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Das Unternehmen Leki aus Kirchheim hat sich in den vergangenen Jahrzehnten Schritt für Schritt weltweit eine Spitzenposition unter den Sportausrüstern erarbeitet. Rund 700 Athleten hat die Firma als Werbeträger unter Vertrag.

Kirchheim Der Skiwinter hat erst begonnen, schon ist das unverkennbare gelbfarbene Firmenlogo unzählige Male bei TV-Übertragungen zu sehen gewesen: Leki, in vier Buchstaben die Abkürzung für Lenhart aus Kirchheim. Asse wie der deutsche Slalomfahrer Felix Neureuther oder der norwegische Langläufer Johannes Høsflot Klæbo halten ihre Skistöcke in die Kamera und signalisieren damit Otto Normalsportler: Selbst die Weltspitze setzt auf diese Produkte. Von solchen Werbeeffekten lebt das Familienunternehmen aus Kirchheim. Damit hat es sich in den vergangenen Jahrzehnten Schritt für Schritt weltweit eine Spitzenposition als Sportausrüster erarbeitet. „Wir haben rund 700 Athleten unter Vertrag“, berichtet Marketingchef Markus Milbrandt. „Die Erfahrungen von Extremsportlern sind uns wichtig, denn die gehen an den Rand des Produkts. Da gibt es einen ständigen Austausch. Zusammen mit den Athleten entwickeln wir die Produkte dann oft weiter.“

Zum Umsatz macht das Unternehmen aus Kirchheim keine Angaben. „Die Geschäfte laufen gut“, mehr ist der Inhaberin und Geschäftsführerin Waltraud Lenhart nicht zu entlocken. Aber der Erfolg falle nicht vom Himmel. Man müsse ständig am Ball bleiben und den Markt regelmäßig mit Neu- und Weiterentwicklungen bedienen. Aus dem Leben gerissen

Patentierte Klicksysteme, ergonomische Griffe, superleichte Carbonrohre – die Liste der Erfindungen aus dem Hause Leki ist lang. Aber es war ein langer und mühsamer Weg (siehe die Historie im unteren Beitrag), der geprägt war vom ständigen Tüfteln von Klaus Lenhart. „Er war immer darauf aus, den besten Stock zu entwickeln, die beste Technologie zu haben“, erzählt Waltraud Lenhart von ihrem Mann, der mit seinen Visionen die Firma an die Spitze gebracht hat und der vor gut sechs Jahren bei einem Flugzeugabsturz jäh aus dem Leben gerissen wurde.

Hergestellt werden die Produkte in Tschechien. Schon vor 18 Jahren hat Lenhart in Tachov, unweit von Marienbad, eine eigene Produktionsfirma aufgebaut. 250 Mitarbeiter sind dort gerade mit der Herstellung der Sommer-Waren beschäftigt. Am Firmensitz in Kirchheim sitzen Verwaltung, Produktmanager und Designer. „Ein Teil der technischen Entwicklung erfolgt auch in Tschechien“, berichtet Milbrandt. Vor einem Jahr habe man eine neue Produktionssoftware installiert und die Abläufe weiter optimiert. Möglichst viel selber machen, lautet die Devise: Griffe, Spitzen, Teller. An den rund 25 Spritzgussanlagen wird sogar im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet. „Durch unseren hohen Eigenproduktionsanteil sind wir sehr flexibel“, sagt der Marketingchef. „Zum Teil machen wir sogar unsere Werkzeuge selber.“ Viel Entwicklung und Handarbeit

„Wir streben immer ein gesundes Wachstum an.“ Das sei auch stets die Unternehmensstrategie ihres Mannes gewesen, sagt Geschäftsführerin Waltraud Lenhart. Entscheidend für den Erfolg sei gewesen, sich breiter aufzustellen und nicht, wie es anfangs der Fall war, nur auf Skistöcke zu setzen. Auch beim Wandern und beim Trekking hat man längst erkannt, dass man mit Stöcken oft besser vorankommt und dass sie einer körperschonenden Fortbewegung dienlich sind. „Mein Mann gab da keine Ruhe. Die Mitarbeiter mussten das in den Anfangszeiten alle ausprobieren, um festzustellen: Stöcke bringen beim Wandern wirklich was“, erzählt Waltraud Lenhart. Früher waren Stöcke ein Low-interest-Produkt. Beim Kauf neuer Skier waren sie nicht groß Thema, man nahm halt irgendwelche zu den Brettern dazu. Heute achte der Kunde mehr denn je auch bei seinen Stöcken auf Qualität, sagt Marketingleiter Milbrandt. Für wirklich gute Produkte gebe der bewusste Kunde gerne etwas mehr Geld aus. „In einem Langlaufstock stecken viel Entwicklung und Handarbeit drin“, erklärt Milbrandt. „Ein Meter Rohr wiegt gerade mal 55 Gramm.“

Weltweit hat die Firma mittlerweile 250 Patente. Der wichtigste Markt ist Europa. Doch auch in Übersee fassen die Kirchheimer mehr und mehr Fuß. In den USA gibt es mittlerweile eigene Tochterunternehmen, ebenso in Österreich.

Beim Sportausrüster legt man großen Wert auf den Ausbau der digitalen Prozesse. „Wir haben unser Unternehmen und die Produktion weiter vernetzt“, erklärt die Firmeninhaberin. Insgesamt sei das Geschäft viel schnelllebiger geworden. Auch die Kommunikationsstränge hätten sich sehr verändert. Wichtig sei dem Unternehmen eine gute Partnerschaft mit dem Sporthandel. „Wir müssen aber auch für den Endkunden erreichbar sein.“

Geschichte der Firma Leki: Vom kleinen Holzverarbeiter bis zum Hersteller von High-Tech-Stöcken

Anfänge: Die Leki Lenhart GmbH entstand aus dem 1948 in Dettingen/Teck gegründeten Holzverarbeitungsbetrieb von Karl Lenhart. Er stellte in den Anfangsjahren Buchstaben aus Holz für Schriftzüge von Bäckereien oder Metzgereien her. Karl Lenhart war ein begeisterter Skisportler, doch mit der Qualität und Funktionalität der damaligen Skistöcke war er nie wirklich zufrieden. So begann er, mit seinem Maschinenpark Griffe und Teller für Skistöcke selbst herzustellen. Bereits in den 1960er-Jahren gingen diese in Serie. Da Karl Lenhart auch im Flugzeugbau Erfahrung hatte, wusste er, wie Aluminium und Composite verarbeitet werden. Aus diesen Rohstoffen fertigte er die ersten eigenen Skistöcke und ging damit 1970 unter dem Namen Leki an den Markt.

1984 übernahm Klaus Lenhart, ein gelernter Werkzeugmacher, mit 29 Jahren das Unternehmen mit damals elf Mitarbeitern. Wie sein Vater war er Tüftler und Visionär. Was er herstellte, hat er selbst vorher auf Herz und Nieren in der Praxis getestet. Die Passion fürs Skifahren wurde ihm in die Wiege gelegt. Lenhart war lange Zeit aktiver Ski-Alpin-Rennläufer.

Neues Standbein: Schon in den 1980er-Jahren zeichnete sich ab, dass auf das Winterwetter kein Verlass mehr ist. Wegen Schneemangels wurde das Geschäft mit Skistöcken immer unsicherer. Für Klaus Lenhart Anlass, sich ein neues Standbein zu suchen. Seine Philosophie: Stöcke, die Extrembergsteiger wie Reinhold Messner erfolgreich als Hilfsmittel einsetzen, sind auch für den normalen Wanderer von Nutzen. Der Erfolg mit stetig wachsenden Absatzzahlen im Bereich Wandern und Trekking gab ihm recht. Einen zusätzlichen Schub bescherte der um das Jahr 2000 einsetzende Nordic-Walking-Boom.

Produktion in Tschechien: 1992 entstand der heutige Firmensitz in Kirchheim. Schon damals begann Lenhart, mit Partnern in Tschechien zusammenzuarbeiten. 2000 baute er in Tachov bei Marienbad eine eigene Produktionsfirma, wo heute 200 Mitarbeiter beschäftigt sind. In Kirchheim zählt Leki knapp 60 Mitarbeiter.

Im April 2012 kam Lenhart, der selbst Kunstflugmeister war, bei einem Flugzeugabsturz unweit der Hahnweide auf tragische Weise ums Leben. Seit dieser Zeit führt seine Frau Waltraud Lenhart alleine das Familienunternehmen. Mit ständigen Weiterentwicklungen der Produkte gelingt es ihr und ihrem Team, die Position des Weltmarktführers zu festigen und sogar auszubauen. Für ihre Verdienste wurde Waltraud Lenhart erst jüngst im Neuen Schloss in Stuttgart mit der Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. „Als leidenschaftliches Unternehmerehepaar führten Sie Leki gemeinsam mit Ihren Mann an die Weltspitze“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut in ihrer Laudatio.