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Kultusministerin Susanne Eisenmann setzt auf multimediale Kompetenz - und mehr Fortbildung für Lehrer.

KöngenPionierarbeit leistet das Team der Köngener Burgschule bei der Medienbildung. Jeder Schüler und jede Schülerin hat ein eigenes Tablet. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ließ sich von den Jungen und Mädchen zeigen, wie sie die neuen Medien im Unterricht an der Gemeinschaftsschule umsetzen. Im EZ-Interview sprach sie auch über landesweite Perspektiven.

Frau Eisenmann, das Land investiert in die Ausstattung der Schulen mit digitalen Medien. „Wir werden bis 2021 eine Milliarde Euro in die Hand nehmen, um die technische Infrastruktur im ganzen Land und auch für baden-württembergische Schulen zu verbessern“, sagten Sie beim Kongress des Landesmedienzentrums an. Ihr Leitprinzip aber ist: Technik folgt Pädagogik. Wie lässt sich das umsetzen?
Tatsächlich ist es so, dass die Technik immer der Pädagogik folgen muss. Ersetze lesen durch wischen ist keine Pädagogik. Deshalb sind solche vorbildlichen Konzepte, wie wir sie in der Burgschule präsentiert bekamen, oder auch unsere Tablet-Projekte im Land wichtig, weil wir da ausprobieren, wie das in der Praxis klappen kann. Alle diese Erfahrungen werden evaluiert. Die Frage muss lauten: Wie schaffen wir es, dass der Einsatz von Medien additiv ist, und dass er einen Mehrwert erzeugt. Daran arbeiten wir mit Partnern, mit Universitäten, und mit Lehrerinnen und Lehrern. Das haben wir in den vergangenen zwei Jahren deutlich ausgeweitet, um so Erkenntnisse zu bekommen, die wir dann bald in die Fläche übertragen können.

Es gibt ja Schulen, die diese Umsetzung schon länger praktizieren. Ein Schulleiter sagte jüngst, dass man IT-Sicherheitsexperten brauchen würde, um die Schulen dafür aufzustellen. Was halten Sie davon?
Dabei sind zwei Aspekte wichtig. Zum einen müssen wir unsere Lehrerinnen und Lehrer noch viel umfassender fortbilden. Das werden wir noch stärker tun, als das bisher der Fall war. Andererseits ist es wichtig, dass die Schulen technisch optimal ausgestattet werden. Dann brauchen wir auch da Fachleute, die die Systeme am Laufen halten. Das müssen aber keine Lehrer sein. Da sind wir mit den Kommunen im Gespräch. Wir haben Multimedia-Empfehlungen mit den Kommunen entwickelt, die auf diese Themen Antworten geben. Allerdings sind diese noch nicht in Kraft getreten, weil wir die Finanzierung mit den Partnern, gerade auch mit den Kommunen, noch nicht abgeklärt haben.

Ab welchem Alter halten Sie es denn für sinnvoll, mit neuen Medien zu arbeiten?
Ich glaube, dass Maß und Mitte entscheidend sind. Ich habe in meiner Rede beim Köngener Neujahrsempfang bewusst Pestalozzi zitiert mit seiner Definition von Bildung, wonach Kopf, Herz und Hand ineinander greifen müssen. Und deshalb glaube ich, dass es den Einsatz von Medien braucht – aber klug und additiv. In weiterführenden Schulen ist er wichtig. Ich bin aber überzeugt davon, dass in den Grundschulen ein starkes Gewicht auf Lesen, Schreiben und Rechnen, also auf die Kulturtechniken, gelegt werden muss, und weniger auf den Einsatz von Medien. Die Grundlagen Lesen, Schreiben und Rechnen sind auch in 20, 30 Jahren noch von entscheidender Bedeutung. Deshalb glaube ich, dass wir genau betrachten müssen, ab welchem Alter wir mit digitalen Medien arbeiten. An weiterführenden Schulen aber steht außer Frage, dass wir noch mehr tun müssen – besteht Nachholbedarf.

Die neuen Medien bergen Gefahren. Cybermobbing oder der Missbrauch von jugendgefährdenden Seiten sind nur zwei Beispiele. Wenn Schüler die Tablets für zuhause bekommen, birgt das ein Risiko. Was müssen die Schulen leisten, um die Gefahr gering zu halten?
Was präventive Arbeit angeht, leisten die Schulen heute viel. Schon in der Grundschule kann man Kinder altersgerecht auf diese Gefahren aufmerksam machen. Medienbildung ist da ein großes Thema. Das ist Teil unserer Leitperspektive in Bildungsplänen – in allen Fächern und Klassen muss das eine wichtige Rolle spielen: Wie bewerte ich Nachrichten, die in den Medien auftauchen? Wie gelingt es uns, Kindern und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich eine eigene Meinung zu bilden? Welche Möglichkeiten habe ich, um einzuschätzen, ob das, was ich lese, überhaupt sein kann oder nicht? Und dann muss es um die Risiken gehen. Was bedeutet Datenschutz? Was ist Cyber-Mobbing? Das ist nicht nur unter Jugendlichen wichtig. Die Schulen tun da viel, aber auch das Elternhaus ist gefordert.

Dass der Hacker-Angriff auf Politiker und Prominente von einem Schüler ausging, macht nachdenklich. Müssen Schulen noch mehr tun, um Kindern und Jugendliche ihre Verantwortung und die Tragweite solcher Aktionen vor Augen zu führen?

Über den Fall weiß ich zu wenig. Aber ich bin sicher, dass der Täter seinen Hacker-Angriff nicht von der Schule aus gestartet hat. Dass das ein krimineller Ansatz ist, da sind sich alle einig. Es hat aber auch damit zu tun, dass wir unsere Daten selber besser schützen müssen. Wie verantwortlich gehen wir mit unseren Daten um? Da muss jeder oder jede an sich arbeiten. Unbestritten war das ein massiver Eingriff. Ich bin froh, dass das so schnell aufgeklärt wurde. Dennoch: Es ist erschreckend.

Das Interview führte Elisabeth Maier.

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