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Die Wiederbelebung der Bahnstrecke von Kirchheim nach Göppingen wird ad acta gelegt. Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zur Fahrgastzahl.

Esslingen Eine Bahnverbindung von Göppingen über Bad Boll nach Kirchheim wird es fürs Erste nicht geben. Das hat der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Kreistags am Donnerstag einstimmig beschlossen. Zu hoch wären Aufwand und Kosten, so das Ergebnis einer Vorstudie, die von den Landkreisen Esslingen und Göppingen in Auftrag gegeben wurde. 16 000 Euro haben die Kreise dafür in die Hand genommen. „Nun ist klar, dass wir kein ausreichendes Fahrgastpotenzial haben und die Kosten aus dem Ruder laufen würden“, sagte Landrat Heinz Eininger. Die Trasse soll aber freigehalten werden, falls sich eines Tages die Bedingungen ändern.

Bis 1989 fuhren die Züge der Voralbbahn auf der Strecke zwischen Göppingen und Bad Boll. Dann wurde der Verkehr eingestellt, die Trasse und Teile der alten Gleise blieben aber erhalten. Die alte Trasse wieder zu nutzen, wäre im Grunde kein Problem. Damit aber die Bahn für Fahrgäste tatsächlich attraktiv wird, müsste die Strecke über Weilheim bis Kirchheim weitergeführt werden. Auch zwischen Kirchheim und Weilheim besteht die Trasse noch. Die Verbindung zwischen Weilheim und Bad Boll müsste hingegen komplett neu gebaut werden. Das Gelände dort ist schwierig. Brücken und Tunnel wären nötig, die Kosten wären immens. Eine Masterarbeit, die sich mit dem Thema befasst hatte, nannte eine Größenordnung von ungefähr 400 Millionen Euro.

Auch die Weiterführung der Strecke in Bad Boll wäre kompliziert. Das Ortszentrum ist bebaut, eine Untertunnelung teuer und schwer durchzuführen. Mit einer Straßenbahn könnte man das vermeiden, allerdings sind die Straßen sehr eng. Würde man die Stadt hingegen umfahren und den Halt im Zentrum weglassen, würden auch zahlreiche Fahrgäste wegfallen. Das Aalener Ingenieurbüro Brenner Bernard schätzt die Zahl der Fahrgäste bei einer erweiterten Strecke auf etwa 1300 pro Tag. 2500 wären nötig, um die hohen Investitionen zu rechtfertigen. Ohne die Streckenerweiterung würden weniger als 1000 Fahrgäste die Bahn benutzen. Werden lediglich die alten Trassen reaktiviert, lockt das zu wenige Fahrgäste. Die erweiterte Strecke würde so teuer, dass beide Landkreise das Projekt nicht weiter verfolgen wollen.

„Die notwendigen Investitionen sind nicht nur eine, sondern zwei Nummern zu groß“, unterstrich Sieghart Friz (CDU), Bürgermeister in Unterensingen. Den öffentlichen Nahverkehr müsse man zwar fördern, man habe aber genug andere Projekte „an der Backe“. Dem stimmte auch Marianne Erdrich-Sommer, Fraktionsvorsitzende der Grünen, zu. „Kopfschmerzen“ bereite ihr jedoch, dass der Schienenverkehr immer der Realität hinterherhinke: „Die Mobilität wird nicht geringer, da sollte man nicht nur auf die jetzigen Bedingungen achten, sondern mit Blick auf die Zukunft planen.“

Für Eininger ist das Thema vom Tisch: „Wir haben die Frage ausreichend untersucht und nun ist es auch mal gut.“ Jetzt müsse man nach Alternativen suchen, die auf absehbare Zeit umgesetzt werden können. Eine Möglichkeit ist der Ausbau einer Schnellbusverbindung. Die wäre zwar langsamer als die Bahn, hätte aber mit der hügeligen Landschaft kein Problem.

Ganz aufgeben möchte man die bestehenden Trassen nicht. Seit Mitte der 1990er-Jahre zeigen Studien, dass das Fahrgastpotenzial steigt. Vielleicht wird die Voralbbahn eines Tages doch wieder eine Option werden.