WLB-Schauspielerin Marion Jeiter bei ihrem Auftritt vor Kindern und Senioren im Martin-Luther-Haus in Denkendorf. Foto: Rapp-Hirrlinger - Rapp-Hirrlinger

Zur Aufführung eines Theaterstücks kam junger Besuch ins Seniorenzentrum Martin-Luther-Haus. Denkendorfer Vorschulkinder schauten gemeinsam mit Senioren „Das Lachen der schönen Lau“. Das Seniorenzentrum möchte solche Begegnungen weiter ausbauen.

DenkendorfEs herrscht gespannte Aufmerksamkeit im Saal des Denkendorfer Seniorenzentrums Martin-Luther-Haus. Bewohnerinnen und Bewohner haben sich gerade in den Stuhlreihen niedergelassen, als plötzlich aufgeregtes Geplapper und Lachen von draußen hereindringt. Eine Schar Vorschulkinder vervollständigt das Publikum und lässt sich auf Sitzkissen nieder. Gleich werden Alt und Jung gemeinsam das Stück „Das Lachen der schönen Lau“ ansehen, das die Schauspielerin Marion Jeiter von der Jungen WLB ihnen präsentiert.

Susanne Krüger, die Leiterin der Sozialen Betreuung im Haus, hat die „Lesekiste“ der WLB engagiert, um der Kooperation zwischen den örtlichen Kindergärten und dem Seniorenzentrum neuen Schwung zu verschaffen. In unregelmäßigen Abständen seien seit der Eröffnung des Hauses vor zwölf Jahren immer wieder Kindergruppen da gewesen. „In letzter Zeit ist das etwas eingeschlafen“, bedauert sie. Deshalb hat Krüger alle Denkendorfer Vorschulkinder zum Theaterstück eingeladen, um wieder stärker mit den Kindergärten in Kontakt zu kommen. In Zukunft soll es dann regelmäßig Begegnungen mit einzelnen Kitas geben. Geht es nach Susanne Krüger, darf das ruhig einmal pro Woche sein. Man könne sich zum gemeinsamen Musizieren, Malen, Backen oder auch zu Ausflügen treffen. Manche der Bewohner motiviere dies, etwas Neues zu beginnen. Auch Projekte über einen längeren Zeitraum kann sie sich vorstellen – etwa ein Kunstprojekt, das in einer Ausstellung im Seniorenzentrum mündet. Krüger wünscht sich zudem, dass Lieder oder kleine Theaterstücke, die in den Kitas einstudiert werden, im Martin-Luther-Haus noch einmal aufgeführt werden. Das ist beim Krippenspiel der Kinderkirche der Evangelischen Kirchengemeinde schon gute Tradition. Auch für die Generalprobe solcher Aktivitäten stehe das Haus offen. Und warum sollten Senioren nicht mal einem Kindergarten einen Besuch abstatten: „Es gibt viele Möglichkeiten“, ist Krüger überzeugt.

„Keine Berührungsängste“

Die Begegnungen zeigten: „Die Senioren haben viel Freude an den Kindern, hören zu oder erzählen selbst.“ Manch einer, der sich im Alltag kaum noch äußere, spreche plötzlich mit den Kindern wieder. Diese gingen ihrerseits ganz selbstverständlich auf die Bewohner zu. „Es gibt keine Berührungsängste“, hat Krüger beobachtet.

Bewohner mit Demenz aktiviere der Kontakt mit den Kindern ungemein. „Oft kommen Erinnerungen an früher wieder hoch, als sie vielleicht selbst Kinder hatten“, erklärt Krüger. Die Geschichte von der schönen Lau, die von ihrem Ehemann in den Blautopf bei Blaubeuren verbannt wurde, weil sie nicht lachen kann, kennt fast jeder der Senioren im Publikum. Marion Jeiter als liebenswerte aber zuweilen etwas konfuse Köchin Bertha präsentiert Mörikes Märchen im Ein-Frau-Stück so vergnüglich, dass die Zuschauer immer wieder schallend auflachen. Fünfmal muss die traurige Fürstentochter, die durch eine Schöpfkelle verkörpert wird, lachen, um in ihre ferne Heimat zurückkehren zu können. Bertha setzt alles daran, dies zu erreichen. Hilfe bekommt sie dabei von der sprechenden Forelle mit Namen König Heinrich der Achte. Die Klarheit, die die Aufführung durch nur wenige Requisiten und eine einzige Akteurin hat, macht es leicht, der Handlung zu folgen. Vom Humor lassen sich alle anstecken. Vor allem die Kinder hält es teilweise kaum auf ihren Plätzen. „Sie bringen Leben, Lachen und Fröhlichkeit ins Haus“, freut sich Krüger.

„Dem Einrichtungsleiter Jens Eckstein und mir ist es wichtig, dass wir ein offenes Haus sind für verschiedene Gruppen aus der Gemeinde. Wenn unsere Bewohner schon am Gemeindeleben nicht mehr teilnehmen können, sollen sie doch den Anschluss an die Gemeinde nicht verlieren“, betont Krüger. Deshalb wünscht sie sich über die Kooperation mit den Kitas hinaus, „dass sich Ehrenamtliche aus Denkendorf animieren lassen, Projekte im Haus zu verwirklichen.“ Klavierspielen, Vorlesen oder mit den Bewohnern im Garten anzupacken – vieles kann sich Krüger vorstellen.