Nach dem Dämpfer bei seiner Wiederwahl im Februar kann Bürgermeister Ferdinand Rentschler Foto: Bulgrin - Bulgrin

Vize-Bürgermeisterin Karin Heuberg wünscht sich von Rathauschef Ferdinand Rentschler für seine zweite Amtszeit mehr Miteinander.

LichtenwaldSieben Wochen ist es her, dass Ferdinand Rentschler in seinem Amt als Lichtenwalder Bürgermeister bestätigt wurde. Es war für den 34-Jährigen, dem in seiner ersten Amtsperiode unbestritten viele Erfolge zugeschrieben werden können, nicht der erhoffte Triumph. Im Gegenteil: Nur 70,5 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen auf ihn als einzigem Kandidaten. 325 Bürger der Gemeinde und damit knapp 30 Prozent der Wähler schrieben andere Namen auf den Stimmzettel, um ihren Unmut über den Kurs des Amtsinhabers auszudrücken. Im Kern zielte ihre Kritik darauf, dass Rentschler bei der Sanierung der Grundschule aus Spargründen eine zukunftsfähige Lösung verhindere. Der CDU-Politiker hat diesen Denkzettel, der sich schon einige Tage zuvor abgezeichnet hatte, offenbar verdaut. Bei seiner Amtseinsetzung am Montagabend schaute er optimistisch und kämpferisch nach vorne. Ihm tat es gut, dass er von allen Seiten viel Lob für seine Arbeit einheimste. Doch wirkte das wenig schmeichelhafte Wahlergebnis vom 10. Februar in mehreren Reden nach.

Ja, Rentschler habe „viel erreicht“ für die 2700 Einwohner zählende Schurwaldgemeinde, sagte Karin Heuberg, die stellvertretende Bürgermeisterin vor rund 80 Gästen im Bürgerzentrum. Unter ihnen befanden sich Bürgermeisterkollegen und Abgeordnete. Doch statt bloßer Lobhudelei, wie bei solchen Anlässen üblich, formulierte sie auch einen Wunschkatalog an Rentschler: „Das Wohl der Gemeinde steht an erster Stelle“, lautet die oberste Forderung. Der Rathauschef müsse für eine transparente Politik stehen und dürfe „keine einsamen Alleingänge“ machen. Mit dem Gemeinderat müsse er an einem Strang ziehen, die Bürger bei Entscheidungen mitnehmen, die Besonderheit des Ortes als Künstlerdorf hervorheben und stets ein offenes Ohr für die Belange der Bürger haben. Eine weitere Forderung Heubergs: „Wir dürfen unsere Eigenständigkeit nicht aufs Spiel setzen.“ In den letzten Amtsjahren von Rentschlers Vorgängerin Lucia-Maria Herrmann war wegen der Finanznot ein Zusammenschluss mit Reichenbach diskutiert worden.

Er sei wie die Vize-Bürgermeisterin bei der ersten Wahl Rentschlers im Jahr 2011 skeptisch gewesen, ob der 26 Jahre alte „Jungspund“ der Richtige für das Amt sei, verriet Landrat Heinz Eininger. Doch die Menschen im Ort hätten schnell gemerkt, dass sich Rentschler in die Aufgabe hineinkniet. Er habe in seiner ersten Amtszeit viel erreicht, so Eininger. Die Gemeinde habe anfangs finanziell schlecht dagestanden. Mit Rentschler als Rathauschef habe man die Finanzen konsolidiert, die Schulden für die Mehrzweckhalle seien abbezahlt. Lichtenwald sei heute „gut aufgestellt“ , sagte der Landrat. Die Gemeinde habe sich zu einem attraktiven Wohnort entwickelt und mache mit einem außerordentlich reichen kulturellen Angebot von sich reden.

Kritik übte Eininger an dem Versuch unzufriedener Eltern, dem Rathauschef mit der Wahl fremder Personen, die gar nicht auf dem Stimmzettel standen, eins auszuwischen. Diese „Heckenschützenmanier“ tue der Kommunalpolitik nicht gut. Denn bei der Aktion hätten Einzelinteressen im Vordergrund gestanden. Es hätte die Möglichkeit gegeben, einen Gegenkandidaten aufzustellen. Die Demokratie funktioniere nun mal nach Regeln. Eininger: „Alles andere finde ich nicht in Ordnung.“ Für die zweite Amtszeit wünschte der Landrat dem Bürgermeister ein einvernehmliches Zusammenarbeiten mit dem Gemeinderat.

Dem Köngener Bürgermeister Otto Ruppaner ist Rentschler nicht nur freundschaftlich verbunden. Mit der Jagd pflegen sie auch ein gemeinsames Hobby. In einem witzigen Grußwort verglich Ruppaner Rentschlers Job mit dem eines „Revierförsters für Lichtenwald“. Die vergangenen acht Jahre seien nicht immer einfach gewesen, doch habe er klug und versiert, aber auch mit großen persönlichen Einsatz seine Ziele verfolgt. Um Gottes Segen für das Wirken des Bürgermeisters bat Ruth Drosdol von der evangelischen Kirchengemeinde. Schulleiterin Bettina Schopf dankte Rentschler, dass er stets ein offenes Ohr für die Belange der Grundschule habe. Als Sprecher der Lichtenwalder Vereine hatte Armin Storz nicht nur lobende Worte für den Rathauschef. Sein Wunsch: Er möge künftig das Ehrenamt noch stärker fördern. „Da reichen oft einfache Gesten.“

Ferdinand Rentschler dankte allen für das Vertrauen bei seiner Wiederwahl. Angesichts seines ambitionierten Programms sei ihm von vorneherein klar gewesen, dass er es nicht allen recht machen könne. Doch sei es ihm gelungen, „die Gemeinde wieder auf Kurs zu bringen“. Übernommen habe er sie 2011 mit einem immensen Sanierungsstau. Ausführlich ging Rentschler auch auf ein „unschönes Kapitel“ ein, den Betrug durch den früheren Kämmerer, der demnächst vor Gericht verhandelt wird. Dankbar ist er auch seinen Rathaus-Kollegen, die mit ihm Außerordentliches geleistet hätten. Denn lange Zeit habe man ohne zwei Amtsleiter auskommen müssen.