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Nach 20 Jahren ist Schluss: Helga Mayer hört auf als Leiterin des Bürgertreffs Ostertagshof in Neuhausen. Sie hat die Senioren mit Menschen aller Generationen in Kontakt gebracht.
NeuhausenMenschen vernetzen und Projekte verwirklichen – das war schon immer die Leidenschaft von Helga Mayer. 20 Jahre lang leitete die engagierte Neuhausenerin den Bürgertreff Ostertagshof. Viele Ideen hat sie aufgegriffen und mit den Menschen, die sie angestoßen haben, umgesetzt. „Als ich angefangen habe, war das alles Neuland“, sagt die gelernte Erzieherin. Der Begriff des Ehrenamts wurde nicht nur im Landkreis Esslingen neu definiert. Der Bürgertreff im Ostertagshof in Neuhausen, angeschlossen an das Betreute Wohnen, war nach seiner Gründung 1997 eines der Modellprojekte für das neue bürgerschaftliche Engagement in Baden-Württemberg. „Es war spannend, diesen Prozess zu begleiten“, sagt die 63-Jährige.
Dass sie nun in den Ruhestand geht, liegt an ihren Enkelkindern, die in Berlin leben. „Da bin ich als Oma auch mal länger als ein Wochenende gefragt“, verrät die Rentnerin, die sehr jugendlich wirkt. Dass sie nun auch mal länger in der Hauptstadt sein darf, genießt die Schwäbin. „Man erlebt immer was“, sagt Helga Mayer lachend. Kürzlich war sie auf Einladung ihres Schwiegersohns, der im Bundestag arbeitet, bei einer nächtlichen Talkshow mit Dunja Hayali im Fernsehstudio. Solche Erlebnisse genießt die temperamentvolle Großmutter.
Junge Leute erreichen
Dass die Gemeinde mit der 40-jährigen Meta Dechent eine Nachfolgerin gefunden hat, die den Bürgertreff engagiert und mit frischen Ideen weiterführen wird, freut Mayer sehr. Dechent ist Erzieherin, lebt mit ihrer Familie in Scharnhausen und absolviert berufsbegleitend ein Studium in Sozialpädagogik. Dass die ehemalige Leiterin eines Aktivspielplatzes in Stuttgart viel Erfahrung mit Kindern hat, freut Mayer. Denn auch sie habe kontinuierlich daran gearbeitet, dass auch die jüngere Generation in den Bürgertreff kommt.
Das habe zwar geklappt, aber Mayer sieht in der Zielgruppe junge Familien noch erhebliches Potenzial. Das Vorurteil vom reinen Seniorentreff ist aus ihrer Sicht völlig falsch. „Ein Schüler hat mal bei einem Besuch im Ostertagshof gesagt, dass da ja nur Senioren kämen“, erzählt Mayer lächelnd. Bei der anschließenden Tour durch das Haus habe er dann gestaunt, dass sich in zwei Zimmern Krabbelgruppen mit jungen Eltern getroffen haben. Gerade die Begegnung der Generationen sei die große Chance eines solchen Bürgertreffs. Kooperationen mit den Schulen hat Mayer ebenfalls gewagt. „Das ließ sich auf Dauer nicht machen, weil die Jungen und Mädchen ja auch betreut werden müssen.“ Da fehlten der Hauptamtlichen, die eine Teilzeit hatte, einfach die Kapazitäten.
Talente zu entdecken und Möglichkeiten zu bieten, war Helga Mayers Ziel. „Die Räume im Ostertagshof sind da einfach bestens geeignet“, schwärmt die ehemalige Treffleiterin. Dass der Computertreff, in dem Experten PCs oder Notebooks wenig technikerfahrener Nutzer reparierten, sich nicht mehr in den Räumen trifft, bedauert Mayer sehr. Das liegt an Problemen mit dem Wlan. Nun trifft sich die Gruppe in Räumen der katholischen Kirche.
Andere Kulturen im Blick
Viele andere Angebote des Bürgertreffs laufen sehr erfolgreich. Das Café, der Mittagstisch, der Spiele-Treff oder die Löwenkutsche, ein Fahrdienst für Senioren, sind sehr gefragt. „Wichtig finde ich, Angebote für Menschen aus allen Kulturen zu schaffen“, sagt Mayer. Zurzeit gibt es einen lateinamerikanischen Familientreff. Auch für türkische Frauen haben die Treffleiterin und ein engagiertes Team Angebote geschaffen. Dass der Treff im Ostertagshof ein so weltoffenes Profil hat, sieht Mayer als große Chance an. Auch die Flüchtlingsinitiative WIN bietet in den Räumen einen offenen Treff an. „Es geht darum, Verständnis für Menschen aus anderen Ländern zu wecken.“ Und das klappt aus Mayers Sicht eben am besten, wenn man sich persönlich kennt.
Motivieren und begeistern, das ist Mayers Stärke. Auch besondere Projekte, die erst mal anspruchsvoll erschienen, hat sie mit ihrer ansteckenden Leidenschaft unterstützt. Die Gute-Nacht-Geschichten der Literatur-Kennerin Gerda Weyrether sind ebenso beliebt wie die Ausstellungen, die die Neuhäuser Künstlerin Barbara Lörz kuratiert. Wird sich Mayer im Ruhestand selbst im Bürgertreff engagieren? „Erst mal sind die Enkel dran“, sagt die 63-Jährige und lacht. Ohne ehrebnamtliches Engagement geht es bei ihr aber nicht. Bei der Filder-Fasnetsshow des Männergesangvereins ist sie in zweiter Reihe im Garderobendienst dabei.
Bürgertreff sucht Freiwillige
Engagierte Menschen gesucht: Der Bürgertreff im Ostertagshof sucht dringend ´änner und Frauen aller Altersgruppen, die sich freiwillig engagieren möchten. „Jeder und jede darf sich so einbringen, wie er oder sie möchte“, sagt Helga Mayer. Der Gedanke der Volunteers-Bewegung ist, dass das Engagement ohne Zwang und Verpflichtung geschieht. „Wer aussteigen möchte oder keine Zeit mehr hat, muss sich nicht rechtfertigen“, nennt Mayer einen ganz wichtigen Aspekt der freiwilligen Arbeit in der Fildergemeinde.
Neue Ansprechpartnerin: Meta Dechent ist die neue Leiterin des Ostertagshof-Treffs. Sie ist im Ostertagshof in der Bäderstraße 1 zu erreichen, Telefon 07158/940-933. Dienstags, donnerstags und freitags ist sie von 9 bis 11 Uhr in ihrem Büro erreichbar.