Am Baum hängt kein Müllsack, die Stadt Wendlingen hat an jüngeren Bäumen ein Bewässerungssystem installiert. Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Der Mangel an Regen macht gerade jungen Bäumen sehr zu schaffen. Die Kommunen im Landkreis gehen unterschiedlich mit dem Problem um. Vertreter der Stadt Kirchheim appellieren an ihre Bürger, die Bäume mit Wasser zu versorgen. In Wendlingen hat man eine Dauerbewässerung installiert. Birke, Ahorn und Hainbuche leiden besonders unter der Dürre.

Kreis EsslingenManche lassen die Blätter hängen, andere verfärben sich schon herbstlich: Bäume, die in Ortschaften entlang der Straßen stehen, insbesondere die jungen, leiden unter der Trockenheit. Die Kommunen gehen damit unterschiedlich um. Die einen, wie die Stadt Kirchheim, bitten die Bürgerinnen und Bürger, durstige Bäume zu gießen, andere halten das für wenig sinnvoll.

„Bereits zwei bis vier Gießkannen Wasser lindern den Trockenstress deutlich“, erklärt die Stadt Kirchheim. Gebhard Räcke vom Esslinger Grünflächenamt ist da eher skeptisch: Um etwas zu bewirken, müsse man schon einen Schlauch ins Beet legen und das Wasser über Nacht laufen lassen, meint er, denn große Mengen seien sinnvoller. Die Stadt Esslingen hat ihre Gießaktivitäten bereits ausgeweitet. Normalerweise werden Bäume nach der Pflanzung drei Jahre lang gegossen, zehn Mal im ersten Jahr, dann in längeren Abständen. „Jedes Mal bekommen sie 300 Liter Wasser“, berichtet Räcke. Inzwischen habe man aber auch Bäume, die schon im vierten und fünften Jahr stehen, in die Gießliste aufgenommen – weil auch sie noch nicht tief genug verwurzelt seien, um der Dürre trotzen zu können. Dafür setze die Stadt einen zusätzlichen Wasserwagen ein.

Zum Schutz werfen Bäume Blätter ab

Fest steht: Ältere, etablierte Bäume mit tiefen Wurzeln ertragen den Wassermangel besser als junge. Immerhin war der Winter feucht, „der Trockenstress begann ja erst im April“, sagt Räcke. Trotzdem sehe man auch bei vielen betagteren Bäumen, dass sie leiden: Das gelte vor allem für Birken, Ahorne und Hainbuchen. Manche Bäume versuchen sich zu schützen, indem sie vorzeitig das Laub abwerfen. Damit haben sie weniger Blattoberfläche und verdunsten weniger Wasser. Allerdings könnten sie dann auch weit weniger Reservestoffe für die Zukunft einlagern, erklärt Räcke, und würden dadurch anfälliger. In Ostfildern können Bürger bei der Stadt melden, wenn ihnen der schlechte Zustand eines Baumes auffällt. Dann komme der Bauhoftrupp zum Gießen, versichert Pressesprecherin Andrea Wangner. „Die sind tatsächlich fast nonstop mit den großen Tankwagen im Einsatz“, sagt sie, wobei bis zu 200 Liter Wasser pro Guss gespendet würden. Einmal richtig durchfeuchten bis in die Tiefe, das sehe der Grünflächenmanager der Stadt als weitaus wirkungsvoller an als kleine Mengen. Deshalb fordere die Stadt Ostfildern ihre Bürger auch nicht zum Gießen mit der Kanne auf, sondern setze auf ihre Profis.

Wassersack statt Gießkanne

Alle Bäume zu gießen, sei aber schlichtweg unmöglich, betont Heike Lüttmann, die Bauhofleiterin in Wendlingen. „Die alten Stadtbäume müssen so überleben, die werden auch überleben“, ist sie überzeugt. Für die jungen Bäume bis zum Alter von fünf Jahren hat Wendlingen ein Bewässerungssystem angeschafft. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Müllsäcke an den Stämmen befestigt wurden. Tatsächlich handelt es sich um Wassersäcke für Bäume, die um den Stamm gelegt und mit einem Reißverschluss befestigt werden. Diese „Tree Kings“ geben über einen Zeitraum von bis zu zehn Stunden 100 Liter Wasser ab. „Wir versuchen, wenn es ganz heiß ist, zwei Mal die Woche aufzufüllen“, erklärt Lüttmann. Rund 150 solcher Säcke habe die Stadt angeschafft, seit zwei Jahren seien sie im Einsatz mit durchaus sichtbarem Nutzen.

Die Bauhofleiterin hält aber auch den Gießkanneneinsatz nicht für sinnlos: „Wenn ein Bürger 20 Liter hin kippt und das jeden Tag, bin ich der Meinung, das hilft dem Baum auch.“ Wie Heike Lüttmann geht Gebhard Räcke ebenfalls davon aus, dass sich die Folgeschäden der Dürre erst im kommenden Jahr wirklich zeigen werden. Oft habe man dann vermehrten Austrieb und auch vermehrten Fruchtansatz, sagt er, dafür aber ein verringertes Wachstum. Was bei Straßenbäumen nicht erwünscht ist und Mehrarbeit beschert: „Wir müssen zum Beispiel zusätzlich schneiden und düngen.“