Landschaften von Klaus Fußmann und die Werke seiner ehemaligen Meisterschüler sind auch am kommenden Wochenende noch zu sehen. Foto: Bail Quelle: Unbekannt

Zwei Tage lang war das evangelische Gemeindehaus in Aichschieß Treffpunkt für kunstinteressierte und kommunikative Bürger. Bei den Aichwalder Kunsttagen, die zum zwölften Mal das evangelische Gemeindehaus in eine Galerie verwandelten, standen die Arbeiten von Klaus Fußmann und seinen sechs Schülern ebenso im Zentrum wie der Austausch, die Begegnung und das Gespräch. Eröffnet wurde das Kunstevent auf dem Schurwald in der evangelischen Kirche Aichschieß mit einer kleinen Feier.

Von Petra Bail

Hausherr und Pfarrer Jochen Keltsch sprach von „ausgesprochen schönen Kunstwerken“, die zu sehen sind. Sie sind auch allesamt bezahlbarer als das Gemälde „Salvator Mundi“, das vielleicht von Leonardo da Vinci gemalt wurde, auf jeden Fall aber 450 Millionen Dollar bei der Versteigerung von Christie’s erzielte. Damit ist es das teuerste Gemälde der Welt. Auch für Bürgermeister Nicolas Fink war die New Yorker Auktion ein Thema in seinem Grußwort. Mit der Summe könne Aichwald 20 Jahre lang alle Ausgaben stemmen, ohne einen Cent Steuern zu verlangen. In seinen Augen sei Kunst ein „wunderbares Transportmittel und ein Katalysator“. Menschen kommen miteinander ins Gespräch und im Falle der Aichwalder Kunsttage kommt der Erlös auch noch sozialen Zwecken der evangelischen und katholischen Kirche der Gemeinde zu.

Den Einführungsvortrag hielt Kunstdozent Kurt Grunow, der in die Welt der Blumen und Landschaften von Klaus Fußmann und in die Werke seiner ehemaligen Meisterschüler einführte. Ausgestellt waren überwiegend druckgrafische Arbeiten, wie Linolschnitte und Radierungen, aber auch zwei Aquarelle Fußmanns. Grunow schwärmte vom „lustvollen Einsatz der Farbe, oft intensiv leuchtend, immer zu Farbklängen, Farbakkorden komponiert.“ Blumen, Haus, Feld, Wolke, Himmel seien meist mühelos zu erkennen. Die Farbe allerdings scheine ein Eigenleben zu führen, das behutsam den Zusammenhang mit dem Gegenstand löse. Dadurch seien die Bilder oft nur wenige Schritte vom Abstrakten entfernt. Grunow beschreibt Klaus Fußmann „keineswegs als unbeschwerten Blumen- und Landschaftsmaler, der einfach da weitermacht, wo etwa Emil Nolde aufgehört hat“. Vielmehr handle es sich bei dem 79-jährigen Maler um einen „um Erkenntnis ringenden, reflektierenden und gegenwärtigen Künstler“.

Gemeinsam mit ihm stellen in Aichwald sechs ehemalige Schüler, aber auch sechs ausgeprägte Individualisten ihre Werke aus, betonte der Kunstdozent. Dem Meister am ehesten verwandt dürfte Joachim Billib sein. Der 2013 verstorbene Berliner Künstler arbeitete wie Fußmann mit satten und körperhaft leuchtenden Farbflächen und komponierte Farben und Formen naturgetreu aus Landschaftsausschnitten Norddeutschlands. Philipp Mager setzt ebenfalls leuchtende Farbübergänge in seinen Linolschnittflächen ein. „Diese wirken oft wie geheimnisvolle, absurde Theaterinszenierungen und bringen ein surreal-erzählerisches Element in die Ausstellung“, so Grunow.

Spiel mit dem Zufall

Farbe sucht man vergebens in Thomas Kämmerers hyperrealistischen Zeichnungen, der technisch an Grafikspezialisten des 19. Jahrhunderts erinnere. Vage Landschaftsassoziationen erzeugt Gunther Baumgart in seinen Radierungen durch das Verformen der Druckplatten mittels Säure oder Mechanik. Das Spiel mit dem Zufall steigert Sebastian Heiner mit Action Painting. Seine explosiven Monotypien spiegeln die Intensität asiatischer Mega-Cities wider. Zart und doch kraftvoll hingegen wirken die Aquarell- und Papierarbeiten von Reinhard Dickel.

Die didaktisch sehr gut aufbereitete Ausstellung unterstrich wirkungsvoll die jeweilige Eigenheit der sieben Künstler. Musikalisch sehr stimmungsvoll umrahmt wurde die Eröffnung in der Kirche vom Ensemble CantoCelli. Die vier preisgekrönten, jungen Cellisten von der Musikschule Engelberg begeisterten das Publikum mit ihren modernen Interpretationen.

Die Ausstellung ist noch am Samstag, 25. November, von 14 bis 19 Uhr und Sonntag, 26. November, von 11 bis 18.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus zu sehen.