Arbeit für Flüchtlinge zu finden, zählt Foto: dpa - dpa

Die Arbeitslosenzahlen im Kreis Esslingen sind insgesamt gesunken. Doch immer mehr Geflüchtete auf Jobsuche und ihre Familien brauchen Sozialhilfe. Der Landkreis will sie soweit bringen, dass sie sie nicht mehr benötigen.

Kreis Esslingen Mehr als 170 Millionen Euro wird der Landkreis Esslingen voraussichtlich dieses Jahr für Leistungen im Sozialbereich ausgeben, rund vier Millionen mehr als im Vorjahr. Wer das Geld bekommt, welche Hilfsprogramme und Beratungsangebote der Landkreis sowie das Jobcenter finanzieren, das zeigt der Leistungsbericht 2017 auf, der nun den Kreisräten vorgelegt wurde. Nächstes Jahr soll zudem ein Strukturbericht auf den Tisch kommen, aus dem man „sozialplanerische Weichenstellungen“ ableiten könne, kündigte Sozialdezernentin Katharina Kiewel an.

Entscheidend für die Höhe der Ausgaben ist stets die Zahl der Arbeitslosen. Die ist im Jahr 2017 unter 10 000 gerutscht. Mit einer Quote von 3,4 Prozent (minus 0,1 Prozent im Vergleich zu 2016) steht der Kreis Esslingen gut da. Von der Lenninger Papierfabrik Scheufelen abgesehen, gebe es derzeit auch keine Kurzarbeit, berichtete Astrid Mast, die neue Geschäftsführerin des Jobcenters im Landkreis Esslingen. Auch die Jugendarbeitslosigkeit macht ihr kaum Sorgen. 513 arbeitslose junge Menschen (minus 38) unter 25 Jahren sind beim Jobcenter gemeldet. Ein altes Lied ist, dass der fehlende Berufsabschluss einer der Hauptgründe für Arbeitslosigkeit ist.

Die Herausforderung liege bei den Flüchtlingen, sagte Mast im Sozialausschuss des Kreistags. Die Gruppe der Arbeitslosen aus nichteuropäischen Ländern, aus denen Asylbewerber kommen, hat im Vorjahr um 21 Prozent zugenommen; etwa 950 Menschen sind arbeitslos gemeldet. Diese Gruppe führt dazu, dass die Zahl der sogenannten Bedarfsgemeinschaften (hilfebedürftige Familien und Einzelpersonen) auf 11 700 gestiegen ist. Ohne arbeitssuchende Flüchtlinge wäre die Zahl der Bedarfsgemeinschaften auf rund 9500 gesunken. Die höhere Zahl der Bedarfsgemeinschaften führte dazu, dass an sie 136 Millionen Euro ausgezahlt wurden: Arbeitslosengeld II, Sozialgeld und Kosten der Unterkunft. 2016 waren es noch 120 Millionen Euro. Kreisrat Joachim Dinkelacker (Freie Wähler) kritisierte deshalb die Bundesregierung: Sie lasse die Kommunen bei den Kosten für Flüchtlinge allein.

Aufwärtsmobilität heißt ein neues Schlagwort und ein Schwerpunkt des Jobcenters. Das bedeutet, Beschäftigte sollen künftig so viel verdienen, dass sie keine aufstockende Hilfe mehr benötigen. Bei ausländischen Arbeitskräften kümmert sich das Jobcenter deshalb insbesondere um die Anerkennung von Abschlüssen, die sie in ihrem Herkunftsland gemacht haben. Aufwärtsmobilität kann aber auch bedeuten, dass Kinder aus Bedarfsgemeinschaften nicht die schwierige Lage ihrer Eltern übernehmen. Damit die Weichen rechtzeitig umgestellt werden, wird seit März jede Familie beraten, die ein 13-jähriges Kind hat, berichtete Mast.

Um Kinder aus sozial schwachen Familien zu fördern, hat der Bund im Jahr 2011 Geld für „Bildung und Teilhabe“ bereit gestellt. So kann beispielsweise der Schulbedarf mit 31 Prozent bezuschusst werden, die Teilnahme an Schulausflügen mit 15 Prozent, Mittagsverpflegung mit 24 Prozent. Voriges Jahr zahlte der Landkreis dafür 1,7 Millionen Euro aus. Damit wurden jedoch die Bundesmittel nicht komplett ausgeschöpft. 600 000 Euro zahlte der Landkreis an den Bund zurück, was manche Kreisräte verwunderlich fanden. Margarete Schick-Häberle (Grüne) schlug vor, der Landkreis möge wie Stuttgart eine Familien-Card einführen, von der die Leistungen abgebucht werden könnten. Dann brauche sich niemand schämen, wenn er den Zuschuss beantrage. „Wir sind am Thema dran“, erwiderte Dezernentin Katharina Kiewel.

Sozialausgaben im Landkreis

Soziales in Zahlen im Jahr 2017 (Vergleich zum Vorjahr in Klammern):

Arbeitslose: 9369 (3,4 Prozent)

Arbeitslose Ausländer: 4044

Langzeitarbeitslose: 2626

Arbeitsmarktmaßnahmen: 9,5 Millionen Euro (plus 2,6 Millionen)

Bedarfsgemeinschaften: 11 699 Menschen (20 876)

Übernahme Mietschulden: 306 Neufälle, Ausgaben 68 200 Euro (plus 23 880)

Wohngeld: 2139 Empfänger, Aufwand 4,1 Millionen Euro (plus 1,6 Millionen)

Hilfe zur häuslichen Pflege: 232 Empfänger, 2,6 Millionen Euro.

Hilfe zur stationären Pflege: 1028 Empfänger, 13,1 Millionen Euro.

Schuldnerberatung: 729 Beratungen (plus 42). Circa 32 000 Menschen im Landkreis gelten als überschuldet.

Frauenhäuser: Der Landkreis hat Frauenhäuser mit 43 Plätzen: 389 000 Euro.

Andere Landkreise haben keine Frauenhäuser.

Hilfe zur Pflege: Zahlungen rückläufig wegen passgenaueren Einstufungen.