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Textilkünstlerin Verena Könekamp will mit ihren Werken Botschaften in den jeweiligen Räumen transportieren. Ihre Werke zeigt sie am 13. September in der Steingießerei im Kulturpark Dettinger in Plochingen.

PlochingenGroßformatige, auf groben Wollstoff gedruckte Bilder in kräftigen Farben stapeln sich im Atelier von Verena Könekamp im Kulturpark Dettinger. Die Plochinger Textilkünstlerin bereitet gerade eine Werkschau vor. Anschließend werden die textilen Objekte die Gemeinschaftsräume von drei Unternehmensbereichen von Daimler in Berlin schmücken.

Mit ihren Werken will die 55-Jährige öffentliche Räume atmosphärisch gestalten und dabei deren individuellen Charakter betonen. Manchmal gelte es, eine besondere Stimmung zu erzeugen, ein anderes Mal, farbliche Akzente zu setzen. Dabei hat Könekamp immer im Blick, welchem Zweck die Gebäude dienen, für die sie ein künstlerisches Konzept erarbeitet. Einer ihrer Schwerpunkte liegt auf sakralen Orten. Für Kirchen, Aussegnungshallen, Verabschiedungsräume und für das Hospiz Esslingen, aber auch für Kliniken und Bürogebäude hat sie Wandbilder und Raumobjekte geschaffen. „Meine Kunst soll den Menschen, die die Räume nutzen, etwas mitgeben“, sagt sie.

Ziel ihrer Arbeit ist es, das Leitthema des jeweiligen Raums herauszuarbeiten. Das bedeute nicht nur, die Architektur zu berücksichtigen, sondern auch die Nutzer oder Besucher. Deshalb sind ihre textilen Objekte nie allein dekorativ, sie wollen eine Botschaft transportieren. Für das Hospiz und kirchliche Orte bedeute dies, sich intensiv mit Fragen zu Leben und Sterben zu beschäftigen: „Man muss sich mit Krankheit, Tod und Glauben auseinandersetzen. Und man muss an das glauben, was man mit der Kunst vermitteln will“, ist die Künstlerin überzeugt. Dabei kommt der symbolischen Bedeutung und der Wirkung von Farben eine wichtige Funktion zu – auch wenn der Betrachter das vielleicht nur indirekt wahrnimmt. Während an Orten wie etwa der Psychiatrie der Medius-Klinik in Kirchheim, für die Könekamp ebenfalls Kunstwerke geschaffen hat, eher eine beruhigende Wirkung wichtig sei, will sie in anderen Gebäuden auch Spannung erzielen. In den Gemeinschaftsräumen von Daimler in Berlin, wo sie für einen Unternehmensbereich bereits eine Serie von Werken geschaffen hat, möchte sie dagegen einen identitätsstiftenden künstlerischen Akzent setzen. „Gerade dem eher kühlen Bau aus Beton und Glas tun die Stoffe und Farben gut“, sagt die Künstlerin. Damit die Menschen dort sich ihrem Arbeitsplatz zugehörig fühlen, hat sie alte Stadtpläne genau des Bereichs, wo heute die neuen Bürogebäude stehen, und zwei historische Lithografien von Berlin als Grundlage genommen, die sie farblich und technisch verfremdet hat. Die Farben der Wollstoffe orientieren sich am Farbkonzept des Innenarchitekten. Darauf druckt Könekamp das Motiv in Weiß und dann, leicht versetzt, in einer Kontrastfarbe, so dass Dreidimensionalität entsteht. Silber, Gold, Neon-Grün, -Orange oder -Pink kombiniert sie immer neu und schafft so interessante Variationen.

Etwas Gegebenes in eine moderne Formensprache zu übersetzen, es zu verfremden und damit zu verwandeln, ist für Verena Könekamp eine reizvolle Herausforderung. So hat sie nicht nur alte Berliner Stadtpläne und Stadtansichten auf Stoff gedruckt, sondern im vergangenen Jahr für eine Ausstellung zum Reformationsjubiläum im Ulmer Münster sieben große Stoffahnen gestaltet. Auf ihnen waren die Unterschriftenlisten des Bürgerentscheids zu sehen, in dem sich die Ulmer 1530 mit überwältigender Mehrheit für die Einführung der Reformation aussprachen. Bevor ein künstlerisches Konzept Form annimmt, lässt sie den Raum intensiv auf sich wirken. „Man muss sehen, was einem Raum fehlt, und dies dann mit gestalterischen Mitteln ausgleichen. Manchmal spüre ich das ganz intuitiv und sofort“, erklärt Könekamp. Zuweilen dauert es aber auch lange, bis sie mit den Entwürfen zufrieden ist. Diese entstehen zunächst am Computer. Die Kunstwerke selbst stellt die Künstlerin im Siebdruckverfahren her.

Künstlerische Konzepte für öffentliche Räume erfordern meist die enge Zusammenarbeit mit dem Architekten. Das empfindet Verena Könekamp als bereichernd – zumal sie selbst aus einer Esslinger Architektenfamilie stammt. Dass sie ausschließlich mit Textilien arbeitet, kommt nicht von ungefähr. Nach dem Abitur in Esslingen machte sie eine Handweberlehre, bevor sie Textildesign studierte. Stoff, findet sie, „ist ein warmes Material, mit dem man gut gestalten kann“. Und es ist flexibel. Neben hochwertigen Wollstoffen, die sie für den Auftrag in Berlin verwendet hat, arbeitet Könekamp auch gerne mit Metall- oder Glasgeweben. Das sei für den Brandschutz wichtig.

Könekamps Werke

Verena Könekamps Werke sind an vielen Stellen im Landkreis zu sehen: im Hospiz und Medius-Klinik in Kirchheim, im Evangelischen Gemeindehaus am Blarerplatz in Esslingen, in der Aussegnungshalle in Hochdorf, im Johanniterstift in Plochingen und im Rathaus in Aichwald-Aichschieß. Sie hat den Raum des Abschieds im Geriatrischen Zentrum in Esslingen-Kennenburg gestaltet.

Die Werkschau mit den textilen Objekten für das Berliner Bürogebäude von Daimler findet am 13. September um 19 Uhr in der Steingießerei im Kulturpark Dettinger, Esslingerstraße 56 in Plochingen, statt. Weitere Infos gibt es im Internet unter: www.verena-koenekamp.de