An dieser Stelle soll die geplante Lärmschutzwand entlang der verlängerten Hafenbrücke nach rechts auf den Lämriegel der Bahn einschwenken und ihn deutlich höher machen. Die Wand soll maximal 14,4 Meter hoch werden. Nicht nur der Blick auf den Schrott, sondern auch auf die Stadt wird entlang der Brücke verschwinden. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Lieber die Stadt Plochingen und die Schrottberge der Firma Kaatsch sehen oder 45 Meter lang neben einer hohen Lärmschutzwand entlang fahren? Der ATU hat für den Lärmriegel votiert.

PlochingenDarf die Firma Kaatsch mit einer hohen Lärmschutzwand entlang der verlängerten Hafenbrücke und der Bahnlinie den Blick auf Plochingen verstellen? Oder nimmt man dem Schrott- und Metallhandelsunternehmen die Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die sich ihm damit böten? „Das ist eine Abwägungssache“, sagt Wolfgang Kissling, Leiter des Verbandsbauamts in Plochingen. Er hat seine Entscheidung getroffen, der gemeinderätliche Ausschuss für Technik und Umwelt ist ihm einmütig gefolgt:Kaatsch darf.

Genehmigungsbehörde ist zwar das Landratsamt. Doch der Plochinger ATU gibt in seiner Stellungnahme der Firma grünes Licht, auf ihrem östlichen Grundstück entlang der verlängerten Hafenbrücke etwa ab Höhe des Einmündungsbereich des Nordseekais eine 45 Meter lange Lärmschutzwand aufzustellen, die dann nach rechts auf die bestehende Lärmschutzwand der Bahn einschwenkt und diese auf einer Länge von etwa 130 Meter entlang der Bahnlinie erhöht. Maximal 14,4 Meter soll sich der neue Lärmriegel über das Kaatsch-Gelände erheben. Mit seiner ge wellten Blechverkleidung soll er die Optik der Recyclinghalle auf der anderen Seite der Brücke aufnehmen.

Mit dieser und weiteren Lärmschutzmaßnahmen – in einem ersten Bauabschnitt will das Recyclingunternehmen das Spänelager mit einer 5,5 Meter hohen Dachkonstruktion einhausen sowie Kranbahnträger umbauen und teils abbrechen – möchte sich Kaatsch eine Verlängerung seiner Betriebszeiten sichern. Derzeit wird montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr und samstags bis 12 Uhr gearbeitet. Angestrebt sind künftig 6 bis 20 Uhr unter der Woche und samstags von 7 bis 20 Uhr. „Die Aktivitäten können bei reduziertem Betrieb auch bis 22 Uhr ausgedehnt werden“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.

Eine Erhöhung des Umschlags von jährlich 250 000 Tonnen sei nicht vorgesehen, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Dennoch liefern täglich im Schnitt 84 Lastwagen den Schrott an und fahren leer wieder ab. Der Abtransport des Materials erfolgt zu 80 Prozent übers Wasser, zu 20 Prozent über die Schiene. Die Immissionsgutachten geben der Firma grünes Licht – sofern der angestrebte Lärmschutz realisiert wird und „nicht alle intensiven Lärmquellen gleichzeitig in Aktion sind“, schränkt die Stadt Plochingen ein. Die Stadt verspricht sich von der neuen Wand im Normalbetrieb sogar eine Verbesserung für die Bewohner in der Tal- und Halbhöhenlage Plochingens.

Wand schöner als Schrottplatz

Bürgermeister Frank Buß meinte, er hätte an diesem Fleckchen Plochingen auch lieber eine Verlängerung des Landschaftsparks Bruckenwasen. Doch die Firma Kaatsch sei ein florierender Betrieb und der Blick von der Brücke auf eine Lärmschutzwand sei doch angenehmer als auf die Kranbahn darunter. Der Schrottplatz verschwinde zwar nicht, werde aber „deutlich kaschiert“, fand Reiner Nußbaum (CDU). Bei der Verlängerung der Betriebszeiten gehe es um die Weiterentwicklung des Unternehmens. Auch Stefan Kirchner (OGL) sprach sich unterm Strich gesehen dafür aus, den „gesunden Standort“ zu stärken. Längere Betriebszeiten vor allem am Samstag seien schon eine Beeinträchtigung für die Umgebung, fürchtete Dagmar Bluthardt (SPD). Ihr gefiel die Gestaltung der Wand nicht. Wenn man über die Hafenbrücke fahre, müsse man sich ja vorkommen „wie in einer Konservendose“. Sie plädierte für „eine Alternative zur Blechwand“, etwa aus Glas.

Die sah nicht nur Thomas Euchenhofer (Freie Wähler), sondern auch Verbandsbauamtsleiter Kissling nicht. Wenn die Firma die Grenzwerte der TA Lärm einhalte, könne man ihr Bauvorhaben kaum ablehnen, so Kissling. Er könne auch den Wunsch nach verlängerten Betriebszeiten nachvollziehen. Schließlich sei das Unternehmen sehr stark abhängig von den Wasserständen und müsse optimale Gegebenheiten auch optimal ausnutzen können. „Wir müssen nicht aus jedem Bauwerk in Plochingen ein Kunstwerk machen,“ fand Ralf Schmidgall (CDU). Ein Werbeträger soll die Wand aber nicht werden . Das hat die Stadt in ihrer Stellungnahme eindeutig festgeschrieben.