Der Verein Die Halle sorgt seit 1983 für ein umfangreiches Musikprogramm in der Filsgemeinde. Das Clublokal ist in der Kanalstraße. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Was ist gerade heiß in der Live-Rock-Szene? Eindeutig die weniger gemütlichen Töne, zeigt die „What’sHot Cruise“-Festivalreihe, die am Samstag, 7. Oktober, im Reichenbacher Club die Halle Station macht. Der Betreiberverein und die Musikinitiative Rock Stuttgart (MIR) wollen jungen Bands eine Bühne geben. Doch diese zu finden, ist gar nicht mehr so einfach, haben die Organisatoren bemerkt.

Von Greta Gramberg

„Pay to Play“ ist meist das Credo, wenn unbekannte Musiker auftreten wollen. Das heißt, sie müssen für die Bühnenzeit bezahlen. Nicht gerade ein Anreiz, sich für Live-Rock zu begeistern, wissen die „What’s Hot“-Macher. „Es geht darum, eine Möglichkeit für junge Bands zu bieten, aufzutreten“, erklärt Tonio Marcigliano vom MIR-Vorstand die Arbeit seines Vereins. Die Initiative hat vergangenes Jahr ein früheres Festivalformat in Stuttgart wieder aufleben lassen, bei dem die Bands ein Kontingent von Eintrittskarten erhalten, die sie selbst verkaufen können - als Gage. Fünf Bands spielten im Club Zentral. „Der Laden war rappelvoll“, so Marcigliano. Im zweiten Jahr geht das Format als „What’s Hot Cruise“ auf Reise - und macht mit harten Gitarren-Riffs und Gebrüll auch in Reichenbach Halt.

Junger Publikumsgeschmack

Hier kooperiert die MIR mit der Kulturinitiative die Halle, in deren Musiklokal das Festival stattfindet. Zuletzt habe es vor allem Veranstaltungen für älteres Publikum gegeben, sagt Geschäftsführer Florian Pfirrmann, über den der Kontakt zur MIR zustande gekommen ist. „Das wollen wir ändern, es soll wieder mehr Angebote für jüngeres Publikum geben.“

Das Programm des Abends folgt dementsprechend dessen Musikgeschmack. Dieser geht laut Marcigliano und Pfirrmann grundsätzlich eher weg von der Live-Musik und hin zu elektronischen Genres. Und wenn doch Rock, dann der ganz harte: Hardcore oder Metalcore sind heutzutage bei einigen Kids en vogue. „Da kommt man nicht drum rum“, sagt Marcigliano. Headliner des Abends ist dementsprechend eine Metal-Band, Bleeding Out the Rage aus Donzdorf. „Die sind auch überregional bekannt“, sagt der MIR-Vertreter. Die Musik sei tanzbar und die vier Jungs fänden eine gute Mischung aus melodischen und härteren Passagen. Der Abend beginnt mit der Melodic Hardcore-Kombo These Days to Come. Außerdem treten das Duo Strahlemann auf, das sich schwer in ein Genre pressen lässt, und Marciglianos eigene Band Bouncing Betty, die eher klassischen, lauten Rock und Alternative betreibt.

„Wichtig ist, einen guten Mix rauszukriegen“, sagt Marcigliano. Beim zweiten „What’s Hot Cruise“-Abend im Böblinger Intus am 25. November kommen Funk-, Folk- und Blues-Bands zum Zuge, zum Abschluss im Club Zentral am 9. Dezember werden die Töne wieder härter. Die Veranstalter sind zufrieden mit dem Programm, allerdings sei es diesmal schwieriger gewesen, es zusammenzustellen. Während es in der Vergangenheit viele Bewerbungen gab, habe man diesmal mehr die Fühler ausstrecken müssen, so Marcigliano.

Die Erfahrung hat auch Florian Pfirrmann in der nächsten Umgebung gemacht. Sein Gefühl ist, dass es aktuell weniger junge Bands gibt, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Die Männer führen das auf die schlechteren Bedingungen für Live-Musiker zurück: Weniger Unterstützung, weniger Zeit in Schule und Ausbildung, weniger Möglichkeiten, aufzutreten. Und natürlich der Trend weg vom Instrument hin zum Synthesizer. „Problem ist, dass es keine Vorbilder mehr gibt“, glaubt Pfirrmann. Das heutige Musikfernsehen zeige nur noch kommerziell erfolgreiche Musik, weniger Genres.

Schüler lassen sich kaum blicken

Auch in der Halle lässt sich die Generation der Schüler und 20er weniger blicken, erzählt Florian Pfirrmann. Während Konzerte weiter gut besucht würden, verzeichne das Lokal einen extremen Einbruch im Partysektor. „Früher war hier das Gymnasium Plochingen jeden Mittwoch komplett anwesend.“ Doch Faktoren wie der größere Lerndruck und, dass sie ihr Geld weniger fürs Ausgehen ausgeben, führen junge Besucher immer weniger in den Club am Rande der Filsgemeinde.

Womöglich ändert sich das aber mit „What’s Hot Cruise“. „Ziel ist, eine Kooperation aufzubauen zwischen MIR und der Halle“, sagt Tonio Marcigliano. Vielleicht lasse sich die Zusammenarbeit in Zukunft intensivieren. Die Musikinitiative brauche nach dem Schließen der Stuttgarter Röhre wieder einen Hausclub.

Tickets im Vorverkauf gibt es auf Anfrage bei den auftretenden Bands und bei Die Halle, Tel. 07153/958 256, www.diehalle.de.