Quelle: Unbekannt

Im Rahmen der Wendlinger Kulturzeit begeisterte der Pianist Johannes Gaechter mit seinem Konzertprogramm zu Ehren des 200. Geburtstags der Komponistin und Klavier-Virtuosin Clara Schumann.

Wendlingen Freunde romantischer Musik feiern in diesem Jahr den 200. Geburtstag der Pianistin und Komponistin Clara Schumann. Im Rahmen der Wendlinger Kulturzeit lud die Schiedmayer-Stiftung zu einem „Clavier-Salon“ mit dem Pianisten Johannes Gaechter, der in den Firmenräumen sein für das Jubiläumsjahr zusammengestelltes Programm spielte. Zur Einführung ging Musikwissenschaftler Wolfgang Seibold auf die Beziehungen der Künstlerin zu Württemberg und zur Klavierbauer-Dynastie Schiedmayer ein.

Der Andrang im Schauraum, inmitten von Instrumenten aus den unterschiedlichsten Dekaden der 1735 gegründeten Pianoforte-Firma, war so groß, dass Stühle herbeigeschafft und weitere Programmblätter kopiert werden mussten. Wolfgang Seibold, der über die Beziehung von Robert und Clara Schumann zu Franz Liszt promoviert hat, gab Kostproben aus seinem Buch „Clara Schumann in Württemberg“. Wie die Stiftungsvorsitzende Elianne Schiedmayer ergänzte, wäre Clara Wieck beinahe wieder abgereist, als sie im Januar 1839 das erste Mal als Klavier-Virtuosin nach Stuttgart kam. Denn man habe die 19-Jährige nicht besonders freundlich empfangen, wie sie in ihrem Tagebuch schreibt: „Dann ging ich zu Instrumentenmacher Schiedmayer, doch er war nicht da, und seine Söhne kannten mich nicht einmal dem Namen nach.“ Es fügte sich dann doch, wie Seibold berichtete, und die junge Pianistin wurde für ihren Stuttgarter Auftritt von Publikum und Kritik gefeiert und zu einem Privatkonzert im Schloss vor Königin und Prinzessinnen eingeladen. Jahre spielte Clara Schumann nur Schiedmayer-Instrumente, Johann Lorenz Schiedmayer persönlich transportierte ihr einen Firmen-Flügel zum Üben nach Bad Wildbad, als sie dort zur Kur weilte. Besonders berührt hat Wolfgang Seibold, dass Clara Schumann mit einigen Stuttgartern, die sie bei ihren Konzerten kennengelernt hatte, bis zu ihrem Tod in Kontakt blieb: „Dass jemand mit einem so reichen Künstlerleben und wahnsinnig vielen wichtigen Bekannten bis ins hohe Alter diese Verbindungen gehalten hat, das finde ich sehr groß und menschlich.“

Der Pianist Johannes Gaechter spielte auf einem restaurierten Schiedmayer-Konzertflügel aus dem Jahr 1930. Er brachte sich mit vier Jahren das Klavierspiel selbst bei, hat einen Abschluss als Diplom-Ingenieur Informatik und feilt regelmäßig mit renommierten Dozenten an seinem Können. In seinem anspruchsvollen Clara-Schumann-Programm legte er den Fokus auf den hochemotionalen Gehalt der Kompositionen. „Musik ist für mich die schönste und reinste Form, Gefühle und Stimmungen auszudrücken“, betont der Musiker immer wieder.

Zwischen Clara Schumanns Notturno aus den Soirées Musicales, der Romanze in A-Moll und ihren Bellini-Variationen ließ er zwei Männer, die für ihr Leben wichtig waren, musikalisch zu Wort kommen: Er spielte die Abegg-Variationen ihres Ehemannes Robert Schumann, der seine erfolgreiche Frau nicht immer unterstützte. Und er spielte Johannes Brahms’ Klavier-Intermezzo No. 2. Der von Robert Schumann protegierte Komponist betete die 14 Jahre ältere Clara zeitlebens an, Gaechter arbeitete Brahms’ Traurigkeit und Sehnsucht einfühlsam heraus.

Gaechter bestach mit seinen Wechseln von sanft und anmutig zu aufbrausend und heftig, vom lieblichen Klingen zum mächtigen Klang. Das zeigte sich auch im zweiten Teil bei Chopins Impromptus, wo er sämtliche Gefühlstiefen auslotete und über die Musik die reine Poesie vermittelte, und bei der spätromantischen „Sonaten-Fantaisie“ Alexander Skrjabins. Gaechter zeigte sich dem Temperamentvollen ebenso gewachsen wie der lyrischen Wendung nach innen. Er paarte sein variantenreiches Spiel mit feinsinniger Interpretation und hatte die Leidenschaft des Künstlers immer im Blick.