Stolz präsentieren die neuen Staatsbürgerinnen das Grundgesetz und ihren deutschen Ausweis. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Ihre Urkunden und Ausweise hatten die neuen Staatsbürger schon erhalten, doch nun feierte die Stadt Ostfildern mit ihnen ein Einbürgerungsfest.

OstfildernRosanna De Carlo strahlt. Die gebürtige Italienerin ist mit ihrem Mann Peter Beverley, einem Briten, zur Einbürgerungsfeier der Stadt Ostfildern ins Rathaus in Nellingen gekommen. Seit mehreren Jahren findet die Feier immer am Tag des Grundgesetzes in dem 500 Jahre alten Gebäude im Klosterhof statt. Der Raum im Erdgeschoss werde ansonsten für Empfänge, Besprechungen oder auch für Trauungen genutzt, erklärte Oberbürgermeister Christof Bolay den Gästen. Rosanna de Carlo gehört zu den 102 Ostfilderner Einwohnern, die zwischen 1. April 2017 und 1. April 2018 ihre deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben.

Die meisten Einbürgerungsurkunden erhielten Griechen und Türken (je 15), gefolgt von Kosovaren (10), Kroaten (8), Italienern (7) und Briten (5). Der Brexit bewege allgemein in Deutschland einige Briten, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, weiß Sonja Löffler, Leiterin des Ausländeramts der Stadt. „Sie wissen nicht, wie es weitergeht, wie künftig etwa die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis geregelt werden.“ Ein paar der neuen Staatsbürger sind mit ihren Familien der Einladung gefolgt, um gemeinsam zu feiern. „Ich gratuliere Ihnen herzlich zu diesem Entschluss. Das ist ein schönes Zeichen für Ihre Zugehörigkeit zu diesem Land und zu unserer Stadt“, sagte Bolay.

„Für mich war das ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk. Einen Tag vorher habe ich am 26. Oktober letzten Jahres meine Einbürgerungsurkunde erhalten“, erzählt Rosanna De Carlo, die jetzt eine doppelte Staatsbürgerschaft hat. Wie bei allen Anwesenden ist Deutschland schon lange ihre Heimat: „Meine Eltern kamen in den 60er-Jahren hierher, seit 1984 lebe ich in Ostfildern. Ich bin in Deutschland zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung gemacht und beruflich Fuß gefasst. Von Anfang an habe ich mich hier gut aufgenommen gefühlt.“ Schon länger habe sie mit dem Gedanken gespielt, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, „jetzt war es an der Zeit“, sagt sie. Ihr Mann behält vorerst noch seinen britischen Pass.

Die gebürtige Finnin Kaja Widlewski lebt seit 1972 in Deutschland, in Ostfildern mit ihrer Familie seit 2002. Kinder, Enkel, Bekannte – nahezu das ganze Leben spiele sich schon lange in Deutschland ab. „Ich habe unseren 40. Hochzeitstag an Weihnachten 2016 zum Anlass genommen, endlich auch die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen“, erzählt sie. Im Februar 2018 hielt sie die Urkunde in Händen: „Da gab`s dann zur Feier des Tages eine Flasche Champagner“, erzählt sie und lacht. Auch sie hat sich vorerst für die doppelte Staatsbürgerschaft entschieden: „In Finnland liegen meine Wurzeln, das gehört einfach zu meiner Identität.“ Neben ihr am Tisch steht Nikolaos Tsakalidis. Der Grieche kam 1969 nach Deutschland, ein Jahr später lernte er seine Frau Ursula kennen und blieb. Seit 2009 lebt das Ehepaar in Ostfildern. „Mein Onkel lebte 1969 bereits in Schanbach. Durch ihn bin ich nach Deutschland gekommen. Gleich am Anfang haben mich die Ordnung und die Sauberkeit hier beeindruckt“, erinnert sich Tsakalidis und schmunzelt.

In Griechenland hatte er als Bauzeichner gearbeitet, in Deutschland machte er eine Ausbildung zum Elektriker. „Deutschland ist für mich zur Heimat geworden, unsere Kinder und Enkel leben hier, der ganze Alltag spielt sich hier ab. Neben dem Zugehörigkeitsgefühl haben meine Entscheidung auch Faktoren wie die Sicherheit im Land, etwa was ein funktionierendes Gesundheitssystem angeht, mit beeinflusst. Das ist in Griechenland etwas anderes.“ Eine Landsfrau ist die 27-jährige Lehrerin Eleni Intziadou, die nun neben dem griechischen ebenfalls einen deutschen Passes besitzt. „Ich bin hier aufgewachsen. Dazu kommt, dass es für mich als Angestellte des Staats eine logische Konsequenz ist, die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen.“ Vor zwei Monaten war es soweit, das große Ereignis hat die 27-Jährige mit ihrer Familie bei einem Essen gebührend gefeiert.

Was sich nun ändert? „Wir dürfen nun endlich wählen gehen, können mitreden, was die Politik im Land angeht“, sagen alle unisono. Ansonsten ändere sich im Alltag wohl nicht allzu viel, denn auch ohne den deutschen Pass ist Deutschland schon lange zu ihrer Heimat geworden.