Der Aktionsbus „Wählen ab 16“, der in vielen Kommunen des Landkreises vor den letzten Kommunalwahlen Halt machte, war eine von vielen Aktionen der politischen Bildung, die vom Kreisjugendring und der Kreisverwaltung gemeinsam initiiert wurden. Foto: Archiv - Archiv

In die Freude über die solide wirtschaftliche Lage des Kreisjugendrings mischte sich im Jugendhilfeausschuss ein Wermutstropfen.

Kreis EsslingenDer Kreisjugendring Esslingen (KJR) ist auf gutem Wege, sich finanziell zu erholen. Das war das Fazit im Jugendhilfeausschuss des Kreistags zum Jahresbericht des KJR. Jedoch zogen neue Unstimmigkeiten am Horizont auf, weil die KJR-Mitgliederversammlung jüngst Vertretern der Kreisverwaltung eine Beteiligung an einem Arbeitskreis verweigerte.

Der Kreisjugendring war Ende 2014 in finanzielle Schieflage geraten, vor allem weil die Liquidität für Löhne und Gehälter nicht mehr ausreichend war. Der Dachverband von Jugendorganisationen im Kreis beschäftigt rund 340 Mitarbeiter. Im Rahmen des sogenannten Esslinger Modells in einer Partnerschaft zwischen Kreis, Kommunen und KJR gewährleistet er als Freier Träger im Auftrag des Landkreises die pädagogische Arbeit in über 30 Jugendhäusern und ist an 39 Standorten in der Schulsozialarbeit tätig.

In finanzieller Bedrängnis war der KJR auf die Hilfe des Landkreises angewiesen, der bisher schon dessen Arbeit mit einer Summe zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Euro jährlich unterstützte. Der Kreis musste aushelfen und nahm für den Konsolidierungsprozess auch Geld in die Hand, zum Beispiel für die Beauftragung eines Wirtschaftsprüfers. Die in den letzten Jahrzehnten stark gewachsenen Strukturen des KJR wurden durchleuchtet. Seitdem wacht auch ein eigens installierter Verwaltungsrat mit Vertretern des Kreistags, der Kreisverwaltung und des KJR-Vorstands über die wirtschaftliche Situation.

Schrittweise wurden für den KJR Verwaltungsstrukturen geschaffen, die den gewachsenen Anforderungen gerecht werden sollen. Mit Stefanie Eisele bekam der KJR neben dem pädagogischen Geschäftsführer Ralph Rieck auch eine kaufmännische Geschäftsführerin. Sie berichtete im Ausschuss über die organisatorischen Maßnahmen, die in den letzten zweieinhalb Jahren eingeleitet wurden. Diese scheinen zu greifen, ist doch das Minus im Gesamthaushalt des KJR, der ein Volumen von 10,67 Millionen Euro hat, deutlich kleiner geworden. Zum Vorjahresende betrug es noch rund 57 000 Euro. Laut Rieck wäre sogar ein Plus möglich gewesen, hätte man nicht unvorhergesehen noch rund 90 000 Euro an zu viel abgerufenen Mitteln zurückzahlen müssen.

Rieck erläuterte den Ausschussmitgliedern auch die aktuellen Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit. So sollen noch bis Ende des Jahres die Verträge und die Inhalte mit den Kommunen, in denen der KJR in der Jugend- und der Schulsozialarbeit tätig ist, neu ausgehandelt werden. Auch die Rolle des Kreisjugendrings als Dachorganisation von derzeit 29 Jugendorganisationen im Kreis soll weiter gestärkt werden. Und schließlich will man Beteiligungsprozesse für Jugendliche in den Kommunen weiter ausbauen, so Rieck. Deshalb sei auch ein erneutes Engagement im Vorfeld der Kommunalwahlen im nächsten Jahr, wie bereits im Jahr 2014, im Rahmen einer Kampagne „Wählen ab 16“ wichtig.

Eben an diesem Punkt scheinen sich dann aber die Geister geschieden zu haben. Stein des Anstoßes war, dass sich die Mitgliederversammlung des KJR jüngst gegen eine Beteiligung des Kreisjugendreferats in einem Arbeitskreis zu Aktionen für die kommenden Kommunalwahlen ausgesprochen hat. Dazu hatte Kreissozialdezernentin Katharina Kiewel, die seit dem Konsolidierungsprozess den Landkreis mit einem Sitz im KJR-Vorstand vertritt, einen Antrag gestellt, der jedoch abgelehnt wurde.

Darüber wurde in der Sitzungsvorlage des Jugendhilfeausschusses kurz informiert, was Ursula Merkle (CDU) aufgriff. Sie zeigte sich doch etwas befremdet über das ablehnende Votum. Rieck beteuerte, dass damit keineswegs eine Zusammenarbeit mit dem Landkreis ausgeschlossen werden sollte. Das Gegenteil sei der Fall, der Vorstand des KJR werde wie schon bei den letzten Kommunalwahlen den engen Schulterschluss mit dem Kreis anbieten, ebenso wie mit dem Staatlichen Schulamt, der Landeszentrale für politische Bildung, den Kommunen und natürlich auch mit dem Kreisjugendreferat.

„Umso mehr verwundert die Haltung“, so Landrat Heinz Eininger. Und er fügte hinzu: „Als Geldgeber von 2,5 Millionen Euro wollen wir doch unseren Part mitspielen.“ Der Antrag sei von zwei jungen Mitgliedern gekommen, die man in ihrem Engagement unterstützen wollte, beschwichtigte Rieck. Offenbar habe die Formulierung, eine Beteiligung des Kreisjugendreferats sei Voraussetzung für den Arbeitskreis, etwas angeeckt.

Unterstützung bekam der KJR-Chef aus den Reihen des Ausschusses. Frank Buß (Freie Wähler) und Steffen Weigel (SPD), beide Mitglied im KJR-Verwaltungsrat, wollten „die Sache nicht zu hoch hängen“. Christine Roos und Georg Zwingmann (beide Bündnis 90/Grüne) sahen es ebenso. Wenn man mit einem Verein zusammenarbeite, müsse man eben auch mal mit solchen Entscheidungen leben.