dafür war das prall gefüllte Programm zu abwechslungsreich und recht eng getaktet. Moderator Dieter Schenk führte souverän und humorig durch den Abend, der Musikverein schmetterte kraftvolle Marschmusik, und der Gesangverein Concordia stimmte das Schwaben- und das Wolfschlugener Heimatlied an. Es gab eine schwäbische Kabaretteinlage mit Holger Schlosser und eine witzige Talkrunde mit vier bekannten Wolfschlugener Gästen.

Alles in allem bot das unterhaltsame Programm im voll besetzten Saal der Turn- und Festhalle einen kleinen Vorgeschmack auf die etwa 40 Veranstaltungen, die Vereine, Kirchengemeinden, Initiativen und Verwaltung zum Jubiläum geplant haben. „Vom Jahr 2018 werden wir alle noch lange reden“, versprach Bürgermeister Matthias Ruckh und lobte die tollen Ideen der Organisatoren. Der Veranstaltungsreigen zu 700 Jahren Wolfschlugen soll in das große Festwochenende vom 21. bis zum 23. September münden, und der Höhepunkt ist ein sonntäglicher Festumzugs durch den Ort.

Der Saal und die Bühne waren zum Neujahrsempfang fotowirksam mit schwarzen, weißen und goldenen Luftballons geschmückt, die Mitglieder des Musikvereins schwenkten gelbe Fähnchen mit dem Jubiläums-Logo, und wie bestellt platzte plötzlich einer der Luftballons mit lautem Knall - und kräftigen Lachern im Publikum als Folge. Auch bei den teils überraschenden Antworten der vier Podiumsgäste, die Moderator Dieter Schenk auf der Bühne interviewte, blieb kein Auge trocken.

Am Mikrofon saßen der langjährige Bürgermeister und Ehrenbürger Otmar Emhardt, Bürgermeister Matthias Ruckh, Apotheker Gunter Wagner und Waltraud Hötzel, die lange Jahre den Kinderchor der Concordia geleitet und im Jahr 2005 das Stickereimuseum gegründet hat. Auf die Frage „Was ist Ihr Lieblingsplatz?“ sagte Waltraud Hötzel: „Der ist vor dem Rathaus am Brunnen gegenüber der Kirche. Nur die zwei Figuren am Brunnen mag ich nicht, sie sind geschlechtslose Gestalten. Mir hätte gefallen, wenn sie eindeutig maskulin wären.“ Der Lieblingsplatz von Otmar Emhardt ist auf dem Alten Friedhof, dort verweilte er früher während der Amtspausen, um ein wenig Ruhe zu haben. Bürgermeister Ruckh ist am liebsten ganz oben im Rathaus und genießt den Blick auf den Dorfplatz. „Man spürt die Historie, die Gegenwart und die Zukunft.“ Gunter Wagner liebt den Treff mit anderen Wolfschlugenern beim Gässlesbeck am Samstagmorgen um sechs Uhr. „Es ist eine eingeschworene Gesellschaft, wir sind sieben und könnten eigentlich einen Verein gründen“, sagte der Apotheker, der aus Plattenhardt stammt und seit zehn Jahren die Rosen-Apotheke in Wolfschlugen führt.

„Was unterscheidet die Wolfschlugener von anderen?“, fragte Schenk, und Wagner meinte: „Sie sind direkter, kritischer und interessierter.“ Beim Unwetter 2008 kamen Leute in die Apotheke und rieten ihm: „Nemmet Se schnell Ihr Auto weg.“ Da habe er gewusst: „Jetzt bin ich angekommen.“ Die Frage, wo er Wolfschlugen in 30 Jahren sieht, erwiderte Matthias Ruckh mit einem Versprechen: „Unser holpriger Internetfeldweg ist dann gewiss saniert.“ Seine erste Erinnerung an den Ort verknüpft er mit der Sporthalle, in der sein Sohn sportelte, sowie mit der Hochzeit seines Schwagers, den der damalige Bürgermeister Emhardt im Rathaus traute.

Dessen erste Erinnerungen an den Filderort sind „die Ortsdurchfahrt mit vielen Schlaglöchern und Misthaufen vor den Häusern, aber ein schuldenfreier Haushalt“. Bei Möbel Stark habe er mit seiner Ehefrau ein Schleiflack-Schlafzimmer erstanden und dieses später an einen Bauhofmitarbeiter weitergegeben. „Dieser erzählte im Dorf, er schlafe im Bett der Frau Bürgermeister“, sagte der ehemalige Schultes. Den Satz „Du weißt, dass du ein Wolfschlugener bist“ ergänzte Emhardt mit: „. . . erst wenn du von den Älteren angenommen bist. Und das kann dauern.“ Waltraud Hötzel weiß erst oben am „Buckel“, dass sie in Wolfschlugen ist. „Von jeder Seite des Ortes muss man hoch strampeln.“ Rathauschef Ruckh fühlt sich als Wolfschlugener, wenn er am Himmelfahrtstag übers Grüßgottwegle zur Schöllhaushocketse wandert und von Weitem die Klänge des Musikvereins hört.

Am Schluss präsentierten Matthias Ruckh und Rainer Lutz von der BW-Post Esslingen die limitierte Sonderausgabe einer Jubiläumsbriefmarke mit Fotos aus dem Fotowettbewerb zum 700-jährigen Bestehen. Die Jury hatte unter 105 Bildern der 27 Hobbyfotografen eine Auswahl treffen müssen. Die Fotos von Bernd Holoch (Platz eins), Jonathan Schenk (zwei) und Pascal Ballauf (drei) entschieden. Auf die Jubiläumsbriefmarke schafften es die Bilder von Axel Lorentz, Siegfried Stoll und Jonathan Schenk.