Karin Heubergs Bilder beeindrucken mit einer Vielfalt an Formen und Formaten, Motiven, Themen und Techniken. Foto: Stotz - Stotz

Nach fast 30 Jahren kandidiert Karin Heuberg nicht mehr für den Gemeinderat in Lichtenwald. Doch langweilig wird es ihr nicht, die Kunst hat es ihr angetan.

LichtenwaldMuse, Inspiration und Schaffenskraft wachsen sicher auch in Lichtenwald nicht auf den Bäumen. Doch betrachtet man den Werdegang so mancher Einwohner des Orts, könnte man zu der Ansicht gelangen, dass es mit dem Höhenzug des Schurwalds etwas Besonderes auf sich hat. Für Karin Heuberg steht dies außer Frage. „Gemalt habe ich seit meiner Jugend schon, Aquarelle haben mich beschäftigt und ich habe Federzeichnungen gemacht. Doch erst in Lichtenwald habe ich einen großen Schub erfahren“, erzählt die 73-Jährige.

Als berufstätige Mutter zweier Kinder hatte Karin Heuberg ihre Frau im Leben zu stehen, die Kunst spielte zunächst keine bedeutende Rolle. Als die Familie 1974 nach Lichtenwald zog, änderte sich vieles. „Ich weiß nicht genau, woran das liegt – das Licht und die Weite des Himmels über Lichtenwald, oder auch nur die gute Luft. Jedenfalls hat es mich enorm inspiriert und ich habe angefangen, intensiv zu malen und mit verschiedenen künstlerischen Techniken zu experimentieren“, erzählt Karin Heuberg. Zur Aquarellmalerei und den Zeichnungen kamen Arbeiten in Acryl, die Hinterglasmalerei und die spielerische Arbeit mit Farben, Gold- und Silberfäden auf Spiegeln in der Tradition klassischer Glasfenster, naturalistische, romantisierende oder abstrahierend zuspitzende Vielfalt.

Bereits damals lebten in Lichtenwald etliche künstlerisch tätige Menschen. Dem Ort eilte der Ruf voraus, ein Künstlerdorf zu sein. „Das hat mich zusätzlich angeregt, noch mehr zu machen“, sagt Heuberg. Zwar hat sie einige Kurse besucht, um ihre Technik zu verfeinern, „aber ansonsten ist alles autodidaktisch, einfach probieren und machen“.

„Machen“, der Wunsch, etwas zu bewegen, stand auch als Leitmotiv über Karin Heubergs vielen anderen Aktivitäten im Ort. Fast 30 Jahre lang gehörte sie dem Gemeinderat an, sie war stellvertretende Bürgermeisterin und im SPD-Ortsverein aktiv. Bei der Gemeinderatswahl Ende Mai kandidiert sie zwar nicht mehr, doch ganz mag sie die Finger von der Kommunalpolitik noch nicht lassen und so bewirbt sie sich für die SPD um ein Kreistagsmandat. Zur Kommunalpolitik gesellte sich ihr Einsatz für das dörfliche gesellschaftliche Leben, als Mitglied der Naturfreunde und des TSV, langjährige Vorsitzende des Gesangvereins Frohsinn, Mitbegründerin des Jugendhauses, Aktivistin für die künstlerische Aufwertung des Wasserturms zum Wahrzeichen des Orts ebenso wie für die Gemeindepartnerschaft mit Fleurieu-sur-Saône in Frankreich und für die Flüchtlingshilfe. Dieser Einsatz für den Ort sei zuweilen durchaus eine Herausforderung, „aber die künstlerische Arbeit hilft ungemein, auf den Boden und zur Ruhe zu kommen“, sagt Karin Heuberg.

Diese Arbeit trägt reiche Früchte. Eine Werkschau ihrer Bilder, die derzeit im Lichtenwalder Bürgerzentrum zu sehen ist, beeindruckt mit einer Vielfalt an Formen und Formaten, an Motiven und Modellen, an Themen und Techniken. Farbenfrohe florale Motive ziehen den Blick an, die sich bei näherer Betrachtung als ineinander verwobene Figuren erweisen, filigran ausgeführte Zeichnungen, fotorealistisch erfasste Elefanten auf ihrem Weg durch die Steppe ebenso wie Insekten, die mit ihrer dschungelartigen Umgebung zu verschmelzen scheinen.

Naturalistische Bilder bedrohlich sich auftürmender Wellen sind ebenso dabei wie abstrahierende Porträts, die vielen Facetten des Menschen, in Gold gefasst auf Glas. Zuweilen hat die Fantasie den Pinsel geführt, so manches Mal war es der Wunsch, einem als Foto vorliegenden Motiv mit den Mitteln der Malerei einen weiter gefassten Ausdruck zu verleihen. Die Bilder des Weltraumteleskops Hubble von kosmischen Nebeln und explodierenden Sternen inspirierten Heuberg zu einer farbintensiven Serie über das Werden und Vergehen im Universum. Und immer wieder findet sich der Himmel über Lichtenwald, sei es dezent im Hintergrund oder als tragendes Element. „Ich muss nur auf meinen Balkon gehen und schon sehe ich die unglaublichsten Wolkenformationen“, sagt Karin Heuberg.

Auch ohne Gemeinderatstätigkeit wird es Heuberg kaum langweilig werden, denn die Malerei wird sie weiterhin begleiten, sie ist „voll mit neuen Ideen. Ich möchte Menschen anregen, selbst etwas zu machen und könnte mir auch vorstellen, einen offenen Treff für Künstler und Kunstinteressierte zu installieren“, sinniert sie. Dort bestünde die Möglichkeit, gemeinsam mit Farben, Formen und Stilen zu experimentieren, sich über Kunst und ihren Stellenwert im Dorf auszutauschen oder gemeinsame Kulturangebote zu diskutieren. In Ergänzung zur Neubesetzung der Stelle des kommunalen Kulturbeauftragten könnte dies „als Anstoß, das Künstlerdorf von unten her wieder zu beleben“ wirken. „Das könnte noch ganz spannend werden“, sagt Karin Heuberg.

Die Ausstellung der Bilder von Karin Heuberg ist noch bis Ende Mai im Bürgerzentrum Lichtenwald zu sehen, allerdings nur zu Veranstaltungen. Nächste Gelegenheit ist am Sonntag, 28. April, um 18 Uhr zum Konzert des Orpheus Klaviertrios mit Martin Pillwein, Ceciel Strouken und Bernhard Pillwein-Rose. Ein Ausstellungsbesuch ist für Gruppen nach Absprache mit der Künstlerin per E-Mail unter karin-heuberg@web.de möglich.