Für den Musiksommer wurde der Bühnenvorhang neu gestaltet. Foto: Kellmayer - Kellmayer

Auf der Homepage bezeichnet sich Lichtenwald als „Die Perle in der Region Stuttgart“. Dies mag sehr ambitioniert klingen, doch in Sachen Kultur hat die kleine Gemeinde Einiges zu bieten.

LichtenwaldAuf der Homepage bezeichnet sich Lichtenwald als „Die Perle in der Region Stuttgart“. Dies mag sehr ambitioniert klingen, doch in Sachen Kultur hat die kleine Gemeinde auf dem Schurwald Einiges zu bieten. Zahlreiche in Hegenlohe und Thomashardt lebende Musikschaffende, Schauspieler und bildende Künstler bereichern das kulturelle Leben und strahlen in ihrem Wirken weit über ihre Heimatgemeinde hinaus. Um diese Aktivitäten zu bündeln, hat die Gemeinde kürzlich Gerti Scholz und Walter Grupp als neue Kulturbeauftragte und Leiter der Gruppe Art Lichtenwald eingesetzt. Mit Begeisterung und beachtlichem Schwung geht das Duo an die neue Aufgabe heran.

Das Einstandskonzert der neuen Kulturbeauftragten wurde im Lichtenwalder Bürgerzentrum zu einem besonderen Ereignis: Unter dem Motto „Musiksommer 2019“ boten zahlreiche ortsansässige Musikerinnen und Musiker ein vielfältiges Konzert, dessen stilistischer Bogen sich von Klängen der Renaissance über Opern- und Instrumentalmusik unterschiedlichster Couleur bis hin zur Filmmusik spannte.

Den Auftakt machten vor dem von Angie Heinze neu gestalteten, farbenfrohen Bühnenvorhang die Flötistin Sabine Bartl und der Pianist Andreas Baumann mit einer Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozarts reizendem Flötenquartett C-Dur KV 285b: Gut abgestimmt, mit tonlicher Finesse und dynamischer Feinarbeit konturiert. Besondere Akzente setzte zwischen den Sätzen Waltraud Falardeau mit Ausschnitten des Gedichts „Stufen“, in dem Hermann Hesse Lyrik und Philosophie verschmolzen hat. Das Lichtenwalder Querflötentrio brachte Flötenklänge im Dreierpack. Ruth Scheihing, Irmgard Kammermeyer und Katja Hammelehle-Rieger widmeten sich zunächst einem Trio des Haydn-Schülers Ignaz Pleyel, um dann im Allegretto aus James Hooks Trio Nr. 2 F-Dur sauber gespieltes Laufwerk aufblitzen zu lassen. Der Pianist Jost Cramer begleitete Walter Grupp, der mit voluminösem Bariton den „Frühlingstraum“ aus Franz Schuberts Zyklus „Winterreise“ sang – dann setzte er Frédéric Chopins dunkel gefärbtes Nocturne Cis-Dur stimmungsvoll und mit differenziertem Anschlag um. Bei einem Ausflug in die Bühnenwelt machten die Sopranistin Constanze Seitz und Walter Grupp mit der Arie „Reich mir die Hand, mein Leben“ zunächst Station bei Mozarts „Don Giovanni“, anschließend imponierten sie mit dem spritzigen Champagnerfinale aus Johann Strauß’ Operette „Die Fledermaus“.

Zum Höhepunkt wurde die Arie „Regnava nel silenzio“ aus Gaetano Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor. Nicht nur der strahlkräftige Gesang von Constanze Seitz war ein Genuss, auch die Pantomime Angie Heinzes begeisterte das Publikum. Martin Pillwein, der auch sachkundig durchs Programm führte, begleitete zuverlässig und zeigte im „Prélude“ aus Claude Debussys „Suite bergamasque“ eine ganz andere pianistische Facette: Mit zartem Anschlag tupfte er die feinen impressionistischen Klangfarben aus dem Flügel.

Geleitet von Constanze Seitz schafften „Die Chorifeen“, der Frauenchor des Gesangvereins Frohsinn Lichtenwald, den Spagat zwischen Thomas Morleys Madrigal „Though Philomela lost her Love“ aus dem 16. Jahrhundert und dem 2001 für den Film „Herr der Ringe“ geschriebenen Lied „May it be“ mühelos. Das schwungvolle Finale läuteten Gunilde und Jost Cramer mit einer Auswahl aus den 16 Walzern op. 39 für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms ein. Die spritzigen Reminiszenzen an den Wiener Walzer brachten pianistisch ausgefeiltes Spiel, sehr zur Freude der Zuhörer, die den kurzweiligen musikalischen Genuss mit reichlich Beifall belohnten.