Bürgermeisterkandidat Andreas Jarolim möchte alle Aichwalder Ortsteile in die Gemeindeentwicklung einbeziehen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Andreas Jarolim setzt auf seine Jugend und auf erste Erfahrungen in der Kommunalpolitik

AichwaldWar das zu anbiedernd? Oder konnte er damit punkten? Über die Einlage von Andreas Jarolim gleich zu Beginn des EZ-Forums in der Schurwaldhalle, als er zu seiner Vorstellung vor den Bühnenaufbau trat, gehen die Meinungen auseinander. Als jung und dynamisch will sich der 34-Jährige präsentieren und sich damit auch von seinem mutmaßlichen Hauptkonkurrenten Lorenz Kruß absetzen. Es dürfe „keine Barrieren“ zwischen ihm und den Aichwaldern geben. Ein Bürgermeister müsse nah an den Themen und bei den Menschen vor Ort sein – so wirbt Jarolim auch in seinem Wahlprospekt um Stimmen.

Reichen dieses jugendliche Element und seine beruflichen Erfahrungen als Konzessionsmanager aus, um die anspruchsvolle Rolle als Rathaus- und Verwaltungschef ausfüllen zu können? Er traue sich das zu, sagt der 34-Jährige. Denn er sei es gewohnt, Projekte umzusetzen und Menschen von Ideen zu überzeugen. Die Kommunalpolitik ist Jarolim nicht fremd, aber wirklich viel Erfahrung hat er auf diesem Terrain noch nicht vorzuweisen. Er gehört dem Vorstand des CDU-Stadtverbands Esslingen an und war lange im Kreisverband der Jungen Union aktiv. Bei der Kommunalwahl 2014 reichte es ihm nicht ganz zum Sprung in den Gemeinderat. Auf der CDU-Liste ist Jarolim erster Nachrücker. Dafür darf er als beratendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Erziehung und Soziales wenigstens ein bisschen Gemeinderatsluft schnuppern.

Sein Amt werde er völlig unabhängig von seiner Partei ausüben, verspricht der 34-Jährige. Doch werde er deshalb seine CDU-Wurzeln nicht verleugnen. Die bisherige Parteiarbeit sei für ihn eine gute Schule für die Kommunalpolitik gewesen, sagt er. Warum er in die lokale Politik möchte? „Da kann man direkt gestalten und Dinge bewegen“, so Jarolim. „Aber alles nur im Miteinander, mit den Fraktionen und den Menschen vor Ort.“

Zugute kommen werde ihm seine bisherige Tätigkeit, ist Jarolim überzeugt. Im Auftrag der Netze BW, einer Tochter der EnBW, betreut er Kommunen in Netzfragen. Schon als Student war er zum Energiekonzern gekommen. Seine Abschlussarbeit schrieb er dort zum Thema erneuerbare Energien. Dass man sich auf diesem Gebiet stärker engagieren muss, steht für Jarolim außer Frage. Aber man müsse dabei stets auch die Bedürfnisse von Mensch und Natur berücksichtigen. Genau deswegen sieht er den zunächst ins Auge gefaßten Windkraft-Standort „ES-03, Weißer Stein“ kritisch. „Zu nah an der Wohnbebauung“, sagt er. Deswegen lehne er diesen Standort entschieden ab. Klar positioniert sich der 34-Jährige auch zur Zukunft der örtlichen Grundschule. Alle drei Standorte, Schanbach, Aichelberg und Aichschieß, sollten auf jeden Fall erhalten werden. Verbesserungsbedarf sieht er bei den Betreuungszeiten in den Kindertagesstätten. Eine Ausweitung müsse man prüfen, denn für viele berufstätige Eltern sei schon eine halbe Stunde mehr sehr hilfreich. Ebenfalls einsetzen möchte er sich für einen besseren Mobilfunk-Empfang und für den Ausbau des Breitbandnetzes. Das sei nicht nur für die ortsansässigen Betriebe wichtig, auch Privatleute bräuchten beispielsweise für Homeoffice eine schnelle Datenübertragung im Netz.

Für verbesserungswürdig hält er die örtliche Nahversorgung. Auch um mehr Kaufkraft im Ort zu halten, will er sich für die Ansiedlung eines Vollsortimenters einsetzen. Der bestehende Einzelhandel werde dadurch nicht groß leiden, ist Jarolim überzeugt.

Weitere Betreuungsplätze müsse man für Senioren schaffen. Denn das bestehende Pflegeheim platze jetzt schon fast aus allen Nähten. Von jungen Menschen weiß er, dass es selbst in Aichwald zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Hoffnung setzt er deshalb in das neue Wohngebiet „Fuchsbühl“, aber auch in eine bessere Innenverdichtung. Trotzdem will er auf diesem Gebiet nicht zu viel versprechen: „Das Problem der gesamten Region werden wir in Aichwald nicht lösen können.“

Beeindruckt ist Jarolim von der Leistung vieler Ehrenamtlicher. Deswegen müsse die Gemeinde die örtlichen Vereine „so gut es geht unterstützen“. Unterstützen wird er die Pläne der Esslinger, die Engpässe bei der Verbindung Richtung Aichwald zu verbessern. Doch ist ihm klar, dass man vor der Realisierung einer jetzt ins Gespräch gebrachten Tunnel-Lösung noch viele dicke Bretter bohren muss. Die solide Finanzwirtschaft der Gemeinde möchte er fortsetzen. „Aichwald soll weiterhin schuldenfrei bleiben.“

In der gleichen Reihenfolge wie auf dem offiziellen Stimmzettel für die Wahl am 17. März stellt die EZ in einer Serie die sieben Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Aichwald vor. Morgen folgt ein Beitrag über Michael Reinhardt.

Noch mehr Infos zur Bürgermeisterwahl in Aichwald

Die Kandidaten im Überblick