Die Hand bleibt frei. Das ist der Vorteil von „Sam“, einem Handschuh mit integriertem Scanner, den Stephanie Dürr und Jürgen Jesse entwickelt haben. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

Wareneingänge und -ausgänge buchen, die Bestände eines Lagers für eine Inventur erfassen oder auch das Haltbarkeitsdatum bei verderblichen Waren überprüfen - bei diesen Aufgaben ist absolute Genauigkeit gefragt. Und es muss schnell gehen. Moderne Datenerfassung hilft Mitarbeitern, die mit solchen Jobs betraut sind. „Jeder ist froh, wenn er dabei die Hände frei hat“, sagt Jürgen Jesse. Deshalb hat der Softwareentwickler aus Aichwald zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Stephanie Dürr „Sam“ auf den Markt gebracht. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Handschuh mit integriertem Scanner, der sich vielfältig einsetzen lässt, in Lagern und Logistikunternehmen genauso wie in Handwerksbetrieben.

Geräte dieser Art sind nicht neu. Doch Jesse haben die Produkte der Konkurrenten allesamt nicht überzeugt. „Ich gehe immer wieder durch Betriebe und schaue, wo man Prozesse und Arbeitsgänge optimieren kann“, berichtet er. „Sam“ hat für ihn einen entscheidenden Vorteil: Er ermöglicht es, dass beim Scannen die Hände komplett frei bleiben, der Mitarbeiter kann die erforderlichen Artikel ganz normal anpacken.

Gebrauchsmuster angemeldet

Um den Scan-Vorgang zu starten, muss man nur eine Faust machen. So wird über die Finger der Impuls dafür ausgegeben, dass ein Bar- oder ein QR-Code des jeweiligen Produktes gelesen und mit der speziellen Software gespeichert oder überprüft wird. Um ihre Idee zu schützen, haben die beiden Inhaber der Systementwicklung IT GmbH ein Gebrauchsmuster angemeldet. So nennt man die Vorstufe für ein Patent.

Jesse und Dürr haben für die erste Serie ihrer Erfindung 70 Handschuhe produzieren lassen. Je nach Einsatz sind sie mit einem Barcode- oder einem QR-Code-Scanner ausgestattet. Der Handschuh kostet laut Jesse um die 80 Euro. Inklusive Scanner ist „Sam“ für 300 bis 400 Euro zu haben. Die kleinere Variante von „Sam“ ist „Sammy“, ein Ringscanner, der ebenfalls so konzipiert ist, dass die Hand des Benutzers frei bleibt. Eingesetzt werden kann er beispielsweise, um aus einem Lager entnommene Produkte zu erfassen, einen Auftrag vollautomatisch zu kontrollieren, zu drucken und die Lagerbuchung zu machen.

Zweifacher Handwerksmeister

Solche Entwicklungen sind die Spezialität von Jürgen Jesse: einfache Lösungen für komplexe Aufgaben. Eigentlich kommt der gebürtige Berliner aus der Praxis. In zwei Berufen hat er den Meistertitel gemacht, als Karosseriebauer sowie als Lackierer und Maler. „Das Handwerkliche steckt mir im Blut“, sagt Jesse. Irgendwann sei er dann aber „in die EDV gerutscht“. Und da fühlt er sich mittlerweile daheim.

Außerdem tüftelt er für sein Leben gern. Seine erste größere Erfindung war ein Biofeedback-Gerät, mit dem man misst, ob die Testperson entspannt ist. Die Werte werden über Elektroden ermittelt, die am Finger den Hautwiderstand messen.

Im Augenblick arbeitet Jesse schon wieder an einem neuen Produkt, einem Gehäuse, das ein Tablet mit einem A4-Thermodrucker verbindet. Als Abnehmer hat er vor allem Handelsvertreter im Auge. „Viele Filialleiter wollen bei einer Lieferung gleich ein Papier, einen Ausdruck“, weiß er. Mit seinem Gehäuse sei das ganz praktikabel zu lösen. „Vor allem muss man als Vertreter dann nicht mehr einen riesigen Drucker mitschleppen.“