Pfarrvikar Thomas Vogel, Pastoralassistent Stephan Walter, Gemeindereferentin Monika Siegel und Pfarrer Bernhard Ascher (von links) Foto: Bulgrin - Bulgrin

Zum 1. Januar 2019 fusionieren die drei katholischen Kirchengemeinden Plochingen, Altbach-Deizisau und Reichenbach-Hochdorf-Lichtenwald zur „Kirchengemeinde St. Konrad Plochingen“.

PlochingenB ernhard Ascher, Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde St. Konrad Plochingen und Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Neckar-Fils, geht mit Zuversicht ins neue Jahr. Seit fünf Jahren engagiert er sich mit seinem Pastoralteam und den Ehrenamtlichen aus Plochingen und den benachbarten Kirchengemeinden Altbach mit Deizisau sowie Reichenbach mit Hochdorf und Lichtenwald dafür, dass die in der Seelsorgeeinheit locker miteinander verbundenen drei Gemeinden noch enger zusammenrücken. Nicht auf Wunsch von oben, sondern auf Wunsch der Basis: „Uns geht die Luft aus“, hatte der Altbacher Kirchengemeinderat im Oktober 2013 den Nachbargemeinden signalisiert. Er hatte zunehmend Probleme, noch genügend Mitglieder zusammenzubekommen. Daraus resultierte dann der Wunsch nach einem „größeren, schützenden Dach der Identifikation“, nach einem „dichteren, engeren Netz der Zusammengehörigkeit, sich in Größeres eingebunden zu wissen“, wie sich Ascher ausdrückt.

Die weltlichen und kirchlichen Entscheidungsträger haben jetzt alle Ja gesagt: Zum 1. Januar 2019 ist es soweit. Mit diesem Datum bilden die drei Kirchengemeinden St. Konrad (Plochingen), Zum Heiligen Kreuz (Altbach) und St. Michael (Reichenbach) die Kirchengemeinde St. Konrad Plochingen: Die Kirchengemeinden Altbach und Reichenbach werden aufgelöst und in die Kirchengemeinde Plochingen integriert. Dass die vereinigte Kirchengemeinde dann St. Konrad heißt und in Plochingen ihren Hauptsitz hat, ist kirchenrechtlich und historisch bedingt.

Die Gemeindemitglieder werden von der Fusion wenig spüren. Sie haben nach wie vor ihre Ansprechpartner, ihre Kirchen und ihre anderen Anlaufpunkte vor Ort. Sie müssen auch nicht um die 3,5 hauptamtlichen Stellen in der Seelsorgeeinheit bangen – jedenfalls nicht mehr als jede andere katholische Kirchengemeinde in Zeiten des Pfarrermangels. Denn an der Anzahl der Gemeindemitglieder, nach der sich die Anzahl des seelsorgerischen Personals richtet, ändert sich ja nichts: Die Plochinger Gemeinde bringt es auf 3200 Mitglieder, Altbach auf 3000 und Reichenbach auf 3400. „Die Mitgliederanzahl hat sich in der Region gehalten“, sagt Pfarrvikar Thomas Vogel, Ansprechpartner für die Reichenbacher Gemeinde. „Wir sind die Profiteure der Migration“, verweist Ascher auf Zuwanderer aus Polen oder Italien, aber auch aus anderen Ländern, die den ansonsten durchaus vorhandenen Schwund noch ausgleichen.

Es war wie gesagt vielmehr der Hilferuf aus dem Ehrenamt, der die Gemeinden zu solchen Gedankenspielen gebracht hatte. In den darauffolgenden Jahren gab es dann viele Überlegungen – und auch Widerstand. Der kann in einem seit 50 Jahren eingespielten Gemeindeleben durchaus heftig sein. Schließlich hatten sich die katholischen Nachbargemeinden nach dem Krieg von Plochingen losgelöst. Und so hatte manch einer das Gefühl, „dass die Mutter ihre Kinder jetzt wieder einkassiert“, räumt Ascher ein.

Aber die Fusion vereinfache viele Verwaltungsgänge: So sind künftig alle Erzieherinnen in den auf sechs Kommunen verteilten sechs Kindergärten alle bei der gleichen Kirchengemeinde – nämlich St. Konrad – angestellt. Zudem wird es nur noch einen Kirchengemeinderat geben, in dem die Gemeinden vergleichbar nach den Regeln der unechten Teilortswahl vertreten sind. Bis zur nächsten turnusmäßigen Kirchengemeinderatswahl im Frühjahr 2020 bleiben aber alle derzeit amtierenden Kirchengemeinderäte im Amt – das sind 25. Danach wird der vereinigte Kirchengemeinderat St. Konrad Plochingen dann 15 oder 18 Mitglieder haben – die Zahl muss schließlich durch drei teilbar sein. Nicht nur die Basis vor Ort, sondern auch die Diözese hat die Fusion der Kirchengemeinden mit wachen Augen verfolgt, erzählt Ascher. Üblich ist so ein Zusammenschluss nämlich nicht. Der Bischof habe sich darum gesorgt, dass das kirchliche Leben vor Ort nicht dem Zentralismus zum Opfer falle. Deshalb gibt es neben dem gemeinsamen Kirchengemeinderat noch in jeder Teilgemeinde sogenannte Ortsausschüsse oder Ortsteams, in denen sich Kirchengemeinderäte, Ehrenamtliche und andere Interessierte regelmäßig treffen.

Doch letztendlich sei man sich ja ohnehin nicht mehr fremd gewesen, verweist Gemeindereferentin Monika Siegel, Ansprechpartnerin für die Kirchengemeinde zum Heiligen Kreuz Altbach, auf all das, was über lange Jahre schon gemeinsam entstanden ist: zum Beispiel der Kinderkirchentag, die Fronleichnamsprozession, gemeinsame Aktivitäten der Ministranten, das Frauencafé oder die Klausurtagungen der Kirchengemeinderäte. Ein wesentlicher Schritt war auch ein gemeinsames Mitteilungsblatt, das vor zwei Jahren von einem Team aus allen drei Kirchengemeinden gemacht wurde.

Jedenfalls war dann am Ende des Prozesses die Stimmung so gut, dass sich auf den Gemeindeversammlungen 144 Mitglieder für die Fusion und nur zwei dagegen entschieden hatten. Zwei hatten sich enthalten. „Wir erhoffen uns schon, dass mit diesem Schritt Synergien frei werden“, sagt Pastoralassistent Stefan Walter.

Allerdings hat der neue vereinigte Kirchengemeinderat auch mehr Aufgaben am Hals als seine drei Vorgängergremien. Sechs Kirchen, sechs Gemeindehäuser, sechs Kindergärten und drei Pfarrhäuser wollen erst einmal verwaltet werden. Und das wird trotz der Zusage, einen hauptamtlichen Kirchenpfleger zu bekommen, nicht einfach sein. Pfarrer Ascher schmunzelnd: „Es ist uns schon klar, dass das nicht das neue Reich Gottes ist, was wir da schaffen.“

Am 20. Januar feiern die drei Kirchengemeinden ihr Vereinigungsfest. Nicht in Plochingen, sondern in Reichenbach. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr.