Jürgen Domöver Foto: Haußmann - Haußmann

Jürgen Domhöver arbeitet in der Jugendgerichtshilfe des Landratsamts Esslingen. Die EZ hat ihn Fragen zu Gewalt bei Jugendlichen gestellt.

Kreis EsslingenJürgen Domhöver arbeitet in der Jugendgerichtshilfe des Landratsamts Esslingen. Er hat also mit Jugendlichen zu tun, die durch Gewalt auffällig geworden sind.

Herr Domhöver, bei Ihnen landen die extremen Fälle aus dem Bereich Jugendkriminalität. Trotzdem haben Sie eine sehr gute Rehabilitationsrate. Woher kommt das?
Sobald Polizei, Anwälte und Richter ins Spiel kommen, fangen die meisten jungen Menschen an nachzudenken. Auf einmal plagt sie die Sorge, dass ihr Fall in der Presse landet, dass sie ins Gefängnis kommen oder wegen einer Vorstrafe keinen Ausbildungsplatz finden. Solche Ängste sind nicht unbegründet. Vor Jahren begleitete ich eine Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz bei der Bundespolizei bekam, weil sie einen Eintrag im Führungszeugnis hatte. Die Jugendlichen, die bei uns landen, müssen sich auseinandersetzen mit ihrem Verhalten und der sozialen Verantwortung, beispielsweise in Anti-Aggressivitäts-Trainings.

Wie wichtig ist es, dass Gewalt im Schulalltag thematisiert wird?
Das halte ich für sehr wichtig. Lehrer sollten Zwischenfälle im Unterricht sofort thematisieren und Schülern die Möglichkeit geben, zu den Ereignissen Stellung zu beziehen. Wie haben sie den Zwischenfall erlebt? Was ging dabei in ihnen vor? Wo liegen Grenzen? Dass die Schule Vorkommnisse thematisiert, entbindet Eltern aber nicht von ihrem Erziehungsauftrag und davon, Kindern Normen und Werte zu vermitteln, aber auch Grenzen aufzuzeigen.

Es gibt Jugendliche, die zwar auf-, aber noch nicht straffällig geworden sind. Kann man sein Kind trotzdem ins Training schicken?
Diese Chance gibt es im Kreis Esslingen tatsächlich. Straffällig gewordene Jugendliche ab 14 Jahren können einen sozialen Trainingskurs besuchen. Auch junge Menschen, bei denen die Sorge besteht, dass sie straffällig werden, können das Angebot nutzen. Sie gehen auf Ursachensuche und lernen, ihr Verhalten zu reflektieren und soziale Verantwortung zu übernehmen.

Die Fragen stellte Daniela Haußmann