Seit 25 Jahren sammeln Werner Lamparter und Gerlinde Maier-Lamparter Korken und Briefmarken. Sie wollen das Bewusstsein der Köngener fürs Recycling schärfen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Wer ausgediente Korken oder abgestempelte Briefmarken übrig hat, darf diese bei Familie Lamparter in Köngen abgeben. Vor 25 Jahren fingen Gerlinde Maier-Lamparter und ihr Mann Werner Lamparter zunächst damit an, Briefmarken für die Diakonie in Stetten zu sammeln. Dort werden die Marken aus aller Welt für Philatelisten aufbereitet und für den guten Zweck weiterverkauft. An den Nachhaltigkeitstagen Baden-Württemberg, die von heute bis zum 21. Mai im ganzen Bundesland stattfinden, beteiligt sich das Ehepaar ebenfalls.

„Unsere Abgabestelle ist immer geöffnet“, sagt Gerlinde Maier-Lamparter, die sich in Köngen in vielfältiger Weise engagiert. Wer Korken oder Briefmarken hat, darf diese in der Unteren Neuen Straße 8 auch gerne an die Türe hängen. Wenn jemand von der Familie zuhause ist, bleibt meist auch Zeit für ein Gespräch.

Die „Korken für Kork“ holen Mitarbeiter des Esslinger Abfallwirtschaftsbetriebs in Köngen ab, um sie in den Kehler Stadtteil Kork in die dortige Diakonie zu bringen. Früher arbeiteten dort zwölf Menschen, um Platten aus dem wertvollen Recycling-Stoff herzustellen. Weil die Mengen immer weiter zurückgehen, gibt es diesen Betrieb inzwischen nicht mehr. Vor allem die Verwendung von Schraubverschlüssen und Kunststoffstopfen führte seit etwa zehn Jahren zu einem kontinuierlich sinkenden Aufkommen. Deshalb wird seit 2014 nicht mehr produziert. Die gesammelten Korken werden jetzt unsortiert an einen Kooperationspartner verkauft. Die Organisation der „Korken für Kork“-Sammlung und die Kommunikation mit den Sammelstellen bleiben unverändert bei den Hanauerland Werkstätten. Der Erlös kommt dann den Menschen mit Behinderung zu Gute.

Briefmarken für die Diakonie

Die gesammelten Briefmarken aus Köngen bringt Werner Lamparter selbst nach Stetten, wenn eine entsprechende Menge zusammengekommen ist. „Es gibt noch etliche Leute, die Briefe schreiben und auch bekommen“, schwärmt Gerlinde Maier-Lamparter. Auch sie selbst schreibt nicht nur zu Weihnachten viele Briefe und Karten. „Ich achte immer darauf, dass es Sondermarken sind.“ Das ist für die Briefmarkenstelle in Stetten ideal, denn solche Marken sind für Sammler besonders interessant. Auch Marken aus anderen Ländern sind da sehr begehrt.

Seit Jahrzehnten setzen sich die Lamparters in Köngen für Nachhaltigkeitsprojekte und für fairen Handel ein. Seit 1976 gibt es in Köngen einen Arbeitskreis „Neuer Lebensstil“, den der evangelische Pfarrer Klaus Thierfelder ins Leben rief. Gerlinde Maier-Lamparter hat den Eine-Welt-Laden in der Fußgängerzone mit aufgebaut, der sich bestens etabliert hat. Ihre Schwiegermutter Heide hat das Projekt seit 2010 vorangetrieben.

Zum Umdenken bewegen

„Mir geht es darum, die Menschen zum Umdenken zu bewegen“, begründet Maier-Lamparter ihr unermüdliches Engagement für solche gelebte Entwicklungshilfe. Die kontaktfreudige Köngenerin knüpft Verbindungen in alle Welt, um für den Weltladen interessante Geschäftspartner zu finden. Silberschmuck aus Mexiko ist ebenso in den Regalen zu entdecken wie getrocknete Mangos oder Schokolade aus fairem Handel. Der Kontakt zur Initiative Preda von Pater Shay Cullen auf den Philippinen ist seit Jahren gewachsen. „Durch den Verkauf ihrer selbst angebauten Mangos können sich die Familien Brunnen leisten und eine Existenz aufbauen“, sagt Maier-Lamparter. Das sei für viele ein Ausweg aus Sextourismus und Menschenhandel. Eine Theatergruppe von den Philippinen war auch schon in Köngen zu Besuch, um auf die Situation dort aufmerksam zu machen.

Sehr erfolgreich sind die Köngener mit ihrer Handy-Sammelaktion, die auch im Rahmen der Nachhaltigkeitstage weitergehen soll. Wer sein ausgemustertes Mobiltelefon abgibt, bekommt einen Schokoriegel aus fairem Handel. „Das ist auch ein Thema, das Jugendliche angeht“, sagt Maier-Lamparter. Deshalb hat die engagierte Christin auch Schüler und Konfirmanden in die Aktion eingebunden. Mit Schulen arbeitet der Köngener Weltladen eng zusammen.

Auch andere Kooperationspartner aus Köngen und Umgebung holen die 43 Ehrenamtlichen, die das Geschäft gemeinsam führen, mit ins Boot. Unterschiedliche Initiativen zu vernetzen, macht der rührigen Köngenerin viel Spaß. Daher hat sie auch viele Kontakte zu Fair-Trade-Unternehmen in ganz Deutschland geknüpft.

Beiträge zu den Nachhaltigkeitstagen im Kreis Esslingen

Nachhaltigkeitstage: Von heute bis zum 21. Mai finden in ganz Baden-Württemberg dezentrale Aktionen statt. Das ausführliche Programm ist im Internet zu finden:

www.n-netzwerk.de/n-tage/

Projekte im Kreis Esslingen:Auch der Weltladen Köngen beteiligt sich an den Nachhaltigkeitstagen. Beim Kauf eines wiederverwendbaren Kaffeebechers erhalten Kunden von heute bis einschließlich Samstag eine Tasse fair gehandelten Kaffee dazu. Der Einkauf wird in das Heldentütle gepackt, das als Biomülltüte verwendet werden kann. Bei Familie Lamparter, Untere Neue Straße 8, können Briefmarken für die Diakonie Stetten und „Korken für Kork“ abgegeben werden. Wer möchte, bekommt dort eine Fairtrade und GOTS-zertifizierte Baumwolltasche mit dem Logo der Nachhaltigkeitstage. Das Bäckerhaus Veit bietet bis 20. Mai die Aktion „Alte Getreidesorten neu entdecken“ an. In Aichwald findet morgen auf dem Marktplatz in Schanbach von 12 bis 18 Uhr der Klimatag von Gemeinde und Stadtwerken Esslingen statt.

Handyaktionen:Im Weltladen in Köngen können Kunden ihr ausrangiertes Mobiltelefon gegen einen fair gehandelten Schokoriegel eintauschen. Auch Ostfildern beteiligt sich an der Handyaktion. Gebrauchte Mobiltelefone können noch bis 20. Mai im Stadthaus im Scharnhauser Park, in der Volkshochschule und in der Stadtbücherei in Nellingen abgegeben werden.