Einsatzleiterin Sabine Hagenmüller (links) bespricht mit Luise Bünting, wo die alte Dame Unterstützung im Haushalt braucht. Foto: Kaier - Kaier

Einkaufen, putzen, einfach dort helfen, wo alte Menschen Unterstützung brauchen, das ist die Aufgabe der Nachbarschaftshilfe. In Altbach und Deizisau helfen 70 Mitarbeiterinnen in etwa 150 Haushalten.

Deizisau Etwa 150 Haushalte unterstützen die Nachbarschaftshelferinnen in Altbach und Deizisau. Sie kaufen ein, waschen und bügeln, sie erledigen im Haushalt, was den alten Menschen schwer fällt. Der Bedarf steige stetig, sagt Sabine Hagenmüller, die seit 20 Jahren die Einsätze koordiniert und Senioren berät. „Die Leute werden immer älter und wollen länger zuhause bleiben.“

Die Anfänge der Nachbarschaftshilfe liegen in den 70er-Jahren, damals eher als private Initiative aufgezogen. Die Pflegereform 1996 erforderte dann einen professionellen Rahmen mit einem richtigen Versorgungsvertrag. In der Seniorenwohnanlage im Kelterhof eröffnete zunächst Brigitte Hillius das Büro der Nachbarschaftshilfe, 1997 kam Sabine Hagenmüller dazu. Zwölf Mitarbeiterinnen mit insgesamt etwa 100 Einsatzstunden monatlich hatte sie zu managen. Heute hat sie etwa 70 Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter, die insgesamt 1600 Stunden leisten. Seit 2001 versorgt die Nachbarschafthilfe auch Altbach, und natürlich kommen auch die Einsatzkräfte aus beiden Orten.

Der Zeitaufwand ist sehr unterschiedlich. In manchen Haushalten schauen die Helferinnen alle 14 Tage vorbei, in anderen bis zu drei Mal täglich. Zu Luise Bünting, die in der Seniorenwohnanlage lebt, kommt alle zwei Wochen eine Helferin vorbei. Zusätzlich schaut aber täglich noch eine Schwester der Krankenpflegestation vorbei, um die Beine zu verbinden und die Kompressionsstrümpfe anzuziehen. „Das ist ein unheimlich gutes Miteinander“, sagt Hagenmüller, „die Schwestern sagen uns, wenn es irgendwo klemmt.“ Beide Dienste haben seit einigen Jahren ihre Büros im Rathaus direkt nebeneinander und genau genommen ist die Nachbarschaftshilfe ein Teil der Krankenpflegestation.

Aber auch die kombinierte Hilfe kommt mal an die Grenze. „Wir tun unser Möglichstes, damit die alten Leute möglichst lange zuhause leben können“, sagt Einsatzleiterin Hagenmüller, „aber irgendwann sind auch unsere Möglichkeiten erschöpft“. Wenn jemand nicht mehr allein bleiben kann, dann muss der der nächste Schritt erfolgen.

Pflegerische Arbeiten sind nicht Sache der Helferinnen, aber als Putzfrau wollen sie sich auch nicht missbrauchen lassen. „Das ist auch ein gesellschaftliches Engagement, wir schenken unsere Zeit“, betont Sabine Hagenmüller. Die zehn Euro pro Stunde sind meist nicht der entscheidende Anreiz, sich als Nachbarschaftshelferin zu melden. Zur Arbeit gehört ein Vertrauensverhältnis. „Freundlich, offen, ehrlich und mit Menschen umgehen können“, so beschreibt die Einsatzleiterin das Anforderungsprofil.

Neue Kräfte zu finden, werde immer schwieriger. Zum einen reduziere die Vollbeschäftigung in der Wirtschaft das Potenzial, zum anderen sei diese Helfertätigkeit für viele Frauen keine Alternative mehr zu einer Vollzeitstelle. Bei der Einsatzleiterin melden sich fast ausschließlich Frauen. Nur ein Mann unterstützt eine Frau. Er putzt, kauft ein und macht das Frühstück. „Das harmoniert seit einigen Jahren“, berichtet Sabine Hagenmüller. Die Frau lege größten Wert darauf, dass dieser Helfer komme. „Ansonsten sind Männer schwer an die Frau zu bringen“. Und die Mehrzahl der Hilfesuchenden sind Frauen.