Felicitas Kaiser schreibt ihre Gedanken in einen Ordner. Foto: Rudel - Rudel

Mit 14 Jahren ist Felicitas Kaiser aus Köngen schon eine erfolgreiche Autorin. Mit ihrem Kurztext „AB“ ist sie in der Endrunde des Autorenwettbewerbs der Berliner Festspiele dabei.

KöngenFantasy-Romane sind die Leidenschaft von Felicitas Kaiser. Die 14-jährige Schülerin liest dieses Genre nicht nur leidenschaftlich gerne. Ihre eigenen Texte sind davon geprägt. Mit „AB“ hat es die Köngenerin, die das Robert-Bosch-Gymnasium in Wendlingen besucht, beim Bundeswettbewerb der Berliner Festspiele unter die besten 20 jungen Autorinnen und Autoren aus Deutschland geschafft. Als zweitjüngste Teilnehmerin ist die literaturbegeisterte Schülerin ab heute beim Autorentreffen dabei, das im Haus der Berliner Festspiele bis zum Montag stattfindet. Die meisten Preisträger sind zwischen 18 und 21 Jahre alt.

In Workshops mit bekannten Autoren, die schon lange professionell schreiben, lernen die 20 Besten nicht nur das Handwerk des Schreibens kennen. Die erfolgreichen Dramatiker Laura Naumann und Thomas Freyer zum Beispiel leiten Workshops. Themen sind Lyrik, das politische Essay, Informationsdramaturgie und vieles mehr. Erfahrene Schriftsteller geben dem Nachwuchs Tipps, wie man eine Karriere planen kann. „Es geht auch darum, sich zu vernetzen“, sagt Jennifer Wilkens, die das Projekt bei den Berliner Festspielen betreut. Das Treffen junger Autorinnen und Autoren findet bereits zum 23. Mal statt. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Gelassen vor dem Auftritt

Dass sie unter 593 jungen Schriftstellern aus ganz Deutschland von einer Fachjury unter die besten 20 gewählt wurde, freut die Köngener Gymnasiastin sehr. „Das war schön, als ich die Mail in meinem Postfach fand.“ Ihre Eltern werden sie nach Berlin begleiten. Über diese Unterstützung ist sie glücklich. Ist sie denn aufgeregt, dass sie ihren Text nun am Freitag vor einem fachkundigen Publikum im Seitenfoyer des Hauses der Berliner Festspiele vortragen darf? „Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht“, sagt die Schülerin. Sie spricht durchdacht und konzentriert. Ihre Gelassenheit nimmt man der 14-Jährigen ab. Sie freue sich auf die Begegnung mit anderen jungen Autoren. Und sie fiebert dem Austausch mit erfahrenen Autoren entgegen. Welche Workshops sie besuchen möchte, lässt sie erst mal offen. Tipps fürs Schreiben zu bekommen, interessiert die Jugendliche mit den langen braunen Haaren sehr.

„Gedichte sind nicht so meins“, sagt Felicitas und lächelt. Sie schreibe seit vielen Jahren, sagt die Schülerin, und dann am liebsten Prosa – wann das begann, wisse sie gar nicht mehr so genau. Aber sie nehme sich die Texte von früher immer mal wieder zur Hand. „Dann wundere ich mich, wie ich da geschrieben habe.“ Ihr Text „AB“, den sie in Berlin vorstellen wird, lenkt den Blick auf zwei Menschen, denen die Sprache abhanden kommt: „Falls es irgendeinen Leser interessiert, A hieß einmal Lucinda und B einmal Bill, aber wie gesagt, Namen interessierten keinen mehr.“ Das klingt wie der Anfang eines Dystopie. Sehr fokussiert und mit feinem Gespür für Mimik und Gestik ihrer Figuren erzählt sie dann von einem Zusammenfinden, das bitter endet. In Zeiten, da ihre Generation eher auf die knappe Kommunikation von Facebook oder Snapchat setzt, beobachtet die Gymnasiastin ihre Mitmenschen genau.

Was mit Menschen passiert, die im Trubel der Gegenwart ihre Erinnerung verlieren, beschreibt die junge Literatin im Exkurs über B: „Nun, sein Gehirn hat sich noch nicht gewagt, sich damit genauer zu befasssen, dass es keine Zeit gibt. Stattdessen tut es so, als gäbe es sie noch. Ihre Lebensgeschichten, die sich A und B alsbald erzählen werden, sind ebenfalls völliger Quatsch, den sich ihre unangepassten Gehirne zurechtgefriemelt haben.“

Das Sterben der Sprache beschreibt Kaiser stark. Und sie versteht es, den Spannungsbogen zu halten. Dabei experimentiert die Gymnasiastin mit den Möglichkeiten des Erzählens. Dabei denkt sie auch über ihre eigene Rolle in dem Prozess nach: „Ich mag es, mich als Autorin in die Geschichte einzuklinken.“ So nimmt sie ihr Lesepublikum mit auf eine aufregende Reise in ihre literarische Welt.

Die Dramaturgie ihres fünfseitigen Textes stimmt. Aber noch mehr reizt es die 14-jährige zurzeit, ihren ersten Roman abzuschließen. In dem Fantasy-Text geht es um eine Prinzessin. Aber mehr mag die Autorin noch nicht verraten. In ihr Notizbuch und in ihren Ordner trägt sie Eigenschaften der Charaktere ein, feilt an ihren Profilen. Dieses gründliche Arbeiten macht ihr Freude. Ihre Wochenenden hält sich die Autorin fürs Schreiben frei, denn sie will an den Texten dranbleiben. „Unter der Woche komme ich nicht so dazu.“ Wenn ihr Zeit bleibt, spielt sie Geige. Oder sie trifft sich mit ihrer Freundin, die auch gerne schreibt.