Günstig in ganz Plochingen unterwegs: Das wollte die SPD nicht nur Dauerkarteninhabern bieten. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Vom Stumpenhof zum Bahnhof oder umgekehrt zum Preis einer Kurzstrecke fahren: Das wollte die Plochinger SPD-Gemeinderatsfraktion den Bürgern anbieten. Doch ihr Antrag scheiterte.

PlochingenBaltmannsweiler hat es, Deizisau hat es. Und bald bietet auch Esslingen seinen Bürgern ein ermäßigtes Ticket für innerörtliche Busfahrten an – wenngleich in etwas anderer Form. Plochingen hat es nicht – und wird es auch nicht bekommen. Der Antrag der SPD-Gemeinderatsfraktion, das Viererticket für Busfahrten innerhalb der Stadt statt für 9,50 Euro für 5,60 Euro zu verkaufen, damit alle Einzelfahrten in Plochingen zum Preis einer Kurzstrecke herzugeben und den geschätzten jährlichen Fehlbetrag von 15 000 bis 20 000 Euro aus der Stadtkasse zu begleichen, ist bei neun Nein-, acht Jastimmen und zwei Enthaltungen ganz knapp gescheitert.

Schon die Vorberatungen im Verwaltungsausschuss deuteten auf diesen Ausgang hin. Die Verwaltung hatte sich detailliertes Zahlenmaterial vom Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) über die Plochinger Fahrgastzahlen, aufgeschlüsselt auf die einzelnen Ticketarten und Wochentage, besorgt. Zudem wollte sie vom Verbund eine Einschätzung entsprechender Versuche in derzeit 15 Städten und Gemeinden und bei zwei Pilotprojekten in Herrenberg und Marbach haben.

Der VVS sei gerade dabei, interessierten Kommunen einen Vorschlag zu unterbreiten, derzeit gebe es viel tariflichen Wildwuchs, berichtete die Verwaltung. Meist gäben die betroffenen Kommunen reduzierte Vierertickets für eine Zone aus und glichen die Differenz zum Tarifpreis aus. Bei zwei Pilotprojekten in Herrenberg und Marbach werden hingegen reduzierte Einzeltickets verkauft. Dort gab es Fahrgastzuwächse – die reichten aber nicht dafür aus, die Mindererträge auszugleichen. Mit Blick auf die Plochinger Daten lässt sich feststellen, dass der Großteil der ÖPNV-Nutzer schon mit preisgünstigeren Dauerkarten unterwegs ist. Die Stadtverwaltung riet deshalb vor allem in Anbetracht der anstehenden großen Tarifreform des VVS und deren Finanzierungsbedarfs dazu, die Reform abzuwarten. Bürgermeister Frank Buß verwies zudem auf das anstehende Stadtverkehrskonzept, das viele Aufgaben mit sich bringe: „Das wird richtig Geld kosten.“ Außerdem müsse man die Radwege weiter ausbauen, man habe jetzt in Ladesäulen für die Elektromobilität investiert, müsse dringend für mehr Aufenthaltsqualität und Komfort am Zentralen Busbahnhof sorgen, vielleicht auch für eine Taktverdichtung, wie sie die Offene Grüne Liste (OGL) für die Buslinie 141 zwischen Bahnhof und Stumpenhof fordert. Buß: „Wir müssen auch keine schlechten Buslinien pushen und Rabatt geben, um ein Produkt marktfähig zu machen. Unsere Linie 141 ist eine der meistgenutzten Linien im ganzen Verbund.“ Man solle eher in Angebotsverbesserungen für alle investieren als nur einige wenige beglücken.

Das sahen auch die Freien Wähler so: Nur ein Drittel der Fahrgäste zahle bislang den Normalpreis, Nachfrage und Kosten des subventionierten Tickets seien nicht klar, die Tarifreform stehe vor der Tür und man solle eher in Maßnahmen für alle investieren, unterstützte Thomas Pressel den Bürgermeister. „Dass wir die Straßen entlasten und den Parksuchverkehr drosseln müssen, ist unstrittig“, sagte Stefan Kirchner (Offene Grüne Liste). Der OGL ist es deshalb wichtig, den ÖPNV zu verbessern, den Takt des 141ers über Mittag und abends zu erhöhen und seinen Anschluss an die S-Bahn zu optimieren. Da die Linie aber zum kommenden Jahr von der Firma Schefenacker auf die Bietergemeinschaft Fischle/Schlienz übergeht, hielt es Bürgermeister Frank Buß für sinnvoll, solche Gespräche zu gegebener Zeit mit den neuen Betreibern zu führen und den OGL-Antrag dann separat nochmals zur Abstimmung zu bringen.

Die SPD hielt indessen an ihrem Antrag fest. Zwar legte sie Wert darauf, dass er zu einem Zeitpunkt entstanden sei, der noch deutlich vor der breiten Diskussion über die VVS-Tarifreform lag. Deren sich abzeichnendes Ergebnis zeige aber ebenso deutlich, dass sich in Sachen Kurzstrecken nichts bewege. Weshalb man auch nicht noch weiter warten wolle, betonte Peter Raviol. Allein es half nichts. Freie Wähler und CDU votierten dagegen. Und die OGL , die das Zünglein an der Waage hätte sein können, war gespalten: Stefan Kirchner war fürs Stadtticket, Rainer Theobald und Andrea Maron Gronau enthielten sich der Stimme.