Markus, Leif und Kaja Lederer (von links) aus Reichenbach sind Stammgäste im Kletterwald. Helmut Wackenhut, Chef des Kletterwaldes, zeigt die neuste Attraktion Foto: Katja Eisenhardt - Katja Eisenhardt

Ein Klettererlebnis im Wald – für Kinder und Erwachsene. Hoch oben in den Bäumen hängen im Kletterwald Plochingen die Plattformen und die Seile, an denen Abenteuerlustige klettern können.

PlochingenLinus ist an diesem Samstagmittag mit seinen Kumpels Leo, Christian, Lucas und Jonas aus Beutelsbach in den Plochinger Kletterwald gekommen. „Ich habe mir das zum Geburtstag gewünscht“, erklärt Linus, der zwölf Jahre alt geworden ist: „Ich bin schon mal geklettert, ich finde das toll, oben in den Bäumen zu sein.“ Für Kumpel Leo ist es dagegen eine Premiere, er will sich einfach mal überraschen lassen, was da auf ihn zukommt, ist aber schon am Anfang sicher: „Das wird bestimmt gut.“ Bevor es für die Jungs in luftige Höhen geht, steht als erstes die Sicherheitseinweisung mit Trainer Marvin Pfau (18) an. Er ist einer von derzeit 30 ausgebildeten Trainern im Kletterwald, die die Gäste einweisen und beim Klettern auf den insgesamt zwölf Parcours unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade anschließend im Auge behalten.

Erst mal müssen sich die Nachwuchskletterer mit dem Material vertraut machen. Dazu gehören neben den allgemeinen Erklärungen zum Sicherheitssystem der Gurte, den Karabinern und Helmen auch die Regeln, die es im Kletterwald zu beachten gibt. „Die Karabiner dürfen nur während des Kletterns geöffnet und geschlossen werden – also entweder zum Umhängen an den Stahlseilen oder am Ende des Parcours. Ist ein Karabiner offen, wird der zweite nicht zusätzlich aufgehen. Rauchen ist im Wald und mit der Ausrüstung auch verboten und man muss auf den gekennzeichneten Wegen bleiben“, fasst Kletterwald-Chef Helmut Wackenhut zusammen. Jedes Gurtsystem wird nach der Abgabe in verschiedenen Schritten genau geprüft, bevor es wieder in den Verleih geht. Die Sicherheitsstandards seien sehr hoch, erklärt Wackenhut. Bevor die Anlage für den täglichen Betrieb geöffnet wird, klettern zwei Trainer sie durch und prüfen jedes einzelne Element.

Im freien Fall nach unten

2013 hat Wackenhut den Plochinger Kletterwald gestartet und über die Jahre stetig erweitert. Das neuste Element, das demnächst in Betrieb geht, ist eine 13 Meter hohe Plattform, von der aus man elf Meter im freien Fall nach unten springt. In den zwölf Parcours warten auf die Kletterer 135 unterschiedliche Elemente. Bis zu 19 Meter geht es in die Höhe. Die Routen sind mit verschiedenen Farben gekennzeichnet: „Je dunkler die Farbe wird, desto schwerer ist der Parcours“, erklärt der Chef. In den zwei pinkfarbenen Kleinkind-Parcours können bereits die Dreijährigen bei einer Greifhöhe von 1,10 Metern und einer Kletterhöhe von 80 Zentimetern beziehungsweise 1,20 Metern starten. Nach und nach steigern sich Greif- und Kletterhöhe sowie die Schwierigkeit. Auf jeder Route wartet zusätzlich ein Höhepunkt – etwa ein Sprung aus 17 Metern Höhe im schwereren braunen Parcours oder die sehr beliebte Seilbahn. „Wer da einmal Blut geleckt hat, fährt immer wieder“, beobachtet Helmut Wackenhut.

Bis zu 110 Meter lang und 19 Meter hoch ist die Seilbahn. Beim „Flying Fox“ im blauen Parcours fliegt man sogar sprichwörtlich durch den Wald: Geklettert wird hier auf drei bis 19 Metern, dazu wartet ein Seilbahn-Parcours mit 420 Metern Länge. Die Seilbahn hat es auch dem siebenjährigen Leif aus Reichenbach angetan, der mit seinen Eltern Kaja und Markus Lederer in den Kletterwald gekommen ist: „Das macht Spaß, die Wippen oben auch. Das ist nicht schlimm, dass die so wackelig sind“, ist Leif begeistert. Sogar aus acht Metern Höhe ist er mutig im freien Fall gesprungen. Der Papa habe da schon mehr Angst, verrät der Sohnemann. „Ja, ich habe Höhenangst“, gibt Markus Lederer zu. Es brauche aber einfach nur etwas Überwindung, „dann geht das schon.“ Die Familie gehört zu den Stammgästen des Kletterwalds. „Wir sind regelmäßig da, auch mit Jugendgruppen vom DLRG Reichenbach.“ Das sei immer ein tolles Erlebnis in der Gruppe.

Bäume sollen geschont werden

Im Schnitt ist man im Kletterwald zweieinhalb Stunden unterwegs. Wer länger klettern möchte, zahlt halbstündlich einen Aufpreis. Geklettert wird eigentlich immer – „nur bei Gewitter, Starkregen oder Sturm müssen wir unterbrechen“, erklärt Helmut Wackenhut. Die zwölf Kletterrouten sind in dem Eichen- und Buchenwald auf einer Gesamtfläche von 15 000 Quadratmetern verteilt. Wichtig ist Helmut Wackenhut zudem, dass die Bäume so schonend wie möglich behandelt werden. Dafür hat er unlängst ein neues Befestigungssystem für die Plattformen entwickelt: „Wir haben die Plattformen mit Bolzen am Baum befestigt, jeder Bolzen trägt 4,2 Tonnen. Jede Plattform hat vier davon.“ Er selbst blickt auf eine über dreißigjährige Klettererfahrung zurück: „Früher bin ich hauptsächlich am Felsen geklettert, vor gut acht Jahren musste ich verletzungsbedingt aufhören. Auch meinen Beruf als Sportlehrer konnte ich so nicht mehr ausüben und habe nach einer Alternative gesucht, bei der ich auch draußen aktiv sein kann. So entstand die Idee für den Kletterwald“, erzählt Helmut Wackenhut. „Man kann hier viel Spaß haben, sich auf den Routen nach und nach steigern und an seine persönlichen Grenzen gehen. Dazu muss man beim Klettern immer mitdenken, den nächsten Schritt vorausdenken“, beschreibt er die Vorzüge des Kletterwalds – und das in nahezu jedem Alter. Der bisher älteste Besucher sei 87 Jahre alt gewesen.

Immer wieder gibt es im Plochinger Kletterwald auch besondere Veranstaltungen, darunter zum Beispiel das Nacht- oder Vollmondklettern oder auch den gruselig geschmückten Wald an Halloween. Sehr beliebt sei der Kletterwald bei Schulklassen, berichtet Helmut Wackenhut, auch Kindergeburtstage würden immer wieder hier gefeiert. Ein weiteres Steckenpferd ist die Erlebnispädagogik – unter anderem Firmengruppen nutzen dieses gern, so Wackenhut. Verschiedene Team-Aufgaben am Boden oder auch Team-Kletteraktionen gehören hier dazu. „Es geht dabei um Interaktion, Selbstvertrauen, Kommunikation, Eigeninitiative und strategisches Vorgehen.“ Stärken können sich die Besucher vor und nach dem Klettern mit Speis und Trank vom Kiosk auf der Terrasse. Bürgermeister Frank Buß ist vom Kletterwald-Freizeitangebot ebenfalls überzeugt: „Der Kletterwald Plochingen ist ein Highlight für Plochinger und für Besucher aus Nah und Fern. Der sichere Aufstieg in lichte Höhen und die rasende Fahrt ins Tal sind zugleich Herausforderung und Erlebnis.“

Alle Infos zum Plochinger Kletterwald findet man im Internet unter www.kletterwald-plochingen.de. Er befindet sich bei den Sportanlagen Stumpenhof 104/1, Email: info@kletterwald-plochingen.de, Tel.: 0152/34 16 8948. Die Kletterwald-Saison startet jährlich im März und dauert bis November.