Hierzulande einen Mundschutz gegen Corona-Viren zu tragen, halten Behörden für übertrieben. Foto: methaphum/stock.adobe.com - methaphum/stock.adobe.com

Der Landkreis Esslingen ist laut Behörden gut auf das neuartige Virus aus China vorbereitet. Am Flughafen herrscht hohe Wachsamkeit.

EsslingenNachdem sich zunächst ein Verdachtsfall in Berlin nicht bestätigte, wurde in der vergangenen Nacht der erste Fall des neuartigen Coronavirus in Deutschland, im bayrischen Landkreis Starnberg, von den Behörden bestätigt. Bereits seit Bekanntwerden in China schenken die Behörden der Krankheitswelle erhöhte Aufmerksamkeit. Das gilt auch für den Landkreis Esslingen, zumal man mit dem Stuttgarter Flughafen eine Außengrenze hat. Christian Baron, in dessen Zuständigkeit als Dezernent beim Landratsamt auch das Gesundheitswesen fällt, sieht den Kreis gut gerüstet: „Wir erhalten tagesaktuell vom Berliner Robert-Koch-Institut alle relevanten Informationen und Empfehlungen.“ Wachsamkeit sei angesagt, gerade auch mit Blick auf den Flughafen. Eine akute Gefährdung oder gar Grund zur Panik sieht Baron jedoch nicht.

Am Flughafen habe man in dieser Frage auch Befugnisse. Für das Coronavirus als ernsthafte Lungenkrankheit gelte die gleiche Vorgehensweise wie für andere schwere Erkrankungen. So könne zum Beispiel schon aus Flugzeugen in der Luft gemeldet werden, wenn bei einem Passagier Symptome wie zum Beispiel starkes Fieber beobachtet werden. Dann könne eine Begutachtung durch Flughafenärzte erfolgen. Dafür gebe es eine Liste von Krankheiten, bei denen die vorliegenden Alarmpläne greifen, so Baron. Auf diese Liste sei nun auch das neuartige Coronavirus gesetzt worden.

„Anhand von Aussteigekarten wird dann nachvollzogen, wer alles mit dem Patienten in Kontakt gekommen sein könnte und von uns darüber informiert werden müsste“, so Baron. Bei besonders schweren Krankheiten wie zum Beispiel Tuberkulose könne ein Spezialfahrzeug zum Einsatz kommen und den Patienten auf eine sogenannte Sonderisolierstation überführen. Diese ist mit Schleusen und eigens geschultem Personal ausgestattet und befindet sich im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Baron betont jedoch: „Bei Fällen mit dem Coronavirus ist es zwar wichtig, die Verbreitungswege nachzuvollziehen, eine Isolierstation ist jedoch nicht notwendig.“ Laut den Empfehlungen der Fachleute reichen ein Einzelzimmer mit eigener Nasszelle in einer Klinik und die üblichen Vorkehrungen bei ansteckenden Krankheiten.

Im Falle eines Falles seien solch weitreichende Maßnahmen, wie sie in China derzeit vorgenommen werden, wo ganze Regionen abgesperrt werden, für Deutschland nicht denkbar, so Baron. Vielmehr setze man auf eine gut funktionierende und bei anderen Krankheitsausbrüchen erprobte Logistik und auf Prävention. Vorstellbar sei allenfalls die zeitweise Schließung einzelner Einrichtungen wie zum Beispiel Kindertagesstätten oder Seniorenheime, gehörten deren Nutzer ebenso wie Menschen mit bestehenden Grunderkrankungen bei solchen Infektionskrankheiten doch zu den Risikogruppen.

Die niedergelassenen ebenso wie die Klinikärzte versorge man mit den aktuellsten Informationen, zum Beispiel zu typischen Symptomen und zu Maßnahmen, die zu treffen seien, bestätigt Dominique Scheuermann, die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. Diese basierten auf den Empfehlungen des Berliner Robert-Koch-Instituts. Einen Impfstoff, so Scheuermann, gebe es noch nicht, sei das Virus doch zu neu. Sie sieht allerdings gute Chancen, dass ein Mittel zum Schutz auch gegen dieses Virus entwickelt werden könne. Dazu könne auf die Erfahrungen mit früheren Formen des Coronavirus zurückgegriffen werden. Ob das Virus gefährlicher ist als die bei uns bekannten Virenstämme der sogenannten echten Grippe, gegen die es Impfstoffe gibt, sei im Moment nicht einzuschätzen. Es gibt auch Meldungen darüber, dass das Virus bereits ansteckend sei, wenn es der Patient in sich trage, die Krankheit aber noch nicht ausgebrochen ist und sich das Virus darin von anderen unterscheide. Das will Scheuermann weder bestätigen noch in Abrede stellen. „Vom Robert-Koch-Institut gibt es dazu jedenfalls noch keine Bestätigung“, sagt die Medizinerin.

Das Landesgesundheitsamt erklärte gestern in einer Mitteilung: „In Baden-Württemberg wurde – wie in weiteren deutschen Bundesländern auch – bei einigen Reiserückkehrern vorsorglich eine Diagnostik veranlasst. Alle bisher aus dem nationalen Speziallabor in Berlin übermittelten Testergebnisse sind negativ.“ Das Robert-Koch-Institut stufe das Erkrankungsrisiko in Deutschland weiterhin als gering ein, teilt das Landesgesundheitsamt weiter mit. „Die Gesundheitsbehörden sind gut vorbereitet“, so der baden-württembergische Gesundheits- und Sozialminister Manfred Lucha.