Ria Janssen-Rathgeber mit Jürgen Matuschek (links) und Marc Richter. Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Die Musikschule Wernau feierte ihr 50-jähriges Bestehen. Die Lehrkräfte durften beim Jubiläumskonzert ihre Lieblingslieder darbieten.

WernauWas macht Lust auf Musizieren? Schöne Musik natürlich, aber ebenso Menschen, die mit Freude musizieren. Beim Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen der Musikschule Wernau am Freitagabend war beides reichlich vertreten. Das Konzert fand im Atrium der Stadtverwaltung statt, zwischen Wasserbecken und Behördenschreibtischen.

Klassik, Barock, Jazz, Pop oder Trommelrhythmen aus Mali: Eine solche Mischung habe man noch nie gehabt, sagte Axel Egerer, der Vorsitzende des Vereins Musikschule Wernau, bei der Begrüßung. Wo sonst meist eine Epoche, ein Komponist oder ein Thema im Vordergrund stehen, war der Leitgedanke bei diesem Konzert, einfach Lieblingsstücke zu spielen. Einzige Vorgabe an die Lehrerinnen und Lehrer sei gewesen: „Spielt, was euch Spaß macht“, sagte Musikschulleiter Jürgen Matuschek.

Passend dazu stellte er bei der Moderation nicht die Stücke in den Vordergrund, sondern die Personen, die die Musikschule ausmachen und deren Biografien ebenso vielfältig sind wie ihre musikalischen Vorlieben. Schon die Internationalität des Kollegiums überrascht, angefangen mit Noemi May aus dem lettischen Riga, die sich als gefragte Begleiterin am Klavier im Hintergrund hielt und erst nach dem vierhändig gespielten „Slawischen Tanz“ übers ganze Gesicht strahlte. Ihr Duo-Partner dabei war Josef Ellmauer, Leiter der Musikschule in der Partnerstadt Bonyhád. Er wirkte zusammen mit seinem Kollege Paul Kajsa, der mit wunderbar weichem Posaunenklang die Herzen der Zuhörer öffnete, als Gast an diesem Abend mit. Schon zuvor hatte Jürgen Matuschek am Akkordeon mit Astor Piazollas „Adios Nonino“ einen sehr gefühlvollen und wehmütigen Auftakt gespielt.

Alexander König aus der Ukraine, selbst Komponist vieler Werke, ließ virtuos Beethovens Sonatina C-Moll auf der Mandoline klingen. Von Klavierlehrer Georg Kuchar, der Autor von Klavierlehrbüchern und in der Rock-, Pop- und Jazz-Szene aktiv ist, stand auch ein eigenes Stück im Programm, „You’re not Lolita“, in Bandbesetzung mit drei Kollegen gespielt.

Der Spaß an der Musik zog sich als Leitthema durch und sprang immer wieder über, besonders beim Czardas oder bei Johann Strauß‘ „Mein Herr Marquis“. Ria Janssen-Rathgeber, in Maastricht geborene Sängerin und Gesangslehrerin, lebte die spöttische Arie aus der Fledermaus auch mimisch und gestisch mit jeder Faser aus. Auch im Bossa-Nova-Song „Girl from Ipanema“ begeisterten sie und die ebenfalls aus den Niederlanden stammenden Ballettlehrerin und Sängerin Anita Rooij-Bauch rundum. Von der barfüßigen Geigenlehrerin Martina Jäckel war zu erfahren, dass sie neben der Klassik auch in Folk und Rock zu Hause ist und sich auch mal in die Metal-Sparte verirren könne – was man sich nach der fulminant vorgetragenen Meditation von Jules Massenet gut vorstellen konnte. Wieder ganz anders, aber ebenso eindrücklich klangen die verflochtenen malischen Trommelrhythmen von Carmen Schäfer und Duo-Partner Tobias Schaupmeier.

Susanne Konz und Antje Rothmund strahlten mit einer Blockflöten-Sonate von William Croft eine Leichtigkeit aus, die sie im Berufsalltag mit Kindern und Jugendlichen bestimmt gut gebrauchen können. Und die jungen Lehrer wie Aleks Tarasov, Markus Bohr oder Marc Richter waren in Bandkonstellationen mit Popsongs zu hören, wie zuletzt auch „Chef“ Axel Egerer selbst. Vor allem Tarasov und Bohr tragen die Kooperation mit der Realschule: Aus deren Keyboardklassen entstand das Bandcoaching, aus dem wiederum das Catstone-Festival entstand – „ein Alleinstellungsmerkmal der Realschule im ganzen Landkreis“, wie Bürgermeister Armin Elbl feststellte, und der Grund dafür, dass Wernau wahrscheinlich die größte Banddichte weit und breit hat.

Die Musikschule wurde nach der Stadterhebung von Wernau 1968 gegründet und begann mit 168 Schülern. Derzeit hat sie 467 Schülerinnen und Schüler, von den Kleinsten mit sechs Monaten bis hin zu Senioren, ein deutlich größeres Angebot und seit 2003 mit dem Haus der Musik auch eigene Räume.