Das Kollegium der Breitwiesenschule hätte gerne eine Ganztagsschule in Wahlform, aber nur wenige Eltern würden ihr Kind dorthin schicken. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Seit 2014 wird in Hochdorf heiß diskutiert, ob aus der Breitwiesenschule eine Wahl-Ganztagsschule werden soll oder nicht. Jetzt steht fest: Die Wahlform wird es nicht geben. Die Mehrheit des Gemeinderats hält allerdings an der Option der gebundenen Ganztagsschule fest. Zum Unverständnis der Eltern und des Bürgermeisters.

Von Katja Eisenhardt

Im Fokus stand bisher die Einführung einer Ganztagsschule in Wahlform als Alternative zur Weiterentwicklung der bestehenden Schülerbetreuung. Wahlform hätte bedeutet, Ganztagsbetrieb an drei Tagen in der Woche à sieben Stunden. Die SPD hatte 2014 zusätzlich eine gebundene Ganztagsschule beantragt. Das Konzept sollten alle Beteiligten gemeinsam entwickeln. Es folgten Vorträge und Infoveranstaltungen mit Vertretern des Staatlichen Schulamts, Workshops und Bedarfsabfragen unter den Eltern. Die Schulkonferenz sprach sich mehrheitlich für die Wahlform aus und entwickelte ein Konzept. Im Fokus stehen dabei das individualisierte Lernen, Fördern und Fordern sowie die Förderung von Sozialkompetenzen. Die Mehrheit der Eltern favorisiert jedoch, die Schülerbetreuung weiter zu entwickeln. Bei einer Umfrage im Mai, an der sich 60 Prozent der angeschriebenen Eltern beteiligten, sprachen sich 73 Prozent gegen einer Ganztagsschule in Wahlform aus.

Die vom Staatlichem Schulamt Nürtingen empfohlene Mindestanzahl von 35 bis 40 verbindlich angemeldeten Kindern für den Ganztagsbetrieb kommt somit in den kommenden Schuljahren nicht zustande. Die Zahl wäre notwendig, damit die Schule mit entsprechenden Lehrerdeputaten und Finanzmitteln ausgestattet wird. Im Schuljahr 2018/19 gingen aus allen vier Klassenstufen nur 32 Kinder in die Ganztagsschule, in den Folgeschuljahren schwanken die Zahlen zwischen 27 und 34.

Für die Verwaltung ist der Antrag auf eine Ganztagsschule damit vom Tisch, zumal es die Wahlform nach einer Änderung seitens des Kultusministeriums ab 2018/19 so ohnehin nicht mehr geben wird, wie Kuttler erläuterte. Der Gemeinderat schloss sich der Verwaltung in diesem Punkt nach langer Diskussion an. Bei den zahlreich anwesenden Eltern sorgte das für sichtbare Erleichterung. Allerdings nur kurz, denn die gebundene Ganztagsschule ist keineswegs ad acta gelegt. Bis auf Willi Heber, Andrea Osthues (Freie Wähler) und Bürgermeister Gerhard Kuttler folgte der Gemeinderat einem Antrag von Siegfried Albrecht (CDU). Dieser forderte, die Verwaltung solle nicht nur ein Konzept für die Weiterentwicklung der Schülerbetreuung erarbeiten, sondern gemeinsam mit der Schulleitung und den anderen Beteiligten bis zum Schuljahresbeginn 2019/20 ein Konzept für eine gebundene Ganztagsschule erstellen. Dann solle sie für das Schuljahr 2020/2021 beantragt werden.

Albrecht bemängelte wie Birgit Wiesenhütter (Die Mitte), die gebundene Ganztagsschule und deren pädagogische Vorteile seien bei der Eltern-Befragung kein Thema gewesen. Mit einem Ganztagsbetrieb bis 15 Uhr käme man auch nicht mit den Freizeitangeboten im Ort in Konflikt. Man habe sicherlich eine sehr gut aufgestellte Grundschule, dürfe aber in der Entwicklung nicht stehen bleiben, sondern müsse zukunftsfähig bleiben, lautete ein mehrfach genanntes Argument aus den Fraktionen. Gerhard Kuttler betonte mehrfach, er wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf einen festen Termin für solch einen Antrag festlegen. Die Elternschaft habe sich eindeutig gegen einen Ganztagsbetrieb ausgesprochen. Er könne es daher nicht nachvollziehen, warum man diese Entscheidung nicht akzeptiere: „Mit der gebundenen Ganztagsschule zwingen wir alle, gegebenenfalls die Schule zu wechseln, sollten sie mit dem Hochdorfer Modell nicht einverstanden sein.“ Weitere Konzepte oder Entscheidungen seien für ihn nicht denkbar, ohne die Eltern erneut mit einzubeziehen.

In den Gesichtern der Eltern waren Verärgerung, Resignation und Ungläubigkeit zu lesen. In anschließenden Gesprächen äußerten Eltern die Befürchtung, dass sie in die weiteren Entscheidungen nicht mehr einbezogen werden, beziehungsweise, dass ihrer Meinung ohnehin keine Bedeutung zugemessen werde.