Quelle: Unbekannt

Land sagt Unterstützung für den Erlebnispfad und das Besucherzentrum am Heidengraben zu. Dort lag einst die größte Keltensiedlung in Europa.

Kreis EsslingenDas Land Baden-Württemberg will das Erbe der Kelten erlebbar machen. Der geplante Erlebnispfad und das Besucherinformationszentrum am Heidengraben sollen ein Pilotprojekt werden. Diese Botschaft brachte die Staatssekretärin Petra Olschowski vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst nach Erkenbrechtsweiler mit.

Das Gräberfeld am Burrenhof ist für den Tübinger Archäologen Gerd Stegmaier eine keltische Fundstätte von europäischem Rang. Auf der Vorderen Alb lag in der Antike die größte Keltensiedlung Europas. Der Heidengraben markiert mit seinem Zangentor die Verteidigungsanlage der Stadt. Das geplante Erlebniszentrum basiert auf den drei Ebenen Erlebnispfad, Erlebniswelt und Aussichtsturm. Digitale Technik und neue Medien werden eingesetzt. Der Erlebnispfad, an dessen Ausschreibung die Fachleute gerade arbeiten, umfasst eine 5,5 Kilometer größtenteils barrierefreie Runde mit acht Stationen. Dazu gibt es eine App. Die Kosten werden mit rund fünf Millionen Euro kalkuliert.

Jahrelang planten die Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten den Erlebnispfad und ein Informationszentrum. Bloß die Finanzierung war für die drei kleinen, finanzschwachen Kommunen kaum leistbar. Umso willkommener ist die Zusage des Landes. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sei es eine Herzensangelegenheit, das Erbe der Kelten sicht- und erfahrbar zu machen, sagte Staatssekretärin Olschowski. Andreas Schwarz, Grünen-Fraktionschef im Landtag, sagte: „Das Land wird das Projekt am Heidengraben unterstützen. Das ist die wesentliche Botschaft.“

Dass Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten so zäh an der Vision vom großen Keltenerlebnis festhielten, zahlt sich nun aus. Im Zuge der Konzeption „Baden-Württemberg und seine Kelten“ hat man 16 Fundstätten identifiziert. Weil die planerische Konzeption am Heidengraben so weit gediehen ist, wird man die Unterstützung des Projekts ganz vorne stellen. Dafür arbeiten nicht nur drei Gemeinden und viele Fachleute verschiedener Fakultäten zusammen. Sondern auch zwei Landkreise (Esslingen und Reutlingen) sowie zwei Regierungspräsidien (Stuttgart und Tübingen). Dieses Engagement über (Verwaltungs-) Grenzen ist nicht alltäglich. Das machten alle Politiker deutlich, die Andreas Schwarz nach Erkenbrechtsweiler eingeladen hatte. Für Schwarz ist es ein Musterbeispiel dafür, wie ein kulturelles Erbe im Zusammenspiel mit der Landschaft und digitalen Medien erhalten und gezeigt wird. Zudem ist für ihn solch eine Attraktion ein harter Standortfaktor im Werben um hochqualifizierte Arbeitskräfte.

Der Heidengraben ist aber auch ein ganz besonderer Fundort. Das Gebiet des ehemaligen Oppidums sei ein „riesiges Flächendenkmal“, sagte Schwarz. Olschowski, die sozusagen als Projektmanagerin für das Kelten-Konzept fungiert, sprach von der Reihe der „drei großen H“: Heuneburg, Hochdorf und Heidengraben. Das Interesse der Menschen sei groß. Gestaltungskraft und Kreativität der Kelten seien faszinierend. Ihr Erbe gelte es zu bewahren. „Die Kelten sind unsere Ahnen. Ihre frühere Heimat ist heute unsere Heimat“, unterstrich Schwarz. „Der Heidengraben nimmt eine Sonderrolle ein“, hob Olschowski hervor. „Das wird ein Pilotprojekt.“ Zur der Höhe der finanziellen Unterstützung wollte sie noch nichts sagen. „Form und Höhe werden noch besprochen.“ Aber das Projekt am Heidengraben sei „beispielhaft, begeisternd und einmalig“. Eine besondere Identifikation bewies der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser mit dem Statement „Wir sind Kelten.“ Die interkommunale Arbeit habe zu einem Vorzeigeprojekt geführt, mit dem der ländliche Raum weiterentwickelt werde. „Wir unterstützen das tolle Engagement der drei Kommunen, wo wir können“, sagte er auch im Namen seines Stuttgarter Kollegen Wolfgang Reimer.

Von beispielhafter Zusammenarbeit, aber auch von viel Arbeit und großem Realitätssinn sprach der Esslinger Landrat Heinz Eininger. „Ideen ersetzen keine Arbeit“, sagte er. Das Projekt habe eine große Planungsreife erlangt. Der Aufstellungsbeschluss für das Zentrum am Burrenhof stehe, das Verfahren um den Erlebnis-Pfad gehe so voran, dass er schon Konturen annehme. Es gebe aber auch hohe Nebenkosten: Am Burrenhof werde man für einen Kreisverkehr eine bis eineinhalb Millionen Euro ausgeben müssen. Die Gemeinden seien bei der Finanzierung auf Unterstützung angewiesen – „bei den Investitionen und beim Betrieb“.

Zusammen mit den Bädern in Beuren und Urach, dem Freilichtmuseum und dem Hohenneuffen könnte der Heidengraben den Tourismus forcieren, bestätigten die Bürgermeister Siegmund Ganser (Hülben) auch für seine Amtskollegen Roman Weiß (Erkenbrechtsweiler) und Roland Deh (Grabenstetten). Die Unterstützung des Landes sorge für noch mehr Motivation. Der Erlebnispfad könnte vielleicht noch in diesem Jahr eingeweiht werden. Der Heidengraben werde aus seinem jahrtausendealten Dornröschenschlaf erweckt, sagte Jörg Bofinger vom Landesdenkmalamt.